eating on everest gromanuk/Flickr

Eine gesunde, klimafreundliche Ernährung

BERLIN – Im kommenden Dezember werden sich die Staats- und Regierungschefs der Welt auf der UN-Klimakonferenz treffen, wo sie eine umfassende Vereinbarung zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes und zur Eindämmung der Erderwärmung treffen werden. Im Vorfeld dieses Treffens sollten die Regierungen eine kritische, aber dennoch oft übersehene Tatsache zur Kenntnis nehmen: Die größte Ursache für die Zerstörung der Umwelt und die Erschöpfung der Ressourcen ist heute unsere sich verändernde Ernährung - eine Ernährung, die noch nicht einmal zu einem gesunden Leben beiträgt.

In den letzten Jahrzehnten haben die steigenden Einkommen zu einem großen Umbruch in den Ernährungsgewohnheiten der Menschen geführt. Besonders Fleisch ist dabei ein immer wichtigerer Bestandteil auf dem Speiseplan der Menschen geworden. Angesichts der Tatsache, dass Vieh bei Aufzucht und Transport viel mehr Nahrungsmittel, Land und Wasser verbraucht als der Anbau von Pflanzen, erschöpft die zunehmende Nachfrage nach Fleisch natürliche Ressourcen, erzeugt Druck auf die Nahrungsmittelherstellung, schädigt Ökosysteme und treibt den Klimawandel voran.

Bei der Produktion von Fleisch wird zehnmal mehr Wasser verbraucht als bei der Produktion von Kalorien und Eiweiß aus Pflanzen. Ein Kilo Rind zum Beispiel benötigt 15.415 Liter Wasser. Es ist auch eine sehr ineffiziente Art und Weise, Nahrungsmittel zu produzieren: für die Produktion einer Fleischkalorie werden 30 Getreidekalorien benötigt.

Der globale Viehbestand beträgt derzeit mehr als 150 Milliarden Stück, verglichen mit nur 7,2 Milliarden Menschen - das bedeutet, dass Vieh einen größeren direkten ökologischen Fußabdruck hat als wir. Die Viehproduktion verursacht fast 14,5 Prozent der globalen Treibhausgase und trägt erheblich zur Wasserverschmutzung bei.

Darüber hinaus verbraucht die Viehzucht ein Drittel der in der Landwirtschaft verwendeten Wasserressourcen (die insgesamt 71 Prozent des globalen Wasserverbrauchs ausmachen) sowie mehr als 40 Prozent der globalen Produktion an Weizen, Roggen, Hafer und Mais. Und die Viehproduktion nutzt 30 Prozent der globalen Landfläche, die einst wilde Tiere beherbergte und spielt damit eine wichtige Rolle bei dem Verlust der Biodiversität und dem Artensterben.

Die Europäer haben mehr als ein Jahrhundert gebraucht, um zu dem Punkt zu kommen, an dem Fleisch zu jeder Mahlzeit gegessen wird, auch zum Frühstück. In großen Teilen Asiens hat sich ein ähnlicher Wandel in nur einer Generation vollzogen. Fleischhaltige Ernährung hat ein globales Fettleibigkeitsproblem verursacht, das gilt ausgerechnet auch für China, dessen internationale Expansion einhergeht mit erweiterten Gürtellinien zuhause.

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Amerikaner haben nach den Luxemburgern den höchsten Pro-Kopf-Verbrauch. Angesichts der Bevölkerung der USA ist dies bereits jetzt ein Problem. Wenn der Rest der Welt die USA einholt - wo der durchschnittliche Fleischverbrauch 125,4 Kilo pro Person und Jahr beträgt, verglichen mit mickrigen 3,2 Kilo in Indien - wären die Folgen für die Umwelt katastrophal.

Die Anzeichen sind bereits besorgniserregend. Der Nachfrage nach Fleisch soll zwischen 2013 und 2025 um 50 Prozent steigen, der Verbrauch im Westen steigt weiter an und schnellt in den Entwicklungsländern in die Höhe, ganz besonders in Asien.

Um dieser Nachfrage nachzukommen, mussten Fleischproduzenten bei der Viehzucht extrem problematische Ansätze verfolgen. Damit ihre Tiere schnell Gewicht gewinnen, bekommen sie Getreide zu fressen, anstatt des Grases, das sie normalerweise essen würden - eine Vorgehensweise, die erheblichen Druck auf die Getreideproduktion, auf die natürlichen Ressourcen und auf die Umwelt ausübt.

Und damit nicht genug. Das Vieh bekommt große Mengen an Hormonen und Antibiotika. In den USA werden 80 Prozent aller Antibiotika prophylaktisch an Vieh verabreicht. Und trotzdem hat dies nicht dazu beigetragen, Krankheiten zu verhindern. Tatsächlich haben viele der neuen Erkrankungen ihren Ursprung bei Tieren. Veterinäre, Mikrobiologen und Epidemiologen haben versucht, die „Ökologie der Erkrankungen” zu verstehen (wie die Natur und der Einfluss des Menschen auf sie Erkrankungen verursacht).

Obwohl die Folgen unserer veränderten Ernährungsweise für die Umwelt und die Gesundheit bestens dokumentiert sind, ist es dennoch ein Thema, das kaum Beachtung findet. Die Welt steht vor einer ernsthaften Krise der Wasserversorgung, schnell steigenden globalen Temperaturen, einer stetigen Zunahme der Erdbevölkerung und wachsenden Gesundheitsproblemen wie Herzerkrankungen, das bedeutet, es muss etwas geschehen, und zwar schnell.

Zunächst einmal müssen die Vieherzeuger auf wassersparende Technologien wie der Tropfbewässerung umsteigen. Gleichzeitig müssen Regierungen und NGOs eine gesündere Ernährungsweise fördern, mit einem höheren Anteil an pflanzlichen Proteinen und Kalorien.

Wenn die Welt kein Getreide für Viehfutter und Biokraftstoffe mehr herstellen würde, könnte jüngsten Studien zufolge nicht nur der Hunger in der Welt besiegt, sondern es könnten auch vier Milliarden zusätzliche Menschen ernährt werden, das ist mehr als die Anzahl, bei der sich die Erdbevölkerung voraussichtlich stabilisiert. Fleischverbrauch verursacht tatsächlich jährlich mehr Treibhausgasemissionen als die Nutzung von Autos.

Das heißt nicht, dass wir alle Vegetarier werden müssen. Auch schon eine teilweise Änderung unserer Essgewohnheiten könnte weit reichende Folgen haben - wenn wir zum Beispiel mehr Hühnerfleisch und Fisch anstatt Rind essen würden. Bei der Produktion von Rindfleisch wird durchschnittlich 28 Mal mehr Land und 11 Mal mehr Wasser verbraucht als bei anderen Fleischarten, gleichzeitig werden fünfmal mehr Treibhausgase und sechsmal mehr reaktiver Strickstoff erzeugt.

Die Umstellung auf eine ausgeglichene, pflanzliche Ernährung, mit minimalem Verbrauch von rotem und verarbeitetem Fleisch würde dazu beitragen, die natürlichen Ressourcen zu schonen, den Kampf gegen den vom Menschen verursachten Klimawandel zu unterstützen und das Risiko nicht nur ernährungsbedingter chronischer Erkrankungen, sondern auch die Krebssterblichkeit zu reduzieren. Genau wie die Regierungen Gesetze, Vorschriften und andere Instrumente erfolgreich eingesetzt haben, um gegen das Rauchen vorzugehen, müssen sie die Menschen zu einer ausgewogenen Ernährung bringen - ihrer Gesundheit und der Erde zuliebe.

Aus dem Englischen von Eva Göllner.

https://prosyn.org/OCd4lRJde