BEIJING – Zu Beginn des Jahres hat China angekündigt, dass bis 2020 360 Milliarden US-Dollar in erneuerbare Energien investiert und 85 geplante Kohlekraftwerke nicht gebaut werden sollen. Im März gab die Regierung bekannt, das Land würde bereits die offiziellen Ziele für Energieeffizienz, Kohlenstoffintensität und den Anteil an sauberen Energiequellen übererfüllen. Und im vergangenen Monat hat die chinesische Energieregulierungsbehörde, die Nationale Energieadministration, neue Maßnahmen zur Reduzierung der Abhängigkeit des Landes von Kohle eingeleitet.
Das sind nur die neuesten Anzeichen dafür, dass sich China im Zentrum einer globalen Energiewende befindet, die durch Technologiewandel und die sinkenden Kosten für Erneuerbare Energien bestimmt wird. Aber die Investition in erneuerbare Energien und die allmähliche Abschaltung von Kohle sind nur die eine Seite der Medaille. China ist auch für einen wachsenden Anteil der globalen Energienachfrage verantwortlich, und das bedeutet, dass der unaufhaltsame Wandel des Landes hin zu einer Dienstleistungs- und Verbrauchergesellschaft den Ressourcensektor weltweit verändern wird.
Gleichzeitig reduzieren verschiedene Faktoren den globalen Ressourcenverbrauch, einschließlich einer erhöhten Energieeffizienz in Wohn-, Industrie und Gewerbegebäuden und einer niedrigeren Nachfrage nach Energie im Transport aufgrund der Zunahme an autonomen Fahrzeugen und Car-Sharing-Modellen.
Laut einem neuen Bericht des McKinsey Global Institutes (MGI), Beyond the Supercycle: How Technology Is Reshaping Resources, verlangsamen diese Trends die Zunahme der Nachfrage nach Primärenergien. Wenn sich die schnelle Annahme neuer Technologien fortsetzt, könnte diese Nachfrage 2025 ihren höchsten Punkt erreichen. Und mit einer weniger intensiven Energienutzung und einer erhöhten Effizienz, kann sich die Energieproduktivität der globalen Wirtschaft in den nächsten beiden Jahrzehnten um 40-70 Prozent erhöhen.
Während sich der globale Anstieg der Energienachfrage verlangsamt, wächst Chinas Anteil an dieser Nachfrage. Bis 2035 können auf China 28 Prozent der Nachfrage nach Primärenergie fallen, im Vergleich zu 23 Prozent heute. Demgegenüber läge der Anteil der Vereinigten Staaten 2035 bei lediglich 12 Prozent, im Vergleich zu 16 Prozent heute.
China hat bereits einen erheblichen Fortschritt bei der Reduzierung seiner Ressourcenintensität erzielt: zwischen 1980 und 2010 ist die chinesische Wirtschaft um das 18-fache gewachsten, der Energieverbrauch demgegenüber lediglich um das Fünffache. Laut Daten der Weltbank entspricht das einer Abnahme der Energieintensität pro BIP-Einheit um 70 Prozent.
In ihrem 13. Fünfjahresplan hat die chinesische Regierung eine Reduzierung der Energieintensität um insgesamt 15 Prozent zwischen 2016 und 2020 vorgesehen und ist bereits auf gutem Wege in Richtung Erreichung dieses Ziels. Der chinesische Premier Li Keqiang berichtete auf dem Nationalen Volkskongress Anfang des Jahres, Chinas Energieintensität sei allein im vergangenen Jahr um fünf Prozent gesunken.
Erneuerbare Energien sind ein Grund für die nachlassende Ressourcenintensität in China. In der Hoffnung, die Welt auf diesem Gebiet anzuführen, investiert China jedes Jahr bereits mehr als 100 Milliarden US-Dollar in die inländischen Erneuerbaren. Das ist doppelt so viel wie die USA investiert und mehr als die jährliche Investition der USA und der EU zusammen.
Zudem investiert China 32 Milliarden US-Dollar – mehr als jedes andere Land – in erneuerbare Energien im Ausland. Die größten chinesischen Unternehmen sind führend auf dem Gebiet der globalen Wertschöpfungsketten in Sachen erneuerbare Energien. Der chinesische Energieversorger State Grid Corporation will ein Stromnetz entwickeln, das Strom aus Windkrafträdern und Solaranlagen aus der ganzen Welt bezieht. Chinesische Solaranlagenhersteller haben gegenüber ihren Mitbewerbern aus den USA aufgrund der Skaleneffekte und einer fortschrittlicheren Supply-Chain-Entwicklung einen Kostenvorteil von schätzungsweise 20 Prozent. Und chinesische Hersteller von Windkraftanlagen haben jetzt einen Marktanteil in China von über 90 Prozent (gegenüber nur 25 Prozent 2002), nachdem sie Technologielücken nach und nach geschlossen hatten.
Diese Trends legen nahe, dass es in China einerseits eine große Nachfrage nach Energie geben wird, dass dort andererseits aber auch die neuesten Technologien entwickelt werden. Daraus lässt sich ableiten, dass das Land eine einzigartige Gelegenheit haben wird, global die Führung zu übernehmen. Die Erfahrungen bei der Reduzierung von Energieintensität kann für andere Länder hilfreich sein. Und die Investitionen in erneuerbare Energien zuhause und im Ausland kann zu zusätzlichen Technologiedurchbrüchen führen, die die Kosten für Verbraucher weltweit reduzieren können.
Aber China steht auch vor Herausforderungen bei der Wende von fossilen Brennstoffen hin zu erneuerbaren Energien in einem sich verändernden globalen Ressourcensektor. Die Wirtschaft ist noch immer stark abhängig von Kohle, was erhebliche Kosten zur Folge haben wird, wenn die Kapazitäten auf andere Ressourcen wie Erdgas und Erneuerbare umgeleitet werden.
Zudem war der Bau von Solaranlagen und Windparks in China schneller als die Modernisierung der Stromnetze, was zu einer erheblichen Energieverschwendung geführt hat. Und die Hersteller in China spüren mehr als in den meisten anderen Ländern einen zunehmenden Druck, Kosten zu reduzieren und die Effizienz zu verbessern, um eine Abnahme des Nachfragewachstums weltweit auszugleichen.
Trotz dieser Hürden wird die technologische Innovation den chinesischen Produzenten helfen, Produktionsgewinne zu realisieren und die Einsparungen an die Verbraucher weiterzugeben. Laut MGI könnten die Änderungen bei Angebot und Nachfrage in Bezug auf die wichtigsten Rohstoffe bis 2035 insgesamt zu Kosteneinsparungen von 900 Milliarden US-Dollar auf 1,6 Billionen US-Dollar führen.
Die Größenordnung dieser Einsparungen hängt nicht nur davon ab, wie schnell neue Technologien angenommen werden, sondern auch davon, wie gut sich Politiker und Unternehmen an ihre neue Umgebung anpassen. Aber vor allem wird es von China abhängen.
Aus dem Englischen von Eva Göllner.
BEIJING – Zu Beginn des Jahres hat China angekündigt, dass bis 2020 360 Milliarden US-Dollar in erneuerbare Energien investiert und 85 geplante Kohlekraftwerke nicht gebaut werden sollen. Im März gab die Regierung bekannt, das Land würde bereits die offiziellen Ziele für Energieeffizienz, Kohlenstoffintensität und den Anteil an sauberen Energiequellen übererfüllen. Und im vergangenen Monat hat die chinesische Energieregulierungsbehörde, die Nationale Energieadministration, neue Maßnahmen zur Reduzierung der Abhängigkeit des Landes von Kohle eingeleitet.
Das sind nur die neuesten Anzeichen dafür, dass sich China im Zentrum einer globalen Energiewende befindet, die durch Technologiewandel und die sinkenden Kosten für Erneuerbare Energien bestimmt wird. Aber die Investition in erneuerbare Energien und die allmähliche Abschaltung von Kohle sind nur die eine Seite der Medaille. China ist auch für einen wachsenden Anteil der globalen Energienachfrage verantwortlich, und das bedeutet, dass der unaufhaltsame Wandel des Landes hin zu einer Dienstleistungs- und Verbrauchergesellschaft den Ressourcensektor weltweit verändern wird.
Gleichzeitig reduzieren verschiedene Faktoren den globalen Ressourcenverbrauch, einschließlich einer erhöhten Energieeffizienz in Wohn-, Industrie und Gewerbegebäuden und einer niedrigeren Nachfrage nach Energie im Transport aufgrund der Zunahme an autonomen Fahrzeugen und Car-Sharing-Modellen.
Laut einem neuen Bericht des McKinsey Global Institutes (MGI), Beyond the Supercycle: How Technology Is Reshaping Resources, verlangsamen diese Trends die Zunahme der Nachfrage nach Primärenergien. Wenn sich die schnelle Annahme neuer Technologien fortsetzt, könnte diese Nachfrage 2025 ihren höchsten Punkt erreichen. Und mit einer weniger intensiven Energienutzung und einer erhöhten Effizienz, kann sich die Energieproduktivität der globalen Wirtschaft in den nächsten beiden Jahrzehnten um 40-70 Prozent erhöhen.
Während sich der globale Anstieg der Energienachfrage verlangsamt, wächst Chinas Anteil an dieser Nachfrage. Bis 2035 können auf China 28 Prozent der Nachfrage nach Primärenergie fallen, im Vergleich zu 23 Prozent heute. Demgegenüber läge der Anteil der Vereinigten Staaten 2035 bei lediglich 12 Prozent, im Vergleich zu 16 Prozent heute.
China hat bereits einen erheblichen Fortschritt bei der Reduzierung seiner Ressourcenintensität erzielt: zwischen 1980 und 2010 ist die chinesische Wirtschaft um das 18-fache gewachsten, der Energieverbrauch demgegenüber lediglich um das Fünffache. Laut Daten der Weltbank entspricht das einer Abnahme der Energieintensität pro BIP-Einheit um 70 Prozent.
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In ihrem 13. Fünfjahresplan hat die chinesische Regierung eine Reduzierung der Energieintensität um insgesamt 15 Prozent zwischen 2016 und 2020 vorgesehen und ist bereits auf gutem Wege in Richtung Erreichung dieses Ziels. Der chinesische Premier Li Keqiang berichtete auf dem Nationalen Volkskongress Anfang des Jahres, Chinas Energieintensität sei allein im vergangenen Jahr um fünf Prozent gesunken.
Erneuerbare Energien sind ein Grund für die nachlassende Ressourcenintensität in China. In der Hoffnung, die Welt auf diesem Gebiet anzuführen, investiert China jedes Jahr bereits mehr als 100 Milliarden US-Dollar in die inländischen Erneuerbaren. Das ist doppelt so viel wie die USA investiert und mehr als die jährliche Investition der USA und der EU zusammen.
Zudem investiert China 32 Milliarden US-Dollar – mehr als jedes andere Land – in erneuerbare Energien im Ausland. Die größten chinesischen Unternehmen sind führend auf dem Gebiet der globalen Wertschöpfungsketten in Sachen erneuerbare Energien. Der chinesische Energieversorger State Grid Corporation will ein Stromnetz entwickeln, das Strom aus Windkrafträdern und Solaranlagen aus der ganzen Welt bezieht. Chinesische Solaranlagenhersteller haben gegenüber ihren Mitbewerbern aus den USA aufgrund der Skaleneffekte und einer fortschrittlicheren Supply-Chain-Entwicklung einen Kostenvorteil von schätzungsweise 20 Prozent. Und chinesische Hersteller von Windkraftanlagen haben jetzt einen Marktanteil in China von über 90 Prozent (gegenüber nur 25 Prozent 2002), nachdem sie Technologielücken nach und nach geschlossen hatten.
Diese Trends legen nahe, dass es in China einerseits eine große Nachfrage nach Energie geben wird, dass dort andererseits aber auch die neuesten Technologien entwickelt werden. Daraus lässt sich ableiten, dass das Land eine einzigartige Gelegenheit haben wird, global die Führung zu übernehmen. Die Erfahrungen bei der Reduzierung von Energieintensität kann für andere Länder hilfreich sein. Und die Investitionen in erneuerbare Energien zuhause und im Ausland kann zu zusätzlichen Technologiedurchbrüchen führen, die die Kosten für Verbraucher weltweit reduzieren können.
Aber China steht auch vor Herausforderungen bei der Wende von fossilen Brennstoffen hin zu erneuerbaren Energien in einem sich verändernden globalen Ressourcensektor. Die Wirtschaft ist noch immer stark abhängig von Kohle, was erhebliche Kosten zur Folge haben wird, wenn die Kapazitäten auf andere Ressourcen wie Erdgas und Erneuerbare umgeleitet werden.
Zudem war der Bau von Solaranlagen und Windparks in China schneller als die Modernisierung der Stromnetze, was zu einer erheblichen Energieverschwendung geführt hat. Und die Hersteller in China spüren mehr als in den meisten anderen Ländern einen zunehmenden Druck, Kosten zu reduzieren und die Effizienz zu verbessern, um eine Abnahme des Nachfragewachstums weltweit auszugleichen.
Trotz dieser Hürden wird die technologische Innovation den chinesischen Produzenten helfen, Produktionsgewinne zu realisieren und die Einsparungen an die Verbraucher weiterzugeben. Laut MGI könnten die Änderungen bei Angebot und Nachfrage in Bezug auf die wichtigsten Rohstoffe bis 2035 insgesamt zu Kosteneinsparungen von 900 Milliarden US-Dollar auf 1,6 Billionen US-Dollar führen.
Die Größenordnung dieser Einsparungen hängt nicht nur davon ab, wie schnell neue Technologien angenommen werden, sondern auch davon, wie gut sich Politiker und Unternehmen an ihre neue Umgebung anpassen. Aber vor allem wird es von China abhängen.
Aus dem Englischen von Eva Göllner.