KOPENHAGEN – Der gängigen Meinung zufolge verbrauchen wir die Ressourcen dieser Welt in unersättlicher Weise und leben weit über jene Verhältnisse, die uns die Erde zu bieten hat. Diese Botschaft des Niedergangs und des Pessimismus ist Grundlage eines großen Teils des ökologischen Diskurses von heute und sie wird oftmals simpel formuliert: Bis zum Jahr 2030 werden wir aufgrund eines höheren Lebensstandards und des Bevölkerungswachstums zwei Planeten zum Leben brauchen. Würden alle Menschen einen amerikanischen Lebensstil pflegen, bräuchten wir fast fünf Planeten. Aber dieser Phrase ist grundlegend falsch.
Umweltaktivisten benutzen die Theorie des so genannten „ökologischen Fußabdrucks“ – wie viel Platz jeder von uns auf der Erde beansprucht – um ihren Standpunkt zu verdeutlichen. Offenkundig brauchen wir Ackerflächen, Weideland, Wälder und Fischgründe, um unsere Nahrung, Kleidung und Baumaterialen zu produzieren und wir brauchen Platz für unsere Häuser, Straßen und Städte. Außerdem benötigen wir Raum für die Abfallprodukte unseres Energieverbrauchs. Die Übersetzung aller dieser Ansprüche in eine einfache Flächeneinheit ermöglicht uns einen direkten Vergleich dieser Ansprüche mit den produktiven Gebieten der Erde – und vermittelt uns ein Gefühl dafür, wie nachhaltig unser Lebensstil ist.
Über mehr als ein Jahrzehnt haben der World Wildlife Fund und mehrere andere Umweltschutzorganisationen komplizierte Berechnungen zur Bestimmung des individuellen „Fußabdrucks“ auf dem Planeten erstellt. Aus ihren Zahlen geht hervor, dass jeder Amerikaner 9,4 Hektar der Erde braucht, jeder Europäer 4,7 Hektar und die Bewohner von Ländern mit niedrigem Einkommen nur ein Hektar. Wenn man alles zusammenzählt, brauchen wir alle insgesamt 17,5 Milliarden Hektar.
Leider stehen uns aber nur 13,4 Milliarden Hektar zur Verfügung. Der WWF weist also darauf hin, dass wir bereits über die Verhältnisse der Erde leben und etwa 30 Prozent zu viel Fläche benötigen. Und es wird noch schlimmer. Man teilt uns mit, dass die aktuelle Finanzkrise verblasst „im Vergleich zu der sich abzeichnenden ökologischen Kreditkrise“, die wiederum einen „großflächigen Kollaps des Ökosystems“ ankündigen könnte.
Diese Botschaft wird dem öffentlichen Bewusstsein eingebrannt. Die britische Tageszeitung The Observer titelte „Gesucht: Neue Erde bis 2050“. Laut BBC steuert unser Planet in Richtung Ökokrise und die Washington Post war entsetzt über die vier zusätzlich benötigten Planeten und forderte ihre Leser auf, mehr Einkaufstaschen aus Naturfasern und Energiesparlampen zu benutzen.
Diese Botschaft wurde laut und deutlich vernommen. Wir brauchen mehr als die auf der Erde zur Verfügung stehenden Fläche. Aber Moment mal: Wie machen wir das? Wie können wir mehr Fläche benutzen, als auf der Erde zur Verfügung steht?
Offenkundig muss man bei jedem Versuch, viele verschiedene Aspekte menschlichen Verhaltens in einer Maßzahl zu vereinen, die Eingabedaten vereinfachen. Mit dem ökologischen Fußabdruck ist das nicht anders. Wenn wir beispielsweise über amerikanischen Lebensstil sprechen, für den man fünf Planeten brauchen würde, gehen wir davon aus, dass sich die Technologie nicht weiterentwickelt, obwohl die weltweite Produktivität der Landnutzung sehr wahrscheinlich dramatisch ansteigen wird. Ebenso hinterlässt der biologische Landbau einen größeren Fußabdruck als sein konventionelles Gegenstück.
Doch trotz dieser Unzulänglichkeiten ist klar, dass wir Flächen, die wir für Straßen nützen, nicht für den Anbau von Nahrungsmitteln verwenden können. Ebenso klar ist, dass das Terrain, auf dem unsere Häuser stehen, zulasten der Waldgebiete geht. Dieser Teil des ökologischen Fußabdrucks ist ein anschauliches Maß des tatsächlichen Fußabdrucks, den wir auf der Welt hinterlassen. In dieser Hinsicht leben wir durchaus innerhalb des verfügbaren Rahmens und benützen etwa 60 Prozent der auf der Welt verfügbaren Fläche. Dieser Wert wird voraussichtlich noch sinken, denn das Bevölkerungswachstum bremst sich momentan ein, während der technische Fortschritt weiter voranschreitet. Also kein ökologischer Kollaps in dieser Hinsicht.
Nur unser CO2-Ausstoß steigt weiter an. Es ist aber nicht für alle offensichtlich, wie man CO2 in Fläche umwandelt. Der WWF und einige Wissenschaftler beschlossen, dies zu umgehen, indem man die den Emissionen beigemessene Fläche als jene Waldfläche definiert, die notwendig ist, um das zusätzliche CO2 aufzunehmen. Dieser Bereich macht gegenwärtig über 50 Prozent des ökologischen Fußabdrucks aus und wird bis zur Mitte des Jahrhunderts auf 75 Prozent ansteigen.
Im Wesentlichen wird uns mitgeteilt, dass wir unsere Emissionen auf Null reduzieren müssen und zur Erreichung dieses Ziels Bäume pflanzen sollen. Das heißt, wir müssten heute um 30 Prozent mehr Wald anbauen als uns dafür Land zur Verfügung steht. Bis 2030 müssten wir dann auf der Fläche von fast zwei Planeten Wälder anbauen. Das ist wider jede Vernunft.
Ist es denn wirklich notwendig, sämtliche Emissionen zu kappen? Eine Senkung um Hälfte würde die Treibhausgaskonzentration mittelfristig reduzieren. Und noch wichtiger: Die Anpflanzung von Wäldern ist eine wenig flächeneffiziente und technologieintensive Art, CO2-Emissionen zu senken. Solarzellen und Windturbinen benötigen weniger als 1 Prozent der Waldfläche zur Senkung von CO2-Emissionen, sie werden immer effizienter und man kann sie auf unproduktiven Landflächen (wie Windturbinen auf See oder Solarpaneele in Wüsten) aufstellen. Auf diese Weise berechnet, gibt es keine schaurige Öko-Krise mehr.
Aufgrund des technologischen Fortschritts ist der individuelle Platzbedarf auf dem Planeten in den letzten fünf Jahren bereits um 35 Prozent gesunken und der kollektive Bedarf wird vor dem Jahr 2020 seinen Höhepunkt erreichen, ohne dass damit der verfügbare Rahmen gesprengt würde.
Die Umrechnung von CO2 in eine unlogische und ineffiziente Maßeinheit der Waldfläche scheint hauptsächlich darauf ausgerichtet, eine Alarmbotschaft in die Welt zu setzen. In der wissenschaftlichen Literatur räumt ein führender Spezialist für Modellberechnung ein, dass diese Rechenmethode „schwer zu verteidigen“ sei. Zwei andere Forschungsteams weisen darauf hin, dass der ökologische Fußabdruck „selbst nichts weiter als ein wichtiges Instrument zur Erregung der Aufmerksamkeit“ ist und dass es sich dabei „weniger um ein wissenschaftliches Maß als vielmehr um eine Einheit handelt, die darauf abzielt, das öffentliche Bewusstsein zu stärken und die Politik zu beeinflussen.“
Wenn wir die Berechnungen zum „ökologischen Fußabdruck“ genauer unter die Lupe nehmen, erkennen wir, dass das einzige was dieser Welt ausgeht jener Platz ist, wo überdimensionale Fantasie-Wälder gepflanzt werden sollen, die wir ohnehin nicht angelegt hätten, denn CO2-Emissionen können durch viel intelligentere und billigere Methoden verhindert werden.
Dass unser verschwenderischer Konsum fünf Planeten erfordern würde, ist eine einprägsame Formulierung, aber sie ist falsch. Der eine Planet, der uns zur Verfügung steht, ist mehr als genug.
KOPENHAGEN – Der gängigen Meinung zufolge verbrauchen wir die Ressourcen dieser Welt in unersättlicher Weise und leben weit über jene Verhältnisse, die uns die Erde zu bieten hat. Diese Botschaft des Niedergangs und des Pessimismus ist Grundlage eines großen Teils des ökologischen Diskurses von heute und sie wird oftmals simpel formuliert: Bis zum Jahr 2030 werden wir aufgrund eines höheren Lebensstandards und des Bevölkerungswachstums zwei Planeten zum Leben brauchen. Würden alle Menschen einen amerikanischen Lebensstil pflegen, bräuchten wir fast fünf Planeten. Aber dieser Phrase ist grundlegend falsch.
Umweltaktivisten benutzen die Theorie des so genannten „ökologischen Fußabdrucks“ – wie viel Platz jeder von uns auf der Erde beansprucht – um ihren Standpunkt zu verdeutlichen. Offenkundig brauchen wir Ackerflächen, Weideland, Wälder und Fischgründe, um unsere Nahrung, Kleidung und Baumaterialen zu produzieren und wir brauchen Platz für unsere Häuser, Straßen und Städte. Außerdem benötigen wir Raum für die Abfallprodukte unseres Energieverbrauchs. Die Übersetzung aller dieser Ansprüche in eine einfache Flächeneinheit ermöglicht uns einen direkten Vergleich dieser Ansprüche mit den produktiven Gebieten der Erde – und vermittelt uns ein Gefühl dafür, wie nachhaltig unser Lebensstil ist.
Über mehr als ein Jahrzehnt haben der World Wildlife Fund und mehrere andere Umweltschutzorganisationen komplizierte Berechnungen zur Bestimmung des individuellen „Fußabdrucks“ auf dem Planeten erstellt. Aus ihren Zahlen geht hervor, dass jeder Amerikaner 9,4 Hektar der Erde braucht, jeder Europäer 4,7 Hektar und die Bewohner von Ländern mit niedrigem Einkommen nur ein Hektar. Wenn man alles zusammenzählt, brauchen wir alle insgesamt 17,5 Milliarden Hektar.
Leider stehen uns aber nur 13,4 Milliarden Hektar zur Verfügung. Der WWF weist also darauf hin, dass wir bereits über die Verhältnisse der Erde leben und etwa 30 Prozent zu viel Fläche benötigen. Und es wird noch schlimmer. Man teilt uns mit, dass die aktuelle Finanzkrise verblasst „im Vergleich zu der sich abzeichnenden ökologischen Kreditkrise“, die wiederum einen „großflächigen Kollaps des Ökosystems“ ankündigen könnte.
Diese Botschaft wird dem öffentlichen Bewusstsein eingebrannt. Die britische Tageszeitung The Observer titelte „Gesucht: Neue Erde bis 2050“. Laut BBC steuert unser Planet in Richtung Ökokrise und die Washington Post war entsetzt über die vier zusätzlich benötigten Planeten und forderte ihre Leser auf, mehr Einkaufstaschen aus Naturfasern und Energiesparlampen zu benutzen.
Diese Botschaft wurde laut und deutlich vernommen. Wir brauchen mehr als die auf der Erde zur Verfügung stehenden Fläche. Aber Moment mal: Wie machen wir das? Wie können wir mehr Fläche benutzen, als auf der Erde zur Verfügung steht?
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Offenkundig muss man bei jedem Versuch, viele verschiedene Aspekte menschlichen Verhaltens in einer Maßzahl zu vereinen, die Eingabedaten vereinfachen. Mit dem ökologischen Fußabdruck ist das nicht anders. Wenn wir beispielsweise über amerikanischen Lebensstil sprechen, für den man fünf Planeten brauchen würde, gehen wir davon aus, dass sich die Technologie nicht weiterentwickelt, obwohl die weltweite Produktivität der Landnutzung sehr wahrscheinlich dramatisch ansteigen wird. Ebenso hinterlässt der biologische Landbau einen größeren Fußabdruck als sein konventionelles Gegenstück.
Doch trotz dieser Unzulänglichkeiten ist klar, dass wir Flächen, die wir für Straßen nützen, nicht für den Anbau von Nahrungsmitteln verwenden können. Ebenso klar ist, dass das Terrain, auf dem unsere Häuser stehen, zulasten der Waldgebiete geht. Dieser Teil des ökologischen Fußabdrucks ist ein anschauliches Maß des tatsächlichen Fußabdrucks, den wir auf der Welt hinterlassen. In dieser Hinsicht leben wir durchaus innerhalb des verfügbaren Rahmens und benützen etwa 60 Prozent der auf der Welt verfügbaren Fläche. Dieser Wert wird voraussichtlich noch sinken, denn das Bevölkerungswachstum bremst sich momentan ein, während der technische Fortschritt weiter voranschreitet. Also kein ökologischer Kollaps in dieser Hinsicht.
Nur unser CO2-Ausstoß steigt weiter an. Es ist aber nicht für alle offensichtlich, wie man CO2 in Fläche umwandelt. Der WWF und einige Wissenschaftler beschlossen, dies zu umgehen, indem man die den Emissionen beigemessene Fläche als jene Waldfläche definiert, die notwendig ist, um das zusätzliche CO2 aufzunehmen. Dieser Bereich macht gegenwärtig über 50 Prozent des ökologischen Fußabdrucks aus und wird bis zur Mitte des Jahrhunderts auf 75 Prozent ansteigen.
Im Wesentlichen wird uns mitgeteilt, dass wir unsere Emissionen auf Null reduzieren müssen und zur Erreichung dieses Ziels Bäume pflanzen sollen. Das heißt, wir müssten heute um 30 Prozent mehr Wald anbauen als uns dafür Land zur Verfügung steht. Bis 2030 müssten wir dann auf der Fläche von fast zwei Planeten Wälder anbauen. Das ist wider jede Vernunft.
Ist es denn wirklich notwendig, sämtliche Emissionen zu kappen? Eine Senkung um Hälfte würde die Treibhausgaskonzentration mittelfristig reduzieren. Und noch wichtiger: Die Anpflanzung von Wäldern ist eine wenig flächeneffiziente und technologieintensive Art, CO2-Emissionen zu senken. Solarzellen und Windturbinen benötigen weniger als 1 Prozent der Waldfläche zur Senkung von CO2-Emissionen, sie werden immer effizienter und man kann sie auf unproduktiven Landflächen (wie Windturbinen auf See oder Solarpaneele in Wüsten) aufstellen. Auf diese Weise berechnet, gibt es keine schaurige Öko-Krise mehr.
Aufgrund des technologischen Fortschritts ist der individuelle Platzbedarf auf dem Planeten in den letzten fünf Jahren bereits um 35 Prozent gesunken und der kollektive Bedarf wird vor dem Jahr 2020 seinen Höhepunkt erreichen, ohne dass damit der verfügbare Rahmen gesprengt würde.
Die Umrechnung von CO2 in eine unlogische und ineffiziente Maßeinheit der Waldfläche scheint hauptsächlich darauf ausgerichtet, eine Alarmbotschaft in die Welt zu setzen. In der wissenschaftlichen Literatur räumt ein führender Spezialist für Modellberechnung ein, dass diese Rechenmethode „schwer zu verteidigen“ sei. Zwei andere Forschungsteams weisen darauf hin, dass der ökologische Fußabdruck „selbst nichts weiter als ein wichtiges Instrument zur Erregung der Aufmerksamkeit“ ist und dass es sich dabei „weniger um ein wissenschaftliches Maß als vielmehr um eine Einheit handelt, die darauf abzielt, das öffentliche Bewusstsein zu stärken und die Politik zu beeinflussen.“
Wenn wir die Berechnungen zum „ökologischen Fußabdruck“ genauer unter die Lupe nehmen, erkennen wir, dass das einzige was dieser Welt ausgeht jener Platz ist, wo überdimensionale Fantasie-Wälder gepflanzt werden sollen, die wir ohnehin nicht angelegt hätten, denn CO2-Emissionen können durch viel intelligentere und billigere Methoden verhindert werden.
Dass unser verschwenderischer Konsum fünf Planeten erfordern würde, ist eine einprägsame Formulierung, aber sie ist falsch. Der eine Planet, der uns zur Verfügung steht, ist mehr als genug.