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Die Entwicklungshilfe muss die Vulnerabilität der Länder berücksichtigen

CLERMONT-FERRAND/WASHINGTON, DC – Beim Jahrestreffen der Weltbankgruppe (WBG) und des Internationalen Währungsfonds in Marrakesch im letzten Oktober haben die Mitgliedsländer betont, dass die Entwicklungsfinanzierung erhöht werden muss. In den letzten Jahren haben die vielfältigen Krisen im Gesundheits-, Klima- und Sicherheitsbereich die globalen Ungleichheiten verschlimmert und die wirtschaftlichen und sozialen Errungenschaften der vergangenen Jahrzehnte rückgängig gemacht – insbesondere in vielen afrikanischen Ländern.

Viele Schlüsselsektoren des Kontinents waren massiv von der COVID-19-Pandemie betroffen, die 2020 55 Millionen Afrikaner in extreme Armut gestürzt hat. Auf den Kapverden beispielsweise, wo 25% des BIP und 23% der formalen Beschäftigungsverhältnisse auf den Tourismussektor fallen, ist die Wirtschaft in jenem Jahr um fast 15% geschrumpft – eine der schärfsten Rezessionen in Afrika.

Außerdem sind die afrikanischen Länder überproportional von der globalen Erwärmung betroffen, obwohl sie selbst am wenigsten zu ihr beigetragen haben. Madagaskar wurde 2022 von fünf aufeinander folgenden tropischen Stürmen und Zyklonen heimgesucht, die Schäden in Höhe von schätzungsweise über 658 Millionen Dollar (oder 4,8% des landesweiten BIP von 2020) verursacht haben. Auch die Komoren sind eines der am stärksten für Katastrophen anfälligen Länder des Kontinents – und insbesondere von tropischen Wirbelstürmen bedroht: 2019 hat der Zyklon Kenneth einen Schaden von etwa 185 Millionen Dollar (oder über 160% der Staatseinnahmen) verursacht.

Im letzten halben Jahrhundert haben dürrebedingte Schäden in Afrika mindestens 500.000 Menschenleben und über 70 Milliarden Dollar wirtschaftliche Verluste gekostet. Und auch die Zukunft sieht düster aus: Bleiben angemessene Anpassungsmaßnahmen und Investitionen aus, könnten in der Sahelzone bis 2050 13,5 Millionen weitere Menschen in extreme Armut abgleiten, und die Folgen des Klimawandels könnten die afrikanischen Länder 50 Milliarden Dollar im Jahr kosten.

Die komplexen Herausforderungen durch diese Krisen und die Dringlichkeit mutigerer Maßnahmen wurden von der internationalen Gemeinschaft erkannt. In Marrakesch haben die Regierenden der neuen Vision und Mission der Weltbankgruppe zugestimmt, eine von Armut freie Welt zu schaffen und den gemeinsamen Wohlstand auf einem lebenswerten Planeten zu fördern. Frankreich hat im Juni den Gipfel für einen neuen globalen Finanzpakt ausgerichtet, der zum Pariser Pakt für Menschen und den Planeten (4P) geführt hat, während die Vereinten Nationen im September einen Hochrangigen Dialog zur Entwicklungsfinanzierung ins Leben gerufen haben.

Aber um den Kampf gegen die Armut zu beschleunigen, müssen die multilateralen Kreditgeber bei ihrer Entwicklungsfinanzierung die strukturellen Anfälligkeiten der Länder für externe und interne Schocks berücksichtigen. Die UN, das Commonwealth-Sekretariat und andere Organisationen stellen bereits Vulnerabilitätsindizes auf, und andere wie die Weltbank bereiten sich darauf vor. Diese Indizes sollten multidimensional gestaltet werden – also die jeweiligen wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Herausforderungen berücksichtigen, aber auch anpassungsfähig genug sein, um den bestimmten Auftrag der jeweiligen Institution wider zu spiegeln.

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Während der Jahrestreffen in Marrakesch waren wir Mitorganisatoren einer Veranstaltung über die Notwendigkeit, bei der Bereitstellung vergünstigter Ressourcen die strukturellen Verletzlichkeiten der Länder zu berücksichtigen – was sich besonders auf die Internationale Entwicklungsorganisation bezog, den Fonds der Weltbank für die ärmsten Länder. Viele Teilnehmer haben erkannt, dass der Verteilungsschlüssel der Entwicklungsorganisation auf den neuesten Stand gebracht werden muss. (Natürlich konnten die Repräsentanten der multilateralen Kreditgeber zu den Reformen keine Position beziehen).

Unterstützungsmechanismen nach Katastrophen, die viele Kreditgeber durch vergünstigte Kredite oder Instrumente zur Umverteilung von Mitteln in Nothilfemaßnahmen schaffen, sind natürlich sehr wichtig. Aber all dies ist nicht genug. Wir müssen präventiv handeln können, um die finanzielle Resilienz der armen Länder zu stärken. Erweitern wir den Schlüssel zur Verteilung vergünstigter Mittel um den Faktor der Vulnerabilität, können wir strukturelle Schwächen kompensieren und finanzielle Zusammenbrüche verhindern. Außerdem müssen wir weniger undurchsichtige Ausnahmen von den Regeln machen, was Fairness, Effizienz und Transparenz zugute kommt. Andere Institutionen wie die Karibische Entwicklungsbank und die Asiatische Entwicklungsbank haben solche Ansätze bereits umgesetzt.

Der ständige Reformprozess der WBG bietet eine hervorragende Gelegenheit, über die Verwirklichung von Präventionsmaßnahmen nachzudenken. Dass sich die Internationale Entwicklungsorganisation bemüht, zwischen zwei Finanzierungszyklen den Umgang mit fragilitäts- und vulnerabilitätsbezogenen Themen zu verbessern, ist sehr begrüßenswert – da der Krisenvorbereitung nun Priorität eingeräumt wird, was eine notwendige Voraussetzung dafür ist, dass Verletzlichkeit nicht zur Armutsfalle wird.

Länder, die für externe und interne Schocks – insbesondere solche, die durch die globale Erwärmung häufiger geworden sind – anfällig sind, zahlen für Tatenlosigkeit einen hohen Preis. Laut einem umfassenden Bericht der Weltorganisation für Meteorologie waren 2022 über 110 Millionen Afrikaner direkt von meteorologischen, hydrologischen und klimabezogenen Gefahren betroffen – von Ereignissen, die Schäden in Höhe von über 8,5 Milliarden Dollar verursacht haben. Setzen die multilateralen Kreditgeber bei der Entwicklungshilfe nicht stärker auf Prävention, werden diese Kosten nur noch steigen.

Die in diesem Kommentar vertretenen Sichtweisen sind jene der Verfasser und nicht notwendigerweise diejenigen der Institutionen, die sie vertreten.

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