Bei der diesjährigen Klimakonferenz der Vereinten Nationen in Kopenhagen soll ein Nachfolgeabkommen zum Kyoto-Protokoll ausgearbeitet werden, die Vertragsstaaten sollten unseres Erachtens starke Anreize zur Senkung von Treibhausgasemissionen einführen. Damit lassen sich die Investitionstätigkeit anregen und die Wirtschaft wieder beleben.
Die groben Umrisse einer Antwort auf die globale Klimaerwärmung stehen seit Jahren fest. Ein internationales System zur Begrenzung der CO2-Emissionen und zum Handel von Emissionsrechten würde den Maßnahmen Finanzmittel zuführen, die Treibhausgase auf kosteneffiziente Weise reduzieren. Weitreichende Effizienzstandards, beispielsweise für Haushaltsgeräte, Fahrzeuge und Gebäude, würden dazu beitragen, dass Unternehmen und Privatverbraucher weniger Energie verbrauchen.
Eine Reihe strategischer Initiativen könnten Staaten helfen, die Innovationskraft der Unternehmen zu nutzen, um die Treibhausgasemissionen in den Griff zu bekommen:
Internationale Vereinbarungen, um in Schlüsselindustrien die Emissionen zu senken
Schaffung von Anreizen für Unternehmen zur CO2-Abscheidung und sicheren unterirdischen Speicherung, um die Einführung dieser vielversprechenden Technologie zu beschleunigen
Nutzung von Technologiefonds zur Unterstützung der Entwicklung und des kommerziellen Einsatzes neuer Technologien mit einem hohen Senkungspotenzial der CO2-Emissionen, wie z. B. durch moderne Biokraftstoffe
Bisher zielten die Verhandlungen auf eine globale Vereinbarung ab, die für Industrie- wie auch für Schwellenländer akzeptabel sein könnte. Dies bleibt zwar das Endziel, hat sich jedoch bisher als äußerst kompliziert und schwierig erwiesen.
Ein möglicher Ansatzpunkt wären Vereinbarungen zwischen kleineren Gruppen maßgeblicher Länder, um die Emissionen einzelner Wirtschaftsbereiche mit hohen Treibhausgasemissionen zu begrenzen. Derartige Vereinbarungen können eine wichtige Grundlage für eine weiter gefasste Abmachung bilden. Bereiche, auf die man sich konzentrieren sollte, sind u. a. die Energieerzeugung – die ca. 35 % der globalen CO2-Emissionen produziert – sowie die Zement-, Chemikalien- und Stahlproduktion.
Die Mitwirkung einiger der wichtigsten Länder würde einen Kompromiss erleichtern. Derartige Abmachungen würden die Sorgen in wettbewerbsintensiven globalen Industrien ausräumen, da strenge Emissionsvorschriften für die teilnehmenden Länder einen Konkurrenznachteil gegenüber Unternehmen in Ländern mit weniger strengen Auflagen darstellen.
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Ein theoretisches Beispiel wäre eine Vereinbarung über Emissionen von Kohlekraftwerken etwa zwischen China, der Europäischen Union, Indien, Japan und den USA, wo ca. 80 % der globalen Kohlekraftwerkskapazität installiert sind. Eine solche Abmachung könnte Mechanismen für den Transfer sauberer Kohletechnologie von Industrieländern an Schwellenländer umfassen. „Cap + Trade“ Emissionshandel könnte eine potenzielle Finanzierungsquelle durch Versteigerung von Emissionsrechten sein.
Die Lage ist dringend. Im Lauf der kommenden zehn Jahre werden allein in Asien neue Kohlekraftwerke mit einer Kapazität von ca. 800 Gigawatt errichtet. Das entspricht der gesamten heutigen Stromerzeugungskapazität der Europäischen Union. Nach dem Bau der Anlagen erreichen die zusätzlichen Emissionen über 4 Mrd. t CO2 jährlich – das entspricht ca. den gesamten energiebezogenen Emissionen der EU – und diese Kraftwerke werden 30 Jahre oder länger in Betrieb sein.
Darüber hinaus sollten die Verhandlungsführer der Klimakonferenz die Abscheidung und Speicherung (CCS) von CO2 zu einer Priorität machen. Obwohl der vermehrte Einsatz von erneuerbarer und Nuklearenergie die Emissionen reduziert, reicht dies nicht aus, um mit der schnell wachsenden Energienachfrage Schritt zu halten. Fossile Brennstoffe werden über Jahrzehnte hinaus die Hauptquelle für die Energieerzeugung der Welt bleiben.
Die „Reinigung“ der fossilen Brennstoffe ist in der Tat eine unerlässliche Brücke zu einer kohlenstoffarmen Zukunft. Der Zwischenstaatliche Ausschuss für Klimaänderungen der Vereinten Nationen hat erklärt, dass CCS mit bis zu 55 % zur Emissionssenkung in diesem Jahrhundert beitragen könnte, die Forscher für erforderlich hielten, um gegen die Klimaerwärmung vorzugehen. Allerdings widersetzen sich Unternehmen gegen Investitionen in die Abscheidung und Speicherung, die zu beträchtlichen Kosten führen, ohne aber Einnahmen oder Erträge zu erzeugen. Wenn das CCS-Verfahren sein Potenzial erfüllen soll, brauchen Unternehmen Investitionsanreize und Verdienstmöglichkeiten.
Die Entscheidungsträger sollten die CCS-Technologie auf unterschiedliche Art und Weise fördern. Erstens müssen sie für CO2-Emissionen einen Preis festlegen. Sie könnten dies durch die Begrenzung der Emissionen und durch Schaffung eines Marktes erreichen, auf dem Unternehmen Emissionsrechte verkaufen und kaufen können, wie z. B. im EU-Emissionshandel. Zweitens muss CCS innerhalb des Mechanismus für umweltverträgliche Entwicklung des Kyoto-Protokolls anerkannt werden. Über diesen Mechanismus können Industrieländer in Projekte zur Emissionssenkung in Schwellenländern investieren.
Die Regierungen sollten abschließend die Entwicklung und den kommerziellen Einsatz von Technologien fördern, die eine kohlenstoffarme Energiezukunft versprechen. Aufgrund des dramatischen Verfalls der Energiepreise in den vergangenen Monaten ist es unwahrscheinlich, dass Privatanleger auf unerprobte Technologien setzen.
Staatskassen, die knapp bei Kasse sind, werden offensichtlich Schwierigkeiten haben, Mittel bereitzustellen. Programme für den Emissionshandel können jedoch eine alternative Finanzierungsquelle sein. Die Europäische Union hat beispielsweise unlängst eine Reserve von 300 Mio. handelbaren Emissionsrechten gebildet, die an innovative Projekte für erneuerbare Energien bzw. die CO2-Speicherung vergeben werden. Dies würde - je nach den Marktpreisen für 1 t CO2 - einen Zuschuss von ca. 6-9 Mrd. € bedeuten, um neue Technologien betriebsreif umzusetzen.
Niemand weiß, ob die gegenwärtige Wirtschaftskrise Monate oder Jahre dauern wird. Ein positives Ergebnis aus Kopenhagen würde der Welt allerdings über Jahrzehnte hinweg dienen, und zwar durch Ankurbeln des Wachstums und durch Maßnahmen zur Regelung der Treibhausgasemissionen.
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At the end of a year of domestic and international upheaval, Project Syndicate commentators share their favorite books from the past 12 months. Covering a wide array of genres and disciplines, this year’s picks provide fresh perspectives on the defining challenges of our time and how to confront them.
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Bei der diesjährigen Klimakonferenz der Vereinten Nationen in Kopenhagen soll ein Nachfolgeabkommen zum Kyoto-Protokoll ausgearbeitet werden, die Vertragsstaaten sollten unseres Erachtens starke Anreize zur Senkung von Treibhausgasemissionen einführen. Damit lassen sich die Investitionstätigkeit anregen und die Wirtschaft wieder beleben.
Die groben Umrisse einer Antwort auf die globale Klimaerwärmung stehen seit Jahren fest. Ein internationales System zur Begrenzung der CO2-Emissionen und zum Handel von Emissionsrechten würde den Maßnahmen Finanzmittel zuführen, die Treibhausgase auf kosteneffiziente Weise reduzieren. Weitreichende Effizienzstandards, beispielsweise für Haushaltsgeräte, Fahrzeuge und Gebäude, würden dazu beitragen, dass Unternehmen und Privatverbraucher weniger Energie verbrauchen.
Eine Reihe strategischer Initiativen könnten Staaten helfen, die Innovationskraft der Unternehmen zu nutzen, um die Treibhausgasemissionen in den Griff zu bekommen:
Bisher zielten die Verhandlungen auf eine globale Vereinbarung ab, die für Industrie- wie auch für Schwellenländer akzeptabel sein könnte. Dies bleibt zwar das Endziel, hat sich jedoch bisher als äußerst kompliziert und schwierig erwiesen.
Ein möglicher Ansatzpunkt wären Vereinbarungen zwischen kleineren Gruppen maßgeblicher Länder, um die Emissionen einzelner Wirtschaftsbereiche mit hohen Treibhausgasemissionen zu begrenzen. Derartige Vereinbarungen können eine wichtige Grundlage für eine weiter gefasste Abmachung bilden. Bereiche, auf die man sich konzentrieren sollte, sind u. a. die Energieerzeugung – die ca. 35 % der globalen CO2-Emissionen produziert – sowie die Zement-, Chemikalien- und Stahlproduktion.
Die Mitwirkung einiger der wichtigsten Länder würde einen Kompromiss erleichtern. Derartige Abmachungen würden die Sorgen in wettbewerbsintensiven globalen Industrien ausräumen, da strenge Emissionsvorschriften für die teilnehmenden Länder einen Konkurrenznachteil gegenüber Unternehmen in Ländern mit weniger strengen Auflagen darstellen.
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Ein theoretisches Beispiel wäre eine Vereinbarung über Emissionen von Kohlekraftwerken etwa zwischen China, der Europäischen Union, Indien, Japan und den USA, wo ca. 80 % der globalen Kohlekraftwerkskapazität installiert sind. Eine solche Abmachung könnte Mechanismen für den Transfer sauberer Kohletechnologie von Industrieländern an Schwellenländer umfassen. „Cap + Trade“ Emissionshandel könnte eine potenzielle Finanzierungsquelle durch Versteigerung von Emissionsrechten sein.
Die Lage ist dringend. Im Lauf der kommenden zehn Jahre werden allein in Asien neue Kohlekraftwerke mit einer Kapazität von ca. 800 Gigawatt errichtet. Das entspricht der gesamten heutigen Stromerzeugungskapazität der Europäischen Union. Nach dem Bau der Anlagen erreichen die zusätzlichen Emissionen über 4 Mrd. t CO2 jährlich – das entspricht ca. den gesamten energiebezogenen Emissionen der EU – und diese Kraftwerke werden 30 Jahre oder länger in Betrieb sein.
Darüber hinaus sollten die Verhandlungsführer der Klimakonferenz die Abscheidung und Speicherung (CCS) von CO2 zu einer Priorität machen. Obwohl der vermehrte Einsatz von erneuerbarer und Nuklearenergie die Emissionen reduziert, reicht dies nicht aus, um mit der schnell wachsenden Energienachfrage Schritt zu halten. Fossile Brennstoffe werden über Jahrzehnte hinaus die Hauptquelle für die Energieerzeugung der Welt bleiben.
Die „Reinigung“ der fossilen Brennstoffe ist in der Tat eine unerlässliche Brücke zu einer kohlenstoffarmen Zukunft. Der Zwischenstaatliche Ausschuss für Klimaänderungen der Vereinten Nationen hat erklärt, dass CCS mit bis zu 55 % zur Emissionssenkung in diesem Jahrhundert beitragen könnte, die Forscher für erforderlich hielten, um gegen die Klimaerwärmung vorzugehen. Allerdings widersetzen sich Unternehmen gegen Investitionen in die Abscheidung und Speicherung, die zu beträchtlichen Kosten führen, ohne aber Einnahmen oder Erträge zu erzeugen. Wenn das CCS-Verfahren sein Potenzial erfüllen soll, brauchen Unternehmen Investitionsanreize und Verdienstmöglichkeiten.
Die Entscheidungsträger sollten die CCS-Technologie auf unterschiedliche Art und Weise fördern. Erstens müssen sie für CO2-Emissionen einen Preis festlegen. Sie könnten dies durch die Begrenzung der Emissionen und durch Schaffung eines Marktes erreichen, auf dem Unternehmen Emissionsrechte verkaufen und kaufen können, wie z. B. im EU-Emissionshandel. Zweitens muss CCS innerhalb des Mechanismus für umweltverträgliche Entwicklung des Kyoto-Protokolls anerkannt werden. Über diesen Mechanismus können Industrieländer in Projekte zur Emissionssenkung in Schwellenländern investieren.
Die Regierungen sollten abschließend die Entwicklung und den kommerziellen Einsatz von Technologien fördern, die eine kohlenstoffarme Energiezukunft versprechen. Aufgrund des dramatischen Verfalls der Energiepreise in den vergangenen Monaten ist es unwahrscheinlich, dass Privatanleger auf unerprobte Technologien setzen.
Staatskassen, die knapp bei Kasse sind, werden offensichtlich Schwierigkeiten haben, Mittel bereitzustellen. Programme für den Emissionshandel können jedoch eine alternative Finanzierungsquelle sein. Die Europäische Union hat beispielsweise unlängst eine Reserve von 300 Mio. handelbaren Emissionsrechten gebildet, die an innovative Projekte für erneuerbare Energien bzw. die CO2-Speicherung vergeben werden. Dies würde - je nach den Marktpreisen für 1 t CO2 - einen Zuschuss von ca. 6-9 Mrd. € bedeuten, um neue Technologien betriebsreif umzusetzen.
Niemand weiß, ob die gegenwärtige Wirtschaftskrise Monate oder Jahre dauern wird. Ein positives Ergebnis aus Kopenhagen würde der Welt allerdings über Jahrzehnte hinweg dienen, und zwar durch Ankurbeln des Wachstums und durch Maßnahmen zur Regelung der Treibhausgasemissionen.