WASHINGTON, DC – Angesichts dessen, dass am 8. November in den Vereinigten Staaten Präsidentschaftswahlen stattfinden und auch in Europa einige Wahlen und andere politische Entscheidungen anstehen, ist jetzt eine gute Zeit zu fragen, ob die Weltwirtschaft stabil genug ist, um einen weiteren großen Negativschock verkraften zu können. Leider ist die Antwort, dass das Wachstum und die Arbeitsmärkte weltweit in schwacher Verfassung sind. Eine große negative Überraschung – wie die Wahl von Donald Trump in den USA – könnte den Aktienmarkt zum Zusammenbrechen bringen und die Welt in eine Rezession stürzen.
Viele Einsichten lassen sich immer aus dem halbjährlichen wirtschaftlichen Ausblick des Internationalen Währungsfonds gewinnen, der auf detaillierten Daten aus aller Welt beruht. Und da die letzte Version Anfang Oktober veröffentlicht wurde, ist sie besonders relevant. (Früher war ich selbst der führende Ökonom des IWF und zuständig für den Prognoseprozess, aber im August 2008 habe ich diesen Posten verlassen.)
In Tabelle 1.1 des IWF-Weltwirtschaftsausblicks werden die Hauptpunkte abgehandelt: eine Basisprognose von 3,1% weltweitem BIP-Wachstum in diesem Jahr und von 3,4% im Jahr 2017. Dies ist weniger als noch im April vorhergesagt wurde, da in den USA, in Europa und natürlich in Großbritannien Zeichen der Schwäche erwartet werden (die Briten müssen die Folgen des bevorstehenden Brexit tragen – des großen und potenziell traumatischen Schrittes, die Europäische Union zu verlassen).
Die offensichtlichste dunkle Wolke am Horizont ist Europa. Die Probleme der Briten tragen natürlich dazu bei, aber die größeren Probleme hat immer noch die Eurozone (Großbritannien hat den Euro nie eingeführt). Die Wachtumsaussichten für Spanien sind einigermaßen ermutigend und lassen auf eine Erholung hoffen. Aber die anhaltenden Sorgen über Italien – die drittgrößte Volkswirtschaft der Eurozone mit weniger als 1% Wachstum im Jahr – sind ernst.
Diese makroökonomischen Probleme werden durch ständigen Druck widergespiegelt, der auf den Banken der Eurozone lastet. Diese haben sich von vergangenen Verlusten nie völlig erholt, und ihre Eigenkapitalquote ist verglichen mit internationalen Wettbewerbern (beispielsweise aus den USA) und in Bezug auf die Erwartungen der Investoren weiterhin niedrig.
Das größere Problem bleibt die Unsicherheit darüber, wer dafür geradestehen muss, wenn die Verluste einer Bank zu einer möglichen Insolvenz führen. Diese Banken sind eindeutig zu groß zum Scheitern – keine vernünftige europäische Regierung würde ein solches Institut aufgrund von Schulden pleite gehen lassen. Aber es gibt keine länderübergreifenden Vereinbarungen darüber, wie die Verluste von Banken verteilt werden. Insgesamt betrachtet hat die Eurozone genug Haushaltskapazitäten, um sich hinter ihre Banken stellen zu können. Aber leider ist dies immer noch eine Entscheidung, die von den einzelnen Ländern selbst getroffen werden muss – die kollektiven Mechanismen zur Rekapitalisierung europäischer Banken sind weiterhin Stückwerk und viel zu schwach.
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Zu diesen Schwierigkeiten kommt noch dazu, dass das Wachstum der Schwellenländer mit mittlerem Einkommen nicht sehr stark ist. Langsameres Wachstum in diesen Ländern wird durch niedrigere Importprognosen und geringere Preiserwartungen für Rohstoffe widergespiegelt, was einen negativen Einfluss auf Rohmaterial- und Energieexporteure hat. Beispielsweise wird erwartet, dass die nigerianische Volkswirtschaft in diesem Jahr um 1,7% schrumpft.
2015 lag das Wachstum in den USA laut IWF bei 2,6%, und es wird erwartet, dass es dieses Jahr auf 1,6% fällt, bevor es sich 2017 wieder auf 2,2% steigt. Seit der Finanzkrise von 2008 fand eine lange und stetige Erholung statt, aber die Folgen des Zusammenbruchs sind immer noch spürbar.
Trump verspricht, das US-Wachstum sofort auf 4-5% zu bringen, aber dies ist reine Fantasie. Viel wahrscheinlicher ist, dass seine handelsfeindliche Politik zu einem scharfen Einbruch führen würde, etwa so wie ihn die Briten momentan erleben.
Tatsächlich könnten die Folgen eines Trump-Sieges für die USA sogar noch schlimmer sein. Die Regierung von Premierministerin Theresa May will zwar die britischen Grenzen für Einwanderer schließen, aber weiterhin mit der Welt Handel treiben. Trump hingegen ist entschlossen, die Importe durch eine Reihe von Maßnahmen einzuschränken, die alle innerhalb der Macht des Präsidenten liegen. Um der US-Wirtschaft Fesseln anzulegen, braucht er noch nicht einmal die Zustimmung des Kongresses.
Sogar in den besten Zeiten denken US-Politiker oft nicht genug daran, welche Folgen ihre Handlungen für den Rest der Welt haben. Ein Abschwung aufgrund von Trumps Handelshemmnissen würde Europa in eine handfeste Rezession stürzen, die wahrscheinlich von einer ernsthaften Bankenkrise begleitet wäre. Werden diese Risiken nicht abgemildert – und die Wahrscheinlichkeit eines europäischen Bankendebakels ist bereits jetzt beunruhigend hoch – würde daraus eine weitere Negativspirale entstehen. Wie auch immer, die Folgen für die Entwicklungsländer und alle Staaten mit niedrigerem Einkommen wären dramatisch.
Die Aktieninvestoren halten momentan eine Trump-Präsidentschaft für eine Entwicklung mit einer relativ geringen Wahrscheinlichkeit. Die genauen Folgen schlechter Politik sind immer schwer vorherzusagen, aber wenn sich die Investoren irren und Trump gewinnt, können wir erwarten, dass die Gewinnprognosen vieler börsennotierter Unternehmen deutlich nach unten korrigiert werden müssen – was wahrscheinlich zu einem Crash des Gesamtmarkts führen würde.
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The economy played a critical role in the 2024 presidential race, creating the conditions not only for Donald Trump to trounce Kamala Harris, but also for a counter-elite to usher in a new power structure. Will the Democrats and “establishment” experts get the message?
explains how and why Democrats failed to connect with US voters’ pocketbook realities.
Kamala Harris lost to Donald Trump because she received around ten million fewer votes than Joe Biden did in 2020. The Democratic Party leadership was, at best, indifferent to the erosion of voting access, negligent in retaining newer voters, and proactive in marginalizing what remained of its left wing.
thinks the party has only itself to blame for losing the 2024 election on low voter turnout.
WASHINGTON, DC – Angesichts dessen, dass am 8. November in den Vereinigten Staaten Präsidentschaftswahlen stattfinden und auch in Europa einige Wahlen und andere politische Entscheidungen anstehen, ist jetzt eine gute Zeit zu fragen, ob die Weltwirtschaft stabil genug ist, um einen weiteren großen Negativschock verkraften zu können. Leider ist die Antwort, dass das Wachstum und die Arbeitsmärkte weltweit in schwacher Verfassung sind. Eine große negative Überraschung – wie die Wahl von Donald Trump in den USA – könnte den Aktienmarkt zum Zusammenbrechen bringen und die Welt in eine Rezession stürzen.
Viele Einsichten lassen sich immer aus dem halbjährlichen wirtschaftlichen Ausblick des Internationalen Währungsfonds gewinnen, der auf detaillierten Daten aus aller Welt beruht. Und da die letzte Version Anfang Oktober veröffentlicht wurde, ist sie besonders relevant. (Früher war ich selbst der führende Ökonom des IWF und zuständig für den Prognoseprozess, aber im August 2008 habe ich diesen Posten verlassen.)
In Tabelle 1.1 des IWF-Weltwirtschaftsausblicks werden die Hauptpunkte abgehandelt: eine Basisprognose von 3,1% weltweitem BIP-Wachstum in diesem Jahr und von 3,4% im Jahr 2017. Dies ist weniger als noch im April vorhergesagt wurde, da in den USA, in Europa und natürlich in Großbritannien Zeichen der Schwäche erwartet werden (die Briten müssen die Folgen des bevorstehenden Brexit tragen – des großen und potenziell traumatischen Schrittes, die Europäische Union zu verlassen).
Die offensichtlichste dunkle Wolke am Horizont ist Europa. Die Probleme der Briten tragen natürlich dazu bei, aber die größeren Probleme hat immer noch die Eurozone (Großbritannien hat den Euro nie eingeführt). Die Wachtumsaussichten für Spanien sind einigermaßen ermutigend und lassen auf eine Erholung hoffen. Aber die anhaltenden Sorgen über Italien – die drittgrößte Volkswirtschaft der Eurozone mit weniger als 1% Wachstum im Jahr – sind ernst.
Diese makroökonomischen Probleme werden durch ständigen Druck widergespiegelt, der auf den Banken der Eurozone lastet. Diese haben sich von vergangenen Verlusten nie völlig erholt, und ihre Eigenkapitalquote ist verglichen mit internationalen Wettbewerbern (beispielsweise aus den USA) und in Bezug auf die Erwartungen der Investoren weiterhin niedrig.
Das größere Problem bleibt die Unsicherheit darüber, wer dafür geradestehen muss, wenn die Verluste einer Bank zu einer möglichen Insolvenz führen. Diese Banken sind eindeutig zu groß zum Scheitern – keine vernünftige europäische Regierung würde ein solches Institut aufgrund von Schulden pleite gehen lassen. Aber es gibt keine länderübergreifenden Vereinbarungen darüber, wie die Verluste von Banken verteilt werden. Insgesamt betrachtet hat die Eurozone genug Haushaltskapazitäten, um sich hinter ihre Banken stellen zu können. Aber leider ist dies immer noch eine Entscheidung, die von den einzelnen Ländern selbst getroffen werden muss – die kollektiven Mechanismen zur Rekapitalisierung europäischer Banken sind weiterhin Stückwerk und viel zu schwach.
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Zu diesen Schwierigkeiten kommt noch dazu, dass das Wachstum der Schwellenländer mit mittlerem Einkommen nicht sehr stark ist. Langsameres Wachstum in diesen Ländern wird durch niedrigere Importprognosen und geringere Preiserwartungen für Rohstoffe widergespiegelt, was einen negativen Einfluss auf Rohmaterial- und Energieexporteure hat. Beispielsweise wird erwartet, dass die nigerianische Volkswirtschaft in diesem Jahr um 1,7% schrumpft.
2015 lag das Wachstum in den USA laut IWF bei 2,6%, und es wird erwartet, dass es dieses Jahr auf 1,6% fällt, bevor es sich 2017 wieder auf 2,2% steigt. Seit der Finanzkrise von 2008 fand eine lange und stetige Erholung statt, aber die Folgen des Zusammenbruchs sind immer noch spürbar.
Trump verspricht, das US-Wachstum sofort auf 4-5% zu bringen, aber dies ist reine Fantasie. Viel wahrscheinlicher ist, dass seine handelsfeindliche Politik zu einem scharfen Einbruch führen würde, etwa so wie ihn die Briten momentan erleben.
Tatsächlich könnten die Folgen eines Trump-Sieges für die USA sogar noch schlimmer sein. Die Regierung von Premierministerin Theresa May will zwar die britischen Grenzen für Einwanderer schließen, aber weiterhin mit der Welt Handel treiben. Trump hingegen ist entschlossen, die Importe durch eine Reihe von Maßnahmen einzuschränken, die alle innerhalb der Macht des Präsidenten liegen. Um der US-Wirtschaft Fesseln anzulegen, braucht er noch nicht einmal die Zustimmung des Kongresses.
Sogar in den besten Zeiten denken US-Politiker oft nicht genug daran, welche Folgen ihre Handlungen für den Rest der Welt haben. Ein Abschwung aufgrund von Trumps Handelshemmnissen würde Europa in eine handfeste Rezession stürzen, die wahrscheinlich von einer ernsthaften Bankenkrise begleitet wäre. Werden diese Risiken nicht abgemildert – und die Wahrscheinlichkeit eines europäischen Bankendebakels ist bereits jetzt beunruhigend hoch – würde daraus eine weitere Negativspirale entstehen. Wie auch immer, die Folgen für die Entwicklungsländer und alle Staaten mit niedrigerem Einkommen wären dramatisch.
Die Aktieninvestoren halten momentan eine Trump-Präsidentschaft für eine Entwicklung mit einer relativ geringen Wahrscheinlichkeit. Die genauen Folgen schlechter Politik sind immer schwer vorherzusagen, aber wenn sich die Investoren irren und Trump gewinnt, können wir erwarten, dass die Gewinnprognosen vieler börsennotierter Unternehmen deutlich nach unten korrigiert werden müssen – was wahrscheinlich zu einem Crash des Gesamtmarkts führen würde.
Aus dem Englischen von Harald Eckhoff