ROM – Jedes Jahr verschwenden oder verlieren wir 1,3 Milliarden Tonnen Lebensmittel – ein Drittel der jährlichen weltweiten Nahrungsmittelproduktion. Das schiere Ausmaß lässt diese Zahl beinahe unbegreiflich erscheinen, egal aus welcher Perspektive man sie betrachtet. Man stelle sich 143.000 Eiffeltürme übereinander gestapelt vor oder eine Anhäufung von 10 Billionen Bananen.
Diese Zahl ist umso unfassbarer als neben dieser gewaltigen Verschwendung und dem Schwund 840 Millionen Menschen täglich an chronischem Hunger leiden. Viele weitere Millionen leiden an „stillem Hunger“ – also an Unterernährung und einem Mangel an Mikronährstoffen.
Für wirtschaftlich Denkende sei noch eine Zahl genannt: Verschwendung und Schwund von Lebensmitteln kosten, nach Erzeugerpreisen berechnet, ungefähr 750 Milliarden Dollar pro Jahr. Würde man auf Grundlage von Einzelhandelspreisen rechnen und die weitreichenderen Auswirkungen auf die Umwelt, einschließlich des Klimawandels, miteinkalkulieren, ergäbe sich eine noch viel höhere Zahl.
Im Zeitalter der Sparpolitik ist es schwer zu begreifen, wie ein derartig massiver Verlust von Ressourcen unbeachtet bleiben kann. Tatsächlich steigt die Lebensmittelverschwendung mancherorts noch an.
In einem neuen Bericht der UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation konzentriert man sich nun auf einen weiteren beunruhigenden Aspekt des Problems: nämlich auf die negativen Folgen für die Umwelt und die natürlichen Ressourcen, von denen unser Überleben abhängt.
Bei Verlust oder Verschwendung von Nahrungsmitteln werden auch die zu ihrer Produktion verwendeten Ressourcen an Energie, Anbauflächen und Wasser vergeudet. Zugleich werden während der Produktion, der Verarbeitung oder beim Kochen enorme Mengen an Treibhausgasen in der Atmosphäre freigesetzt.
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Ungeachtet ob wir das Problem aus ethischer, wirtschaftlicher, ökologischer oder aus der Perspektive der Nahrungsmittelsicherheit betrachten: wir können die jährliche Verschwendung von 1,3 Milliarden Tonnen an Lebensmitteln nicht einfach hinnehmen. Aus diesem Grund ist eine substanzielle Verringerung des Verlusts und der Verschwendung von Nahrungsmitteln eines von fünf Elementen des „Null-Hunger-Programms” von UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon und ein wichtiger Schwerpunkt der Arbeit der Hochrangigen Arbeitsgruppe für die weltweite Nahrungsmittelkrise der Vereinten Nationen. Wir kooperieren innerhalb des UN-Systems und arbeiten mit einer breiten Koalition anderer Partner zusammen, um ganzjährig einen universellen Zugang zu ausreichend Nahrung zu gewährleisten, Entwicklungsbeeinträchtigungen in der Kindheit zu beseitigen, sämtliche Nahrungsmittelsysteme auf eine nachhaltige Basis zu stellen und die Armut in ländlichen Gebieten zu eliminieren.
Nächste Woche wird das Global Green Growth Forum in Kopenhagen einen tieferen Einblick in das Thema ermöglichen. Zunächst müssen der Verlust und die Verschwendung von Lebensmitteln als ein Querschnittsthema betrachtet werden und nicht als eine Frage des Lebensstils, die man den einzelnen Verbrauchern und ihrem Gewissen überlassen soll. Die Welt muss sich der Notwendigkeit von Strategien bewusst werden, die sich allen Phasen der Nahrungsmittelkette von der Produktion bis zum Konsum widmen.
Der Schwund von Nahrungsmitteln – auf Bauernhöfen, bei der Verarbeitung, während des Transports und auf Märkten – untergräbt die Nahrungsmittelsicherheit in den meisten Entwicklungsländern, wo Nachernteverluste bis zu 40 Prozent der Produktion erreichen können. Investitionen in die Infrastruktur für Transport, Lagerung und Vermarktung der Lebensmittel sind ebenso dringend nötig wie Schulungsprogramme für Landwirte, im Zuge derer sie mit bewährten Methoden vertraut gemacht werden.
In den Industrieländern sind die Praktiken im Lebensmittel-Einzelhandel zu überdenken. So ist beispielsweise die Absage an Nahrungsmittel aufgrund ästhetischer Bedenken eine der Hauptursachen der Verschwendung. Manche Supermärkte haben bereits damit begonnen, ihre Standards hinsichtlich des Erscheinungsbildes von Obst zu lockern und verkaufen mittlerweile auch „deformierte“ Früchte zu reduzierten Preisen. Damit helfen sie ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass hässlich nicht gleich schlecht ist. Es bedarf weiterer ähnlicher Ansätze – und konzertierter Anstrengungen, um Märkte oder Verwendungsmöglichkeiten für überschüssige Nahrungsmittel zu erschließen.
Unternehmen ebenso wie private Haushalte sollten darauf achten, wo und wie sie Nahrungsmittel verschwenden und auch korrigierende Schritte einleiten, denn die Verschwendung von Lebensmitteln zu vermeiden, ist noch wichtiger als Recycling oder Kompostierung.
Ja, 1,3 Milliarden Tonnen ist eine unvorstellbare Zahl. Doch diese simplen Maßnahmen sind leicht zu verstehen – und auch von allen umzusetzen. Die Welt steht vor zahlreichen scheinbar unlösbaren Problemen. Gegen die Verschwendung von Nahrungsmitteln können wir nun alle etwas unternehmen.
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At the end of a year of domestic and international upheaval, Project Syndicate commentators share their favorite books from the past 12 months. Covering a wide array of genres and disciplines, this year’s picks provide fresh perspectives on the defining challenges of our time and how to confront them.
ask Project Syndicate contributors to select the books that resonated with them the most over the past year.
ROM – Jedes Jahr verschwenden oder verlieren wir 1,3 Milliarden Tonnen Lebensmittel – ein Drittel der jährlichen weltweiten Nahrungsmittelproduktion. Das schiere Ausmaß lässt diese Zahl beinahe unbegreiflich erscheinen, egal aus welcher Perspektive man sie betrachtet. Man stelle sich 143.000 Eiffeltürme übereinander gestapelt vor oder eine Anhäufung von 10 Billionen Bananen.
Diese Zahl ist umso unfassbarer als neben dieser gewaltigen Verschwendung und dem Schwund 840 Millionen Menschen täglich an chronischem Hunger leiden. Viele weitere Millionen leiden an „stillem Hunger“ – also an Unterernährung und einem Mangel an Mikronährstoffen.
Für wirtschaftlich Denkende sei noch eine Zahl genannt: Verschwendung und Schwund von Lebensmitteln kosten, nach Erzeugerpreisen berechnet, ungefähr 750 Milliarden Dollar pro Jahr. Würde man auf Grundlage von Einzelhandelspreisen rechnen und die weitreichenderen Auswirkungen auf die Umwelt, einschließlich des Klimawandels, miteinkalkulieren, ergäbe sich eine noch viel höhere Zahl.
Im Zeitalter der Sparpolitik ist es schwer zu begreifen, wie ein derartig massiver Verlust von Ressourcen unbeachtet bleiben kann. Tatsächlich steigt die Lebensmittelverschwendung mancherorts noch an.
In einem neuen Bericht der UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation konzentriert man sich nun auf einen weiteren beunruhigenden Aspekt des Problems: nämlich auf die negativen Folgen für die Umwelt und die natürlichen Ressourcen, von denen unser Überleben abhängt.
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Nächste Woche wird das Global Green Growth Forum in Kopenhagen einen tieferen Einblick in das Thema ermöglichen. Zunächst müssen der Verlust und die Verschwendung von Lebensmitteln als ein Querschnittsthema betrachtet werden und nicht als eine Frage des Lebensstils, die man den einzelnen Verbrauchern und ihrem Gewissen überlassen soll. Die Welt muss sich der Notwendigkeit von Strategien bewusst werden, die sich allen Phasen der Nahrungsmittelkette von der Produktion bis zum Konsum widmen.
Der Schwund von Nahrungsmitteln – auf Bauernhöfen, bei der Verarbeitung, während des Transports und auf Märkten – untergräbt die Nahrungsmittelsicherheit in den meisten Entwicklungsländern, wo Nachernteverluste bis zu 40 Prozent der Produktion erreichen können. Investitionen in die Infrastruktur für Transport, Lagerung und Vermarktung der Lebensmittel sind ebenso dringend nötig wie Schulungsprogramme für Landwirte, im Zuge derer sie mit bewährten Methoden vertraut gemacht werden.
In den Industrieländern sind die Praktiken im Lebensmittel-Einzelhandel zu überdenken. So ist beispielsweise die Absage an Nahrungsmittel aufgrund ästhetischer Bedenken eine der Hauptursachen der Verschwendung. Manche Supermärkte haben bereits damit begonnen, ihre Standards hinsichtlich des Erscheinungsbildes von Obst zu lockern und verkaufen mittlerweile auch „deformierte“ Früchte zu reduzierten Preisen. Damit helfen sie ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass hässlich nicht gleich schlecht ist. Es bedarf weiterer ähnlicher Ansätze – und konzertierter Anstrengungen, um Märkte oder Verwendungsmöglichkeiten für überschüssige Nahrungsmittel zu erschließen.
Unternehmen ebenso wie private Haushalte sollten darauf achten, wo und wie sie Nahrungsmittel verschwenden und auch korrigierende Schritte einleiten, denn die Verschwendung von Lebensmitteln zu vermeiden, ist noch wichtiger als Recycling oder Kompostierung.
Ja, 1,3 Milliarden Tonnen ist eine unvorstellbare Zahl. Doch diese simplen Maßnahmen sind leicht zu verstehen – und auch von allen umzusetzen. Die Welt steht vor zahlreichen scheinbar unlösbaren Problemen. Gegen die Verschwendung von Nahrungsmitteln können wir nun alle etwas unternehmen.
Aus dem Englischen von Helga Klinger-Groier