WASHINGTON, D.C. – Etwa 40 % der Weltbevölkerung leben in Küstenregionen. Diese beherbergen nicht nur zwölf der 15 weltgrößten Städte, sondern sind auch eine wichtige Lebensader für unzählige Dörfer und kleinere Städte. Da rund 80 % des internationalen Handels über die Seehäfen abgewickelt werden, spielen die Küstenregionen zudem eine überragende wirtschaftliche Rolle, denn sie erwirtschaften 60-70 % des globalen BIP.
Angesichts des alarmierenden weltweiten Temperaturanstiegs stehen die Küstengemeinschaften an vorderster Front der Klima- und Biodiversitätskrise. Allein im vergangenen Jahr wurden die Karibik und die US-Golfküste von den Wirbelstürmen Beryl, Helene und Milton verwüstet, während in Libyen der Sturm Daniel tausende Menschenleben forderte. Dies unterstreicht die zunehmende Verwundbarkeit der Menschen an den Küsten der Welt.
Mit Verschärfung der Klimakrise wächst auch die Bedrohung durch den steigenden Meeresspiegel und die Versauerung und Erwärmung der Meere. Verschärft werden diese Gefahren durch die Zerstörung von Lebensräumen, Überfischung und Verschmutzung, die die Gesundheit und Artenvielfalt der marinen Ökosysteme beeinträchtigen. Der resultierende Verlust von Mangroven und Korallenriffen wird voraussichtlich enorme wirtschaftliche Verluste verursachen und zahlreiche Küstengemeinschaften verdrängen. Dies gilt insbesondere für die kleinen Inselentwicklungsländer, wo alle Aspekte des Lebens mit dem Meer verbunden sind.
Die Stärkung der Widerstandsfähigkeit der Küstenorte und der Schutz des Lebens, der Lebensgrundlagen und der Wirtschaft ihrer Bewohner sind nicht nur eine regionale oder nationale Priorität, sondern eine globale Notwendigkeit. Ihre Verwirklichung erfordert koordinierte Anstrengungen sowohl des öffentlichen als auch des privaten Sektors, insbesondere von Finanzinstitutionen, die in der Lage sind, die zur Unterstützung nachhaltiger, langfristiger Lösungen erforderlichen Investitionen zu tätigen.
Die Biodiversitätskonferenz der Vereinten Nationen prüft zu diesem Zweck, wie sich das Globale Rahmenwerk für die biologische Vielfalt 2022, das darauf zielt, bis 2030 30 % aller Land- und Meeresflächen unter Schutz zu stellen, voranbringen lässt. Die anstehende UN-Klimakonferenz (COP29) in Aserbaidschan wird sich auf Finanzierungslösungen konzentrieren. Und die UN-Ozeankonferenz im nächsten Jahr könnte zusammen mit dem ersten Blue Economy and Finance Forum dazu beitragen, die dringend erforderlichen koordinierten Maßnahmen zum Schutz der empfindlichsten Ökosysteme unseres Planeten in Gang zu setzen.
Ermutigend ist, dass auch private Finanzinstitute die Notwendigkeit erkennen, die Klimaresilienz zu stärken. Im Jahr 2023 wurden erstaunliche eine Billion Dollar an grünen, sozialen und nachhaltigkeitsbezogenen Anleihen ausgegeben, was das wachsende Interesse der Investoren an auf die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung ausgerichteten Projekten widerspiegelt. Doch bleiben die Investitionen in die Regeneration der Meere und die Stärkung der Widerstandsfähigkeit der Küsten weit hinter den hunderten Milliarden Dollar zurück, die jährlich für den Schutz gefährdeter Dörfer und Städte benötigt werden.
Die Schließung dieser Finanzierungslücke ist von entscheidender Bedeutung; ebenso wichtig allerdings ist die Einbindung der örtlichen Gemeinschaften. Durch Einbeziehung der Perspektive indigener Völker könnten politische Entscheider Maßnahmen erarbeiten, die die Natur schützen, eine nachhaltige Entwicklung fördern und dafür sorgen, dass Investitionen in die Infrastruktur und die Widerstandsfähigkeit von Gemeinschaften sowohl gerecht als auch effektiv sind.
Sektorübergreifende Partnerschaften sind der Schlüssel zum Aufbau einer Pipeline investitionsfähiger Projekte. Die Ocean Risk and Resilience Action Alliance (ORRAA), deren Exekutivdirektorin ich bin, versucht, Finanzmittel zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit der Meere zu mobilisieren. Durch Zusammenarbeit mit engagierten Partnern wollen wir Banken und Versicherer mit den Instrumenten ausstatten, die sie benötigen, um den Wert von Naturgütern in ihren Bilanzen zu berücksichtigen und zugleich den Einfallsreichtum und Unternehmergeist lokaler Führungspersönlichkeiten, von denen viele Frauen sind, zu nutzen.
Natürlich ist noch viel mehr zu tun. Um wirklich widerstandsfähige Küstengemeinschaften aufzubauen, müssen die Klimarisiken bei jedem Infrastrukturprojekt, jedem politischen Vorschlag und jeder Investitionsentscheidung berücksichtigt werden, die sich auf klimatisch anfällige Regionen auswirken. Durch Förderung naturbasierter Lösungen, wie die Wiederherstellung von Mangroven und Korallenriffen, könnten die politischen Entscheider den natürlichen Schutz vor Stürmen und Erosion stärken und zugleich die biologische Vielfalt und die lokale Wirtschaft fördern. Initiativen wie der Coastal Risk Index – eine interaktive Plattform, die Daten nutzt, um Investoren, Versicherern und politischen Entscheidern bei der Bewertung von Küstenrisiken zu helfen – werden bei diesen Bemühungen eine wichtige Rolle spielen.
Da die öffentliche Hand allein nicht in der Lage ist, das für den Schutz der Küstengemeinschaften erforderliche Kapital aufzubringen, ist eine stärkere öffentlich-private Zusammenarbeit unerlässlich, um die bestehende Finanzierungslücke zu schließen. Hierfür bedarf es der Entwicklung innovativer Finanzinstrumente, die die Risiken verringern und Anreize für eine Beteiligung des privaten Sektors schaffen. Vor diesem Hintergrund hat sich ORRAA mit der Development Guarantee Group zusammengetan, einem Bürgschaftsanbieter, der Projekte zur Anpassung an den Klimawandel und zu seiner Eindämmung unterstützt, um einen Mechanismus zu schaffen, der darauf zielt, die mit nachhaltigen Investitionen in Sektoren der „blauen Wirtschaft“ verbundenen Risiken zu verringern.
Die UN-Ozeankonferenz im nächsten Jahr in Frankreich und das Blue Economy and Finance Forum in Monaco bieten eine einzigartige Gelegenheit, diese verschiedenen Bemühungen zu bündeln. Durch die Zusammenführung von Wirtschaftslenkern und politischen Entscheidern könnten diese Treffen in großem Umfang Finanzmittel für den Schutz und die Stärkung der Widerstandsfähigkeit der Meere freisetzen und sicherstellen, dass die Küstengemeinschaften von einem umfassenden, nachhaltigen Ansatz zur Bewältigung der komplexen Herausforderungen der Klimakrise profitieren.
Doch um diese Chance zu nutzen, müssen Investoren, politische Entscheider und lokale Führungspersönlichkeiten ihre Anstrengungen bündeln. Durch entschlossene, koordinierte Klimamaßnahmen können wir gezielte Investitionen in die Widerstandsfähigkeit der Meere lenken und eine nachhaltige Zukunft für die Küstengemeinschaften sicherstellen – und für die Weltwirtschaft, die auf sie angewiesen ist.
Aus dem Englischen von Jan Doolan
WASHINGTON, D.C. – Etwa 40 % der Weltbevölkerung leben in Küstenregionen. Diese beherbergen nicht nur zwölf der 15 weltgrößten Städte, sondern sind auch eine wichtige Lebensader für unzählige Dörfer und kleinere Städte. Da rund 80 % des internationalen Handels über die Seehäfen abgewickelt werden, spielen die Küstenregionen zudem eine überragende wirtschaftliche Rolle, denn sie erwirtschaften 60-70 % des globalen BIP.
Angesichts des alarmierenden weltweiten Temperaturanstiegs stehen die Küstengemeinschaften an vorderster Front der Klima- und Biodiversitätskrise. Allein im vergangenen Jahr wurden die Karibik und die US-Golfküste von den Wirbelstürmen Beryl, Helene und Milton verwüstet, während in Libyen der Sturm Daniel tausende Menschenleben forderte. Dies unterstreicht die zunehmende Verwundbarkeit der Menschen an den Küsten der Welt.
Mit Verschärfung der Klimakrise wächst auch die Bedrohung durch den steigenden Meeresspiegel und die Versauerung und Erwärmung der Meere. Verschärft werden diese Gefahren durch die Zerstörung von Lebensräumen, Überfischung und Verschmutzung, die die Gesundheit und Artenvielfalt der marinen Ökosysteme beeinträchtigen. Der resultierende Verlust von Mangroven und Korallenriffen wird voraussichtlich enorme wirtschaftliche Verluste verursachen und zahlreiche Küstengemeinschaften verdrängen. Dies gilt insbesondere für die kleinen Inselentwicklungsländer, wo alle Aspekte des Lebens mit dem Meer verbunden sind.
Die Stärkung der Widerstandsfähigkeit der Küstenorte und der Schutz des Lebens, der Lebensgrundlagen und der Wirtschaft ihrer Bewohner sind nicht nur eine regionale oder nationale Priorität, sondern eine globale Notwendigkeit. Ihre Verwirklichung erfordert koordinierte Anstrengungen sowohl des öffentlichen als auch des privaten Sektors, insbesondere von Finanzinstitutionen, die in der Lage sind, die zur Unterstützung nachhaltiger, langfristiger Lösungen erforderlichen Investitionen zu tätigen.
Die Biodiversitätskonferenz der Vereinten Nationen prüft zu diesem Zweck, wie sich das Globale Rahmenwerk für die biologische Vielfalt 2022, das darauf zielt, bis 2030 30 % aller Land- und Meeresflächen unter Schutz zu stellen, voranbringen lässt. Die anstehende UN-Klimakonferenz (COP29) in Aserbaidschan wird sich auf Finanzierungslösungen konzentrieren. Und die UN-Ozeankonferenz im nächsten Jahr könnte zusammen mit dem ersten Blue Economy and Finance Forum dazu beitragen, die dringend erforderlichen koordinierten Maßnahmen zum Schutz der empfindlichsten Ökosysteme unseres Planeten in Gang zu setzen.
Ermutigend ist, dass auch private Finanzinstitute die Notwendigkeit erkennen, die Klimaresilienz zu stärken. Im Jahr 2023 wurden erstaunliche eine Billion Dollar an grünen, sozialen und nachhaltigkeitsbezogenen Anleihen ausgegeben, was das wachsende Interesse der Investoren an auf die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung ausgerichteten Projekten widerspiegelt. Doch bleiben die Investitionen in die Regeneration der Meere und die Stärkung der Widerstandsfähigkeit der Küsten weit hinter den hunderten Milliarden Dollar zurück, die jährlich für den Schutz gefährdeter Dörfer und Städte benötigt werden.
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Sektorübergreifende Partnerschaften sind der Schlüssel zum Aufbau einer Pipeline investitionsfähiger Projekte. Die Ocean Risk and Resilience Action Alliance (ORRAA), deren Exekutivdirektorin ich bin, versucht, Finanzmittel zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit der Meere zu mobilisieren. Durch Zusammenarbeit mit engagierten Partnern wollen wir Banken und Versicherer mit den Instrumenten ausstatten, die sie benötigen, um den Wert von Naturgütern in ihren Bilanzen zu berücksichtigen und zugleich den Einfallsreichtum und Unternehmergeist lokaler Führungspersönlichkeiten, von denen viele Frauen sind, zu nutzen.
Natürlich ist noch viel mehr zu tun. Um wirklich widerstandsfähige Küstengemeinschaften aufzubauen, müssen die Klimarisiken bei jedem Infrastrukturprojekt, jedem politischen Vorschlag und jeder Investitionsentscheidung berücksichtigt werden, die sich auf klimatisch anfällige Regionen auswirken. Durch Förderung naturbasierter Lösungen, wie die Wiederherstellung von Mangroven und Korallenriffen, könnten die politischen Entscheider den natürlichen Schutz vor Stürmen und Erosion stärken und zugleich die biologische Vielfalt und die lokale Wirtschaft fördern. Initiativen wie der Coastal Risk Index – eine interaktive Plattform, die Daten nutzt, um Investoren, Versicherern und politischen Entscheidern bei der Bewertung von Küstenrisiken zu helfen – werden bei diesen Bemühungen eine wichtige Rolle spielen.
Da die öffentliche Hand allein nicht in der Lage ist, das für den Schutz der Küstengemeinschaften erforderliche Kapital aufzubringen, ist eine stärkere öffentlich-private Zusammenarbeit unerlässlich, um die bestehende Finanzierungslücke zu schließen. Hierfür bedarf es der Entwicklung innovativer Finanzinstrumente, die die Risiken verringern und Anreize für eine Beteiligung des privaten Sektors schaffen. Vor diesem Hintergrund hat sich ORRAA mit der Development Guarantee Group zusammengetan, einem Bürgschaftsanbieter, der Projekte zur Anpassung an den Klimawandel und zu seiner Eindämmung unterstützt, um einen Mechanismus zu schaffen, der darauf zielt, die mit nachhaltigen Investitionen in Sektoren der „blauen Wirtschaft“ verbundenen Risiken zu verringern.
Die UN-Ozeankonferenz im nächsten Jahr in Frankreich und das Blue Economy and Finance Forum in Monaco bieten eine einzigartige Gelegenheit, diese verschiedenen Bemühungen zu bündeln. Durch die Zusammenführung von Wirtschaftslenkern und politischen Entscheidern könnten diese Treffen in großem Umfang Finanzmittel für den Schutz und die Stärkung der Widerstandsfähigkeit der Meere freisetzen und sicherstellen, dass die Küstengemeinschaften von einem umfassenden, nachhaltigen Ansatz zur Bewältigung der komplexen Herausforderungen der Klimakrise profitieren.
Doch um diese Chance zu nutzen, müssen Investoren, politische Entscheider und lokale Führungspersönlichkeiten ihre Anstrengungen bündeln. Durch entschlossene, koordinierte Klimamaßnahmen können wir gezielte Investitionen in die Widerstandsfähigkeit der Meere lenken und eine nachhaltige Zukunft für die Küstengemeinschaften sicherstellen – und für die Weltwirtschaft, die auf sie angewiesen ist.
Aus dem Englischen von Jan Doolan