6ab5c50346f86f380ef07119_pa3824c.jpg Paul Lachine

Das Ende grüner Ideologie

PARIS – Die Kernschmelze im Atomkraftwerk von Fukushima hat auf aller Welt politische Nachbeben ausgelöst. Die Erschütterung ist jedoch meistens ideologischer Natur und entbehrt einer wissenschaftlichen Grundlage.

Die Manager des Reaktorbetreibers Tokyo Electric Power (TEPCO) sind zu Recht dafür kritisiert worden, eine alte Generation schlecht gewarteter Generatoren in Fukushima eingesetzt zu haben. Für die Japaner, die sich als die besten Ingenieure der Welt sehen, ein erheblicher Ansehensverlust.

Es hat zwar Demonstrationen gegeben, doch die kollektive Reaktion in Japan besteht nicht in einer Distanzierung von der Atomenergie. Schließlich sind nur wenige Personen durch den Unfall in Fukushima schwer verletzt worden – wahrscheinlich haben weniger als ein Dutzend Arbeiter eine gefährliche Strahlendosis abbekommen. Fast alle der tausenden von japanischen Opfern sind durch die Tsunami-Welle ums Leben gekommen, nicht durch eine Kernschmelze.

Japan wird nicht aus der Kernenergie aussteigen. Stattdessen werden seine Ingenieure bessere und sichere Kraftwerke entwickeln und dabei höchstwahrscheinlich auf die miniaturisierten Atomreaktoren setzen, die das in die Jahre gekommene Kraftwerk in Fukushima ersetzen sollten. Die meisten Japaner haben trotz der Tragödie in ihrem Land ihren Sinn für Rationalität bewahrt, wie auch die meisten Menschen in benachbarten asiatischen Ländern wie China und Südkorea, die ebenfalls weiter auf Atomenergie setzen.

In Europa und in den Vereinigten Staaten, wo die ideologischen Nachbeben, die Fukushima ausgelöst hat, am verheerendsten waren, ist das nicht der Fall. Die Regierung der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel hat als erste überreagiert und beschlossen, alle Atomkraftwerke in den nächsten Jahren stillzulegen – ein radikaler Schritt, der von innenpolitischen Erwägungen beflügelt wird. Die Grünen sind zwar nicht an der Regierung von Angela Merkel beteiligt, aber ihre Ideologie ist in Deutschland zum weitverbreiteten Credo geworden. Man kann einen Zusammenhang zwischen der allgemeinen Ablehnung der Atomenergie und der romantischen Verehrung herstellen, die in Deutschland traditionell der Natur und nicht der Wissenschaft entgegengebracht wird.

Zusätzliche Wärmekraftwerke werden Deutschlands Atomkraftwerke ersetzen, was eine deutliche Erhöhung der deutschen Kohlendioxidemissionen impliziert – so viel zum Thema Bedenken der Grünen hinsichtlich der globalen Erwärmung! Und zum Thema intellektuelle Aufrichtigkeit, denn ein Deutschland ohne auf eigenem Antrieb beruhende Atomkraft wird gezwungen sein, diese von Frankreich einzukaufen, das nicht die Absicht hat, seine Atomkraftwerke stillzulegen.

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In den USA ähnelt das ideologische Nachbeben eher dem in Deutschland als dem in Frankreich: Die USA mögen zwar nicht übermäßig anfällig für Romantik sein, ein Naturkult bleibt jedoch Teil der amerikanischen Psyche. Das erklärt vielleicht zum Teil, warum die Demokraten, die die Präsidentschaft und den Senat kontrollieren, sich derart für so genannte alternative Energien engagieren.

Die Regierung von Präsident Barack Obama hat Milliarden von Dollar für Wind, Sonne, Ethanol und andere alternative Energiequellen hinausgeworfen. Jetzt wird die Tragödie von Fukushima genutzt, um die Fortsetzung dieser ökonomisch fragwürdigen Programme zu rechtfertigen. Wir können darauf wetten, dass keine dieser alternativen Energien Erdöl, Gas und Atomkraft in absehbarer Zeit spielend ersetzen wird.

Der Marktpreis für eine Energieeinheit, die in den USA durch Wind oder Sonne produziert wird, ist − ohne staatliche Subventionen − fünfmal so hoch, wie eine Einheit, die durch Erdöl, Gas oder Atomkraftwerke erzeugt wird. Hinzukommt, dass Befürworter alternativer Energien systematisch deren negativen Umwelteinfluss herunterspielen. Für eine Windturbine werden 50 Tonnen Stahl und eine Grundfläche von über 1,29 Quadratkilometer benötigt. Wenn Kalifornien seinen Energiebedarf durch Solarenergie decken wollte, müsste man den gesamten Bundesstaat mit Solarzellen überziehen.

Die große Ironie der gegenwärtigen Situation liegt darin, dass echte Innovationen und unternehmerisches Schaffen − ohne staatliche Unterstützung − im Bereich der Energieerzeugung erfolgen, wie etwa bei der Entwicklung miniaturisierter Atomreaktoren. Die Entdeckung riesiger Schiefergasvorkommen auf dem gesamten Planeten könnte durchaus den vielversprechendsten Durchbruch darstellen.

Dank neuer Fördertechniken in den Bereichen hydraulisches Brechen des Gesteins und Horizontalbohrungen könnte Schiefergas durchaus zur Hauptenergieressource der Zukunft werden. Schiefergas könnte somit die Abhängigkeit von OPEC-Erdöl und Gas verringern und Kohlendioxidemissionen reduzieren. Gas erzeugt zehnmal weniger Kohlendioxid als Biomasse oder Ethanol, die von Umweltschützern so stark propagiert werden.

Jenseits von Fukushima wird bei der zukünftigen Energieversorgung wahrscheinlich mehr und mehr auf Mini-Atomreaktoren und Schiefergas gesetzt – eine Kombination, mit der auf den steigenden Energiebedarf einer sich rapide urbanisierenden Weltbevölkerung reagiert werden kann.

Eine Energiebilanz auf derart neuem Stand würde die gegenwärtigen globalen Machtverhältnisse beeinflussen. In Europa und in Nordamerika ist Schiefergas, im Gegensatz zu Erdöl und Gas, reichlich vorhanden. Die Energie von Morgen könnte also die Demokratien dieser Welt stärken und ihre repressivsten Regime schwächen, die heute über die meisten Erdölvorkommen verfügen. Die grüne Ideologie wird innerhalb dieses neuen geopolitischen Gefüges wie ein Kult oder als Rezept für wirtschaftlichen Selbstmord überdauern.

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