DURBAN – Vor dem Klimagipfel in Kopenhagen vor zwei Jahren saßen wir beide in Kapstadt und hörten die Schilderungen von vier Bäuerinnen und einem Bauern aus verschiedenen afrikanischen Ländern. Sie erzählten uns, in welcher Weise der Klimawandel ihre Existenzgrundlage untergräbt. Alle erklärten, wie ihnen Überflutungen und Dürreperioden sowie die Abwesenheit regelmäßiger Saat- und Erntezeiten zu schaffen machten. Die gleichen Ängste plagen weltweit auch Subsistenzbauern und indigene Völker – Menschen, die die Hauptlast dieser Klimaschocks tragen, obwohl sie an deren Entstehung nicht beteiligt waren.
Heute, zehn Jahre später, sitzen wir im südafrikanischen Durban, wo die diesjährige Klimakonferenz, COP17, abgehalten wird und stellen fest, dass sich die Situation der armen Menschen in Afrika und anderswo noch weiter verschlechtert hat. In seinem jüngsten Bericht kommt der UNO-Klimarat zu dem Schluss, dass nun praktisch sicher ist, dass die heißen Tage im globalen Maßstab heißer werden und auch häufiger vorkommen. Tatsächlich haben sie in ihrer Häufigkeit in den meisten Regionen der Welt um einen Faktor 10 zugenommen.
Das brutale Paradoxon des Klimawandels ist überdies, dass auch Starkregenfälle öfter auftreten und dadurch die Gefahr von Überflutungen steigt. Seit 2003 verzeichnete man in Ostafrika die wärmsten Jahre seit Beginn der Aufzeichnungen. Dies trägt zweifellos zu der schweren Hungersnot bei, unter der am Horn von Afrika gegenwärtig 13 Millionen Menschen leiden.
Das sind die Folgen einer Erwärmung um einen einzigen Grad über dem vorindustriellem Niveau. Aus dem soeben veröffentlichten Bericht Bridging the Emissions Gap des UNO-Umweltprogramms geht hervor, dass die Temperatur im Laufe dieses Jahrhunderts wahrscheinlich um vier Grad ansteigen wird, wenn nicht entschiedenere Maßnahmen zur Verringerung der Emissionen ergriffen werden. Doch die jüngsten Belege zeigen, dass wir nicht handeln – im Weltenergiebericht der Internationalen Energieagentur wird festgestellt, dass die CO2-Emissionen wieder auf ein Rekordhoch kletterten.
Wir sind alarmiert, dass die Erwartungen an die COP17 so niedrig sind. Wo ist die globale Führung, die eilig reagieren muss. Wir brauchen dringend ein weltweites Übereinkommen.
Herzstück dieses Abkommens muss die Aufrechterhaltung des Kyoto-Protokolls sein. Das Protokoll ist kein perfektes Instrument. Es leistet wenig zur Reduktion globaler Emissionen und zu wenige Länder werden in die Pflicht genommen, ihr Emissionswachstum einzubremsen. Aber das Protokoll ist Teil des Völkerrechts und das ist entscheidend.
Der Klimawandel ist ein globales Problem: Wenn die Länder nicht sicher sind, dass sich auch die anderen des Problems annehmen, fühlen sie sich selbst auch nicht verpflichtet, aktiv zu werden. Ein rechtliches Rahmenwerk mit klaren und gemeinsamen Regeln, denen sich alle Länder verpflichten, ist daher von entscheidender Bedeutung – und die einzige Versicherung, dass Maßnahmen zum Schutz jener Menschen ergriffen werden, die dem Klimawandel am hilflosesten ausgeliefert sind.
Der erste Verpflichtungszeitraum des Kyoto-Protokolls endet mit Jahresende 2012. Daher müssen die Europäische Union und die anderen Kyoto-Parteien einen zweiten Verpflichtungszeitraum festlegen (wobei die USA das Abkommen nie ratifiziert haben und von China, Indien und anderen Schwellenländern wird wenig verlangt). Dies um sicherzustellen, dass dieser rechtliche Rahmen erhalten bleibt.
Gleichzeitig müssen alle Länder erkennen, dass eine Verlängerung der Lebensdauer des Kyoto-Protokolls das Problem des Klimawandels nicht lösen wird und dass es eines neuen oder zusätzlichen Rahmenwerks bedarf, in das alle Länder einbezogen werden. Zu diesem Zweck ist daher auf der Konferenz in Durban eine Übereinkunft hinsichtlich der Lancierung von Verhandlungen herzustellen – mit der Perspektive, das neue Rechtsinstrument spätestens im Jahr 2015 zu realisieren.
Das alles ist nicht nur möglich, sondern notwendig, weil der Übergang zu einer CO2-armen und klimaverträglichen Wirtschaft, ökonomisch, sozial und ökologisch Sinn ergibt. Das Problem dabei ist, dass es für die Umsetzung eines politischen Willens bedarf, der bedauerlicherweise nicht ausreichend vorhanden zu sein scheint.
Der Klimawandel ist eine Frage der Gerechtigkeit. Die reichsten Länder verursachten das Problem, aber es sind die Ärmsten dieser Welt, die bereits jetzt unter den Auswirkungen leiden. In Durban muss sich die internationale Gemeinschaft verpflichten, diesen Missstand zu korrigieren.
Spitzenpolitiker haben generationsübergreifend zu denken. Sie müssen sich die Welt im Jahr 2050 mit ihren 9 Milliarden Menschen vorstellen und die richtigen Entscheidungen treffen, um sicherzustellen, dass unsere Kinder und Kindeskinder eine lebenswerte Welt erben.
DURBAN – Vor dem Klimagipfel in Kopenhagen vor zwei Jahren saßen wir beide in Kapstadt und hörten die Schilderungen von vier Bäuerinnen und einem Bauern aus verschiedenen afrikanischen Ländern. Sie erzählten uns, in welcher Weise der Klimawandel ihre Existenzgrundlage untergräbt. Alle erklärten, wie ihnen Überflutungen und Dürreperioden sowie die Abwesenheit regelmäßiger Saat- und Erntezeiten zu schaffen machten. Die gleichen Ängste plagen weltweit auch Subsistenzbauern und indigene Völker – Menschen, die die Hauptlast dieser Klimaschocks tragen, obwohl sie an deren Entstehung nicht beteiligt waren.
Heute, zehn Jahre später, sitzen wir im südafrikanischen Durban, wo die diesjährige Klimakonferenz, COP17, abgehalten wird und stellen fest, dass sich die Situation der armen Menschen in Afrika und anderswo noch weiter verschlechtert hat. In seinem jüngsten Bericht kommt der UNO-Klimarat zu dem Schluss, dass nun praktisch sicher ist, dass die heißen Tage im globalen Maßstab heißer werden und auch häufiger vorkommen. Tatsächlich haben sie in ihrer Häufigkeit in den meisten Regionen der Welt um einen Faktor 10 zugenommen.
Das brutale Paradoxon des Klimawandels ist überdies, dass auch Starkregenfälle öfter auftreten und dadurch die Gefahr von Überflutungen steigt. Seit 2003 verzeichnete man in Ostafrika die wärmsten Jahre seit Beginn der Aufzeichnungen. Dies trägt zweifellos zu der schweren Hungersnot bei, unter der am Horn von Afrika gegenwärtig 13 Millionen Menschen leiden.
Das sind die Folgen einer Erwärmung um einen einzigen Grad über dem vorindustriellem Niveau. Aus dem soeben veröffentlichten Bericht Bridging the Emissions Gap des UNO-Umweltprogramms geht hervor, dass die Temperatur im Laufe dieses Jahrhunderts wahrscheinlich um vier Grad ansteigen wird, wenn nicht entschiedenere Maßnahmen zur Verringerung der Emissionen ergriffen werden. Doch die jüngsten Belege zeigen, dass wir nicht handeln – im Weltenergiebericht der Internationalen Energieagentur wird festgestellt, dass die CO2-Emissionen wieder auf ein Rekordhoch kletterten.
Wir sind alarmiert, dass die Erwartungen an die COP17 so niedrig sind. Wo ist die globale Führung, die eilig reagieren muss. Wir brauchen dringend ein weltweites Übereinkommen.
Herzstück dieses Abkommens muss die Aufrechterhaltung des Kyoto-Protokolls sein. Das Protokoll ist kein perfektes Instrument. Es leistet wenig zur Reduktion globaler Emissionen und zu wenige Länder werden in die Pflicht genommen, ihr Emissionswachstum einzubremsen. Aber das Protokoll ist Teil des Völkerrechts und das ist entscheidend.
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Der Klimawandel ist ein globales Problem: Wenn die Länder nicht sicher sind, dass sich auch die anderen des Problems annehmen, fühlen sie sich selbst auch nicht verpflichtet, aktiv zu werden. Ein rechtliches Rahmenwerk mit klaren und gemeinsamen Regeln, denen sich alle Länder verpflichten, ist daher von entscheidender Bedeutung – und die einzige Versicherung, dass Maßnahmen zum Schutz jener Menschen ergriffen werden, die dem Klimawandel am hilflosesten ausgeliefert sind.
Der erste Verpflichtungszeitraum des Kyoto-Protokolls endet mit Jahresende 2012. Daher müssen die Europäische Union und die anderen Kyoto-Parteien einen zweiten Verpflichtungszeitraum festlegen (wobei die USA das Abkommen nie ratifiziert haben und von China, Indien und anderen Schwellenländern wird wenig verlangt). Dies um sicherzustellen, dass dieser rechtliche Rahmen erhalten bleibt.
Gleichzeitig müssen alle Länder erkennen, dass eine Verlängerung der Lebensdauer des Kyoto-Protokolls das Problem des Klimawandels nicht lösen wird und dass es eines neuen oder zusätzlichen Rahmenwerks bedarf, in das alle Länder einbezogen werden. Zu diesem Zweck ist daher auf der Konferenz in Durban eine Übereinkunft hinsichtlich der Lancierung von Verhandlungen herzustellen – mit der Perspektive, das neue Rechtsinstrument spätestens im Jahr 2015 zu realisieren.
Das alles ist nicht nur möglich, sondern notwendig, weil der Übergang zu einer CO2-armen und klimaverträglichen Wirtschaft, ökonomisch, sozial und ökologisch Sinn ergibt. Das Problem dabei ist, dass es für die Umsetzung eines politischen Willens bedarf, der bedauerlicherweise nicht ausreichend vorhanden zu sein scheint.
Der Klimawandel ist eine Frage der Gerechtigkeit. Die reichsten Länder verursachten das Problem, aber es sind die Ärmsten dieser Welt, die bereits jetzt unter den Auswirkungen leiden. In Durban muss sich die internationale Gemeinschaft verpflichten, diesen Missstand zu korrigieren.
Spitzenpolitiker haben generationsübergreifend zu denken. Sie müssen sich die Welt im Jahr 2050 mit ihren 9 Milliarden Menschen vorstellen und die richtigen Entscheidungen treffen, um sicherzustellen, dass unsere Kinder und Kindeskinder eine lebenswerte Welt erben.