ISLAMABAD – Seit beinah zehn Jahren fehlt es Pakistan an dem Strom, den es braucht, und Produzenten und Verbraucher sehen sich mit Stromausfällen von bis zu zwölf Stunden täglich konfrontiert. Dieser Krise liegt eine schlechte Aufsicht zugrunde. Doch Behörden wie Geber weigern sich störrisch, das Offensichtliche anzuerkennen, und verfolgen stattdessen teure und letztlich ineffektive Interventionen.
Die Erfahrung Pakistans ist ein Musterbeispiel dafür, wie schwer sich arme Länder häufig tun, Reformen zu formulieren und umzusetzen, und zwar selbst Reformen, die notwendig sind, um der Armut zu entkommen. Und tatsächlich untergräbt Pakistans anhaltende Energiekrise seine wirtschaftliche Entwicklung: Nach Schätzungen des Finanzministeriums haben die Stromausfälle das jährliche Wirtschaftswachstum in den letzten neun Jahren um durchschnittlich zwei Prozentpunkte verringert.
Und das ist noch nicht alles. Während desselben Zeitraums hat die Regierung mehr als 10% vom BIP ausgegeben, um die finanziellen Verluste des Energiesektors aufzufangen. Dies bedeutet, dass bei einer vernünftigen Reform des pakistanischen Energiesektors das Wirtschaftswachstum deutlich (etwa 4% pro Jahr) stärker hätte sein können, was potenziell eine ausreichende Anzahl von Arbeitsplätzen für eine junge und weiter wachsende Bevölkerung geschaffen hätte.
In den letzten neun Jahren hat Pakistan Unterstützung durch zwei Programme des Internationalen Währungsfonds und zahlreiche Initiativen der Weltbank sowie von der Asiatischen Entwicklungsbank und verschiedenen Geberagenturen erhalten. Im Austausch für die Finanzhilfen hat der IWF enorme Steuererhöhungen für Erdölprodukte sowie Erhöhungen bei den Energiepreisen verlangt. Die Weltbank ihrerseits hat die Regierung gezwungen, zur Ankurbelung von privaten Inventionen im Energiesektor Ausfallbürgschaften für Kredite abzugeben.
Diese Bürgschaften rächen sich nun. In einer jüngsten Anzeigenkampagne drohten private Stromproduzenten einmal mehr, diese Bürgschaften in Anspruch zu nehmen, um die Bezahlung unbezahlter Rechnungen sicherzustellen. Nach einigem Hin und Her, inklusive von Drosselungen der Produktion, entschied sich die Regierung wie gewöhnlich, die Verluste zu übernehmen.
Trotz dieser enormen Kosten haben drei aufeinander folgende Regierungen es versäumt, Weißbücher oder politische Analysen vorzulegen, die ein Licht auf das Problem werfen, von der Entwicklung einer Strategie zur Verhinderung weiterer finanzieller Verluste gar nicht zu reden. Es wurde bisher auch keine unabhängige Kommission oder Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, um das Problem zu untersuchen. Man erzählt uns, die Krise sei zu dringend, um ihre Ursachen zu untersuchen.
Geber und Regierung behaupten, dass eine Lösung unmittelbar bevorstehe: Es würde jetzt ein Mehrangebot im Wert von mehreren Milliarden Dollar geben. Doch bloß mehr auszugeben, um mehr Strom zu liefern, wurde schon früher probiert – mit enormen Kosten für das Land. Zugleich wurden die Verluste des Energiesektors häufig durch Preiserhöhungen, Zusatzgebühren und sonstige Steuern an die Verbraucher weitergegeben. Dies ist kein nachhaltiger Ansatz.
Es ist Zeit, dass Pakistan eine gründlichere Untersuchung seiner Energiekrise einleitet. Während meiner Tätigkeit als leitender politischer Entscheidungsträger im Energiesektor habe ich es nützlich gefunden, einen systemischen Ansatz zu verfolgen, um die Angebotsstruktur, die Qualität der Regulierung, die die Preisentwicklung treibenden Kräfte und die Auswirkungen von Energiesparmaßnahmen auf die Nachfrage besser zu verstehen.
Gegenwärtig werden das Energieangebot und die Energieverteilung in Pakistan durch eine zentralisierte staatliche Bürokratie gesteuert. Private Stromproduzenten und eine privatisierte Vertriebsgesellschaft fungieren als Auftragnehmer der Regierung mit einer garantierten Gewinnmarge. Die übrigen Produktions- und Vertriebsgesellschaften agieren als Teil der Regierung, wobei das ihnen übergeordnete Ministerium ihre Verwaltung, Ressourcen und Finanzen kontrolliert.
In diesem Kontext sollte es nicht überraschen, dass das System weiter hohe Verluste generiert. Trotz des Geredes über Energiemärkte beruht das System auf administrierten Preisen: Während die Verbraucher landesweit denselben Preis bezahlen, legen die Regulierungsbehörden unterschiedliche Preise für Produktions- und Vertriebsgesellschaften fest. Doch ob diese Preise im Rahmen einer sorgfältigen Gewichtung von Angebot und Nachfrage festgelegt werden, ist alles andere als sicher.
Tatsächlich gibt es eine Menge Gründe, eine Vereinnahmung der Regulierungsbehörde zu vermuten. Während Preise und Tarife auf Grundlage der Kosten plus einer festen Marge festgelegt werden, ist es unklar, ob die Kosten ordnungsgemäß überprüft werden. Tarife werden ungeachtet von laufenden Verlusten oder Ineffizienzen des Energiesektors festgelegt, und die Regierung setzt sich regelmäßig über das Preissetzungssystem hinweg und zwingt die Verbraucher, die Verluste des Sektors zu übernehmen.
Auf der Nachfrageseite gibt es bisher keine ernsthaften Energiesparmaßnahmen. Im Gegenteil: Systeme und Regeln scheinen de facto auf Verschwendung ausgelegt. Städtische Boden- und Bauverordnungen begünstigen eine energieintensive Zersiedelung, denn sie favorisieren Einfamilienhäuser gegenüber Wohnungen. Breite Straßen, Überführungen und Schnellstraßen begünstigen den Autoverkehr und schließen Fußgänger und Fahrräder praktisch aus.
Zudem lassen sich aus Beton errichtete Gebäude und Wohnhäuser mit dünnen Glasscheiben nicht wirtschaftlich heizen und kühlen. Und sie sind mit Geräten ausgestattet, die keine Energiestandards einhalten müssen und die daher einen sehr hohen Verbrauch haben können. Dies gilt insbesondere für Gasgeräte. Doch Isoliermaterialien und energieeffiziente Haushaltsgeräte bleiben teuer, was an Schutztarifen für etablierte Hersteller liegt, die veraltete Technologien verwenden.
Es besteht ein eindeutiger Bedarf an einer systemischen Reform aller Aspekte des pakistanischen Energiesystems. Das Land muss einen sinnvollen Preissetzungsmechanismus entwickeln, eine faktengestützte, unabhängige Regulierung und ein effizientes, dezentralisiertes Angebotssystem einrichten und Anreize zum Energiesparen setzen. Um dabei zu helfen, müssen die Weltbank und die Asiatische Entwicklungsbank auf bisher unbeantwortete Bitten reagieren, Pakistan kompetente technische Unterstützung zur Verfügung zu stellen, um einen modernen Preissetzungsmechanismus zu entwickeln und eine Aufsichtsprüfung durchzuführen.
Nach neun Jahren Provisorien müssen Pakistan und seine Geber anerkennen, dass sich die pakistanische Energiekrise durch institutionelle Reformen allein nicht lösen lässt. Andernfalls werden die Verluste nur weiter wachsen, und zwar nicht nur im Energiesektor. Wenn man zulässt, dass sich weiter Verluste anhäufen, könnte das sogar den Staat selbst destabilisieren. Die Folgen wären verheerend.
Aus dem Englischen von Jan Doolan
ISLAMABAD – Seit beinah zehn Jahren fehlt es Pakistan an dem Strom, den es braucht, und Produzenten und Verbraucher sehen sich mit Stromausfällen von bis zu zwölf Stunden täglich konfrontiert. Dieser Krise liegt eine schlechte Aufsicht zugrunde. Doch Behörden wie Geber weigern sich störrisch, das Offensichtliche anzuerkennen, und verfolgen stattdessen teure und letztlich ineffektive Interventionen.
Die Erfahrung Pakistans ist ein Musterbeispiel dafür, wie schwer sich arme Länder häufig tun, Reformen zu formulieren und umzusetzen, und zwar selbst Reformen, die notwendig sind, um der Armut zu entkommen. Und tatsächlich untergräbt Pakistans anhaltende Energiekrise seine wirtschaftliche Entwicklung: Nach Schätzungen des Finanzministeriums haben die Stromausfälle das jährliche Wirtschaftswachstum in den letzten neun Jahren um durchschnittlich zwei Prozentpunkte verringert.
Und das ist noch nicht alles. Während desselben Zeitraums hat die Regierung mehr als 10% vom BIP ausgegeben, um die finanziellen Verluste des Energiesektors aufzufangen. Dies bedeutet, dass bei einer vernünftigen Reform des pakistanischen Energiesektors das Wirtschaftswachstum deutlich (etwa 4% pro Jahr) stärker hätte sein können, was potenziell eine ausreichende Anzahl von Arbeitsplätzen für eine junge und weiter wachsende Bevölkerung geschaffen hätte.
In den letzten neun Jahren hat Pakistan Unterstützung durch zwei Programme des Internationalen Währungsfonds und zahlreiche Initiativen der Weltbank sowie von der Asiatischen Entwicklungsbank und verschiedenen Geberagenturen erhalten. Im Austausch für die Finanzhilfen hat der IWF enorme Steuererhöhungen für Erdölprodukte sowie Erhöhungen bei den Energiepreisen verlangt. Die Weltbank ihrerseits hat die Regierung gezwungen, zur Ankurbelung von privaten Inventionen im Energiesektor Ausfallbürgschaften für Kredite abzugeben.
Diese Bürgschaften rächen sich nun. In einer jüngsten Anzeigenkampagne drohten private Stromproduzenten einmal mehr, diese Bürgschaften in Anspruch zu nehmen, um die Bezahlung unbezahlter Rechnungen sicherzustellen. Nach einigem Hin und Her, inklusive von Drosselungen der Produktion, entschied sich die Regierung wie gewöhnlich, die Verluste zu übernehmen.
Trotz dieser enormen Kosten haben drei aufeinander folgende Regierungen es versäumt, Weißbücher oder politische Analysen vorzulegen, die ein Licht auf das Problem werfen, von der Entwicklung einer Strategie zur Verhinderung weiterer finanzieller Verluste gar nicht zu reden. Es wurde bisher auch keine unabhängige Kommission oder Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, um das Problem zu untersuchen. Man erzählt uns, die Krise sei zu dringend, um ihre Ursachen zu untersuchen.
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Geber und Regierung behaupten, dass eine Lösung unmittelbar bevorstehe: Es würde jetzt ein Mehrangebot im Wert von mehreren Milliarden Dollar geben. Doch bloß mehr auszugeben, um mehr Strom zu liefern, wurde schon früher probiert – mit enormen Kosten für das Land. Zugleich wurden die Verluste des Energiesektors häufig durch Preiserhöhungen, Zusatzgebühren und sonstige Steuern an die Verbraucher weitergegeben. Dies ist kein nachhaltiger Ansatz.
Es ist Zeit, dass Pakistan eine gründlichere Untersuchung seiner Energiekrise einleitet. Während meiner Tätigkeit als leitender politischer Entscheidungsträger im Energiesektor habe ich es nützlich gefunden, einen systemischen Ansatz zu verfolgen, um die Angebotsstruktur, die Qualität der Regulierung, die die Preisentwicklung treibenden Kräfte und die Auswirkungen von Energiesparmaßnahmen auf die Nachfrage besser zu verstehen.
Gegenwärtig werden das Energieangebot und die Energieverteilung in Pakistan durch eine zentralisierte staatliche Bürokratie gesteuert. Private Stromproduzenten und eine privatisierte Vertriebsgesellschaft fungieren als Auftragnehmer der Regierung mit einer garantierten Gewinnmarge. Die übrigen Produktions- und Vertriebsgesellschaften agieren als Teil der Regierung, wobei das ihnen übergeordnete Ministerium ihre Verwaltung, Ressourcen und Finanzen kontrolliert.
In diesem Kontext sollte es nicht überraschen, dass das System weiter hohe Verluste generiert. Trotz des Geredes über Energiemärkte beruht das System auf administrierten Preisen: Während die Verbraucher landesweit denselben Preis bezahlen, legen die Regulierungsbehörden unterschiedliche Preise für Produktions- und Vertriebsgesellschaften fest. Doch ob diese Preise im Rahmen einer sorgfältigen Gewichtung von Angebot und Nachfrage festgelegt werden, ist alles andere als sicher.
Tatsächlich gibt es eine Menge Gründe, eine Vereinnahmung der Regulierungsbehörde zu vermuten. Während Preise und Tarife auf Grundlage der Kosten plus einer festen Marge festgelegt werden, ist es unklar, ob die Kosten ordnungsgemäß überprüft werden. Tarife werden ungeachtet von laufenden Verlusten oder Ineffizienzen des Energiesektors festgelegt, und die Regierung setzt sich regelmäßig über das Preissetzungssystem hinweg und zwingt die Verbraucher, die Verluste des Sektors zu übernehmen.
Auf der Nachfrageseite gibt es bisher keine ernsthaften Energiesparmaßnahmen. Im Gegenteil: Systeme und Regeln scheinen de facto auf Verschwendung ausgelegt. Städtische Boden- und Bauverordnungen begünstigen eine energieintensive Zersiedelung, denn sie favorisieren Einfamilienhäuser gegenüber Wohnungen. Breite Straßen, Überführungen und Schnellstraßen begünstigen den Autoverkehr und schließen Fußgänger und Fahrräder praktisch aus.
Zudem lassen sich aus Beton errichtete Gebäude und Wohnhäuser mit dünnen Glasscheiben nicht wirtschaftlich heizen und kühlen. Und sie sind mit Geräten ausgestattet, die keine Energiestandards einhalten müssen und die daher einen sehr hohen Verbrauch haben können. Dies gilt insbesondere für Gasgeräte. Doch Isoliermaterialien und energieeffiziente Haushaltsgeräte bleiben teuer, was an Schutztarifen für etablierte Hersteller liegt, die veraltete Technologien verwenden.
Es besteht ein eindeutiger Bedarf an einer systemischen Reform aller Aspekte des pakistanischen Energiesystems. Das Land muss einen sinnvollen Preissetzungsmechanismus entwickeln, eine faktengestützte, unabhängige Regulierung und ein effizientes, dezentralisiertes Angebotssystem einrichten und Anreize zum Energiesparen setzen. Um dabei zu helfen, müssen die Weltbank und die Asiatische Entwicklungsbank auf bisher unbeantwortete Bitten reagieren, Pakistan kompetente technische Unterstützung zur Verfügung zu stellen, um einen modernen Preissetzungsmechanismus zu entwickeln und eine Aufsichtsprüfung durchzuführen.
Nach neun Jahren Provisorien müssen Pakistan und seine Geber anerkennen, dass sich die pakistanische Energiekrise durch institutionelle Reformen allein nicht lösen lässt. Andernfalls werden die Verluste nur weiter wachsen, und zwar nicht nur im Energiesektor. Wenn man zulässt, dass sich weiter Verluste anhäufen, könnte das sogar den Staat selbst destabilisieren. Die Folgen wären verheerend.
Aus dem Englischen von Jan Doolan