Amerikas Entschluss, iranische Agenten im Irak ins Visier zu nehmen, die dort gewalttätige Milizen unterstützen, ist ein weiteres Zeichen für den massiven Einfluss, den der Iran in diesem problembehafteten Land ausübt. In Wahrheit allerdings waren es die USA, die den wachsenden Einfluss des Iran durch den Sturz des Regimes von Saddam Hussein und der Taliban in Afghanistan erst ermöglichten, denn dadurch wurden zwei Faktoren eliminiert, die das iranische Regime in den letzten zwanzig Jahren in Schranken hielten. Aufgrund der hohen Ölpreise füllte sich die Staatskasse und nun profitiert der Iran von der Tatsache, dass die USA im Irak festsitzen sowie vom wachsenden internationalen Gewicht Russlands und Chinas.
Außerdem fährt der Iran nun die Gewinne seiner langfristigen Investitionen ein. Seit den frühen 1980er Jahren hat man schiitische Gruppen im Irak unterstützt. Mit Syrien ist man ebenso lang verbündet. Im Libanon half man, die Hisbollah aufzubauen, die jüngst einen offenen Krieg gegen Israel überstand und als schärfste Gegnerin der anti-syrischen, vom Westen gestützten Regierung gilt. Die Investitionen des Iran in Palästina sind jüngeren Datums, aber die Unterstützung der von der Hamas geführten Regierung, die nirgends sonst anerkannt wird, ist um nichts weniger bedeutsam. Als ein Land mit 70 Millionen Einwohnern verfügt der Iran auch über potenziellen Einfluss auf die schiitischen Gemeinschaften in Kuwait, Saudi Arabien, Bahrain und den Vereinigten Arabischen Emiraten.
Der Aufstieg des Iran gibt im gesamten arabischen Mittleren Osten Anlass zu Sorge, vor allem in Saudi Arabien und Jordanien, aber auch in Ägypten. Obwohl ein schiitisches Land inmitten einer überwiegend sunnitischen Region, verbindet sich der radikale Islamismus des Iran mit dem politischen Islamismus, der als Triebfeder der meisten arabischen Oppositionsbewegungen wirkt. Außerdem ist die militante Opposition des Iran gegenüber den USA sowie seine Unterstützung für Gruppen, die Israel in bewaffnete Konflikte verwickeln, auf arabischen Straßen ebenso populär wie in arabischen Medien. Auf einer anderen Ebene droht der durch seine mutmaßlichen nuklearen Ambitionen noch verstärkte Aufstieg des Iran historische Animositäten zwischen Sunniten und Schiiten sowie zwischen Persern und Arabern wieder zu anzufachen.
Sowohl der Iran als auch arabische Länder bemühen sich, mit den Folgen des neu erwachten iranischen Selbstbewusstseins zu Rande zu kommen. Natürlich macht sich die langjährige Unterstützung des Iran für regionale schiitische Gruppen nun bezahlt. In manchen Kreisen jedoch erzeugen die Erfolge des Iran im Irak, dem Libanon und in Palästina große Angst, wenn nicht gar Feindseligkeit. Der rasante Aufstieg der Schiiten hat im Irak bereits zu einem religiösen Bürgerkrieg geführt und drohte jüngst im Libanon die gleichen Folgen zu zeitigen.
Wenn der Iran seine wachsende Macht nicht entsprechend steuert, könnte er damit versehentlich einen ausgedehnten religiösen Krieg in der ganzen Region auslösen, ein nukleares Wettrüsten zwischen Saudi Arabien und Ägypten sowie Krieg mit Israel und den USA oder beiden herbeiführen. Außerdem könnten wichtige sunnitische Länder wie Ägypten und die Türkei in den Konflikt verwickelt werden, beides Länder, die streckenweise die Vorherrschaft in der Region ausübten, in letzter Zeit allerdings zurückhaltend agierten. Zu viele Erfolge des Iran und zu viele sunnitische Debakel könnten auch zu immensem Druck auf Syrien führen, wo eine alevitische Minderheit über eine sunnitische Mehrheit herrscht. Der Verlust von Damaskus würde dem Iran mit einem Schlag seinen Einfluss in Syrien, dem Libanon und in Palästina kosten.
Die iranische Regierung unter Präsident Mahmud Ahmadinedschad behält unterdessen ihre radikale Rhetorik bei, vielleicht weil man an die Ära nach Bush denkt, wenn sich die USA aus dem Irak zurückgezogen haben werden und der Iran über Atomwaffen verfügen wird. Gleichwohl hat der Iran auch das Bedürfnis, sich mit seinen Widersachern zu arrangieren. Obwohl man beispielsweise über die amerikanische Präsenz im Irak nicht glücklich ist, erkennt man durchaus, wie nahe der Irak vor einem allumfassenden Bürgerkrieg steht. Aus diesem Grund hat der Iran seine Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit den USA bekundet, um dadurch für den Irak eine Lösung zu finden. Ähnlich verhält es sich mit der Hisbollah, denn obwohl vom Iran unterstützt, hielt man sie von einer offenen Rebellion ab, die einen weiteren sunnitischen Gegenschlag in der Region auslösen könnte. Seinen arabischen Nachbarn in der Golfregion hat der Iran versichert, dass sich die iranische Macht nicht gegen sie richtet und eigentlich als tragende Säule für die Sicherheit am Golf wirken kann.
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Die arabische Welt ist jedoch in der Frage, wie man mit dem plötzlichen Machtzuwachs des Iran umgehen solle, gespalten. Die Spannung ist vor allem in Saudi Arabien akut, das die USA vor den Gefahren eines möglichen Zusammenbruchs des Irak warnte und sich nun in einer ungleichen Auseinandersetzung mit dem Iran wiederfindet. Manche in Saudi Arabien sind der Meinung, man müsse dem Iran die Stirn bieten, sich für sunnitisch arabische Interessen einsetzen und eine engagierte regionale Macht werden. Andere Saudis glauben dagegen, dass dies nur zu noch ausgedehnteren Kriegen führen würde. Sie drängen daher auf Dialog und Verständigung. Dieser Ansicht zufolge, waren die USA und nicht der Iran, Auslöser der momentanen Probleme in der Region.
Die regionale Außenpolitik des Iran hat mit seiner neuen Überlegenheit noch nicht Schritt gehalten. Man macht sich ebenso viele Feinde wie Freunde und die unverhofften Gewinne der vergangenen drei Jahre werden möglicherweise vergeudet. Wenn es dem Iran und den arabischen Ländern – sowie auch den USA und der internationalen Gemeinschaft – nicht gelingt, die Spannungen von heute vernünftig zu überwinden, könnte dies zu einer Zeit langwieriger Kriege in der Region führen.
Es gibt allerdings einen Ausweg, denn alle Akteure in der Region teilen das Interesse an Sicherheit und Stabilität. Die Staatsführungen in Teheran, Riad, Washington und anderen Hauptstädten müssen sich der Kosten weiterer Fehlschläge bewusst werden, vom Abgrund zurückweichen und kooperative Lösungen erarbeiten, bevor es zu spät ist.
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Donald Trump's return to the White House will almost certainly trigger an unmanaged decoupling of the world’s most important geopolitical relationship, increasing the risk of global economic disruption and crisis. After all, Chinese leaders will be far less conciliatory than they were during his first term.
thinks Xi Jinping's government will be less accommodative of the “Tariff Man's” demands this time around.
No matter how committed Donald Trump and his oligarch cronies are to a tax cut, the laws of arithmetic cannot be repealed. If only a handful of Republican lawmakers keep their promise not to increase the US budget deficit, there is no way that the incoming administration can enact its economic agenda and keep the government running.
points out that no amount of bluster or strong-arming can overcome the laws of arithmetic.
Amerikas Entschluss, iranische Agenten im Irak ins Visier zu nehmen, die dort gewalttätige Milizen unterstützen, ist ein weiteres Zeichen für den massiven Einfluss, den der Iran in diesem problembehafteten Land ausübt. In Wahrheit allerdings waren es die USA, die den wachsenden Einfluss des Iran durch den Sturz des Regimes von Saddam Hussein und der Taliban in Afghanistan erst ermöglichten, denn dadurch wurden zwei Faktoren eliminiert, die das iranische Regime in den letzten zwanzig Jahren in Schranken hielten. Aufgrund der hohen Ölpreise füllte sich die Staatskasse und nun profitiert der Iran von der Tatsache, dass die USA im Irak festsitzen sowie vom wachsenden internationalen Gewicht Russlands und Chinas.
Außerdem fährt der Iran nun die Gewinne seiner langfristigen Investitionen ein. Seit den frühen 1980er Jahren hat man schiitische Gruppen im Irak unterstützt. Mit Syrien ist man ebenso lang verbündet. Im Libanon half man, die Hisbollah aufzubauen, die jüngst einen offenen Krieg gegen Israel überstand und als schärfste Gegnerin der anti-syrischen, vom Westen gestützten Regierung gilt. Die Investitionen des Iran in Palästina sind jüngeren Datums, aber die Unterstützung der von der Hamas geführten Regierung, die nirgends sonst anerkannt wird, ist um nichts weniger bedeutsam. Als ein Land mit 70 Millionen Einwohnern verfügt der Iran auch über potenziellen Einfluss auf die schiitischen Gemeinschaften in Kuwait, Saudi Arabien, Bahrain und den Vereinigten Arabischen Emiraten.
Der Aufstieg des Iran gibt im gesamten arabischen Mittleren Osten Anlass zu Sorge, vor allem in Saudi Arabien und Jordanien, aber auch in Ägypten. Obwohl ein schiitisches Land inmitten einer überwiegend sunnitischen Region, verbindet sich der radikale Islamismus des Iran mit dem politischen Islamismus, der als Triebfeder der meisten arabischen Oppositionsbewegungen wirkt. Außerdem ist die militante Opposition des Iran gegenüber den USA sowie seine Unterstützung für Gruppen, die Israel in bewaffnete Konflikte verwickeln, auf arabischen Straßen ebenso populär wie in arabischen Medien. Auf einer anderen Ebene droht der durch seine mutmaßlichen nuklearen Ambitionen noch verstärkte Aufstieg des Iran historische Animositäten zwischen Sunniten und Schiiten sowie zwischen Persern und Arabern wieder zu anzufachen.
Sowohl der Iran als auch arabische Länder bemühen sich, mit den Folgen des neu erwachten iranischen Selbstbewusstseins zu Rande zu kommen. Natürlich macht sich die langjährige Unterstützung des Iran für regionale schiitische Gruppen nun bezahlt. In manchen Kreisen jedoch erzeugen die Erfolge des Iran im Irak, dem Libanon und in Palästina große Angst, wenn nicht gar Feindseligkeit. Der rasante Aufstieg der Schiiten hat im Irak bereits zu einem religiösen Bürgerkrieg geführt und drohte jüngst im Libanon die gleichen Folgen zu zeitigen.
Wenn der Iran seine wachsende Macht nicht entsprechend steuert, könnte er damit versehentlich einen ausgedehnten religiösen Krieg in der ganzen Region auslösen, ein nukleares Wettrüsten zwischen Saudi Arabien und Ägypten sowie Krieg mit Israel und den USA oder beiden herbeiführen. Außerdem könnten wichtige sunnitische Länder wie Ägypten und die Türkei in den Konflikt verwickelt werden, beides Länder, die streckenweise die Vorherrschaft in der Region ausübten, in letzter Zeit allerdings zurückhaltend agierten. Zu viele Erfolge des Iran und zu viele sunnitische Debakel könnten auch zu immensem Druck auf Syrien führen, wo eine alevitische Minderheit über eine sunnitische Mehrheit herrscht. Der Verlust von Damaskus würde dem Iran mit einem Schlag seinen Einfluss in Syrien, dem Libanon und in Palästina kosten.
Die iranische Regierung unter Präsident Mahmud Ahmadinedschad behält unterdessen ihre radikale Rhetorik bei, vielleicht weil man an die Ära nach Bush denkt, wenn sich die USA aus dem Irak zurückgezogen haben werden und der Iran über Atomwaffen verfügen wird. Gleichwohl hat der Iran auch das Bedürfnis, sich mit seinen Widersachern zu arrangieren. Obwohl man beispielsweise über die amerikanische Präsenz im Irak nicht glücklich ist, erkennt man durchaus, wie nahe der Irak vor einem allumfassenden Bürgerkrieg steht. Aus diesem Grund hat der Iran seine Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit den USA bekundet, um dadurch für den Irak eine Lösung zu finden. Ähnlich verhält es sich mit der Hisbollah, denn obwohl vom Iran unterstützt, hielt man sie von einer offenen Rebellion ab, die einen weiteren sunnitischen Gegenschlag in der Region auslösen könnte. Seinen arabischen Nachbarn in der Golfregion hat der Iran versichert, dass sich die iranische Macht nicht gegen sie richtet und eigentlich als tragende Säule für die Sicherheit am Golf wirken kann.
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Die regionale Außenpolitik des Iran hat mit seiner neuen Überlegenheit noch nicht Schritt gehalten. Man macht sich ebenso viele Feinde wie Freunde und die unverhofften Gewinne der vergangenen drei Jahre werden möglicherweise vergeudet. Wenn es dem Iran und den arabischen Ländern – sowie auch den USA und der internationalen Gemeinschaft – nicht gelingt, die Spannungen von heute vernünftig zu überwinden, könnte dies zu einer Zeit langwieriger Kriege in der Region führen.
Es gibt allerdings einen Ausweg, denn alle Akteure in der Region teilen das Interesse an Sicherheit und Stabilität. Die Staatsführungen in Teheran, Riad, Washington und anderen Hauptstädten müssen sich der Kosten weiterer Fehlschläge bewusst werden, vom Abgrund zurückweichen und kooperative Lösungen erarbeiten, bevor es zu spät ist.