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Die Rettung von Umwelt und Wirtschaft

NEW YORK – Jedes Land hat seine nationalen Probleme, wie etwa einen gefährlichen Verlust an Inklusion oder einen kostspieligen Wachstumsrückgang. Und es zeichnet sich ab, dass es ohne ein gesellschaftliches Verständnis des jeweiligen Problems und einen breiten Wunsch, ihm zu begegnen, keine Lösung dafür geben wird.

Doch mit dem Klimawandel haben alle Länder zudem noch ein gemeinsames Problem. Und obwohl die Fachleute ein Verständnis des Problems gewonnen und einen Konsens über die zu verfolgenden Ziele erreicht haben, erfordern diese Ziele eine breitere gesellschaftliche Unterstützung, als bisher vorhanden ist.

Wie jeder weiß, begann der Klimawandel größtenteils mit der Verbrennung fossiler Brennstoffe, die mit der Industrialisierung Ende des 18. Jahrhunderts einsetzte und seitdem steigende CO2-Werte hervorgerufen hat.

Ein wichtiger Punkt ist, dass das Klima bereits derart aus dem Lot geraten ist, dass dies für die Gesellschaft teuer und sogar lebensgefährlich geworden ist: Die Gewalt von Orkanen hat im Gefolge des Anstiegs der Wassertemperatur in der Karibik zugenommen, die Luftqualität verschlechtert sich weltweit in spürbarem Umfang, und der Anstieg des Meeresspiegels bedroht viele tief liegende Städte.

In seinem kürzlich erschienen Buch Endangered Economiesuntersucht der Ökonom Geoffrey Heal das Spektrum öffentlicher und privater Maßnahmen, die zur Bekämpfung eines weiteren Klimawandels ergriffen wurden. Ein von Heal herausgestellter Punkt ist, dass die Schäden – und in vielen Fällen Verheerungen –, die unserer natürlichen Welt zugefügt werden, ernste Folgen nicht nur für die Luft und das Wasser haben, auf die wir für unsere Existenz angewiesen sind, sondern auch für die Unternehmen, die sich bisher auf kostenlose Leistungen der Natur wie die Bestäubung, den Wasserkreislauf, Ökosysteme in Meer und Wald usw. verlassen haben. Daher würde die Bewahrung des „natürlichen Kapitals“ die Kapitalrendite im Unternehmenssektor steigern. Die Unternehmen würden reagieren, indem sie mehr investieren, und damit die Produktivität der Volkswirtschaft steigern. Und mit jeder derartigen Steigerung könnten wir uns größere Anstrengungen leisten, die einen noch größeren Teil des natürlichen Kapitals unserer Welt bewahren würden.

Die Welt muss es daher aufgeben, ein Wirtschaftswachstum anzustreben, das so hoch ist, dass es das natürliche Kapital der Welt erschöpft. Wir wollen ein „grünes“ Wirtschaftswachstum, dass die Umwelt nicht schädigt oder zerstört. Zugleich wollen wir eine Verbesserung der Umwelt, die Innovation und Wirtschaftswachstum nicht verhindert.

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In einer Reihe wirkungsstarker Vorträge und Interviews hat die Ökonomin und Mathematikerin Graciela Chichilnisky von der Columbia University die Behauptung aufgestellt, das Überleben der Menschheit erfordere eine Abscheidung des bereits in der Atmosphäre angesammelten CO2 und die Sorge dafür, dass es nicht wieder in die Atmosphäre gelangt. Um die Kosten zu decken, schlägt Chichilnisky einen Markt vor, auf dem der abgeschiedene Kohlenstoff zur wirtschaftlichen Verwendung verkauft wird.

Eine andere mögliche Lösung ist eine „regenerative Landwirtschaft“, wie sie der Biologe Allan Savory vor kurzem in Patagonien eingeführt hat.

Wenn man sie profitabel macht, könnten diese Innovationen einen Anreiz für private Akteure schaffen, eine Kohlenstoffabscheidung voranzutreiben, die weit über das hinausgeht, was eine nationale Regierung sich leisten kann. Jedoch ist ein Erfolg hierbei davon abhängig, ob „Carbon Farming“ selbst in einem Kontext eines zunehmenden Angebots und ergo fallender Preise rentabel bleibt.

Wir müssen außerdem grundlegende Herausforderungen wie ein sich fortsetzendes Bevölkerungswachstum, die Industrialisierung und eine schwache Regierungsführung in den Griff bekommen. Und wir werden ein Gleichgewicht zwischen der Bekämpfung des Klimawandels und der Sorge dafür herstellen müssen, dass die meisten Menschen weiterhin ein lebenswertes Leben führen können.

Man könnte sich den wachsenden Bestand an Forschungsarbeiten ansehen und zu dem Schluss gelangen, dass wir uns keine Sorgen machen müssen: Die Fachleute hätten ja bereits herausgefunden, was zu tun sei. Doch die Experten selbst sind nicht so naiv. Sie wissen, dass Unternehmen sich nicht selbst kontrollieren, und es ist ihnen bewusst, dass viel davon abhängen wird, ob sich das Gewinnmotiv zur Förderung des gesellschaftlichen Wohls nutzen lässt. Das Problem ist, dass zu viele Menschen davon ausgehen, dass Unternehmen, Haushalte und Politik einfach das tun werden, was die Fachleute empfehlen: dass alle Unternehmen – aufgrund von gesellschaftlichem Druck oder staatlichen Drohungen – für den von ihnen verursachten Schaden aufkommen werden, und dass alle Regierungen letztlich Kohlenstoffsteuern oder Regeln zur Emissionsbeschränkung und zum Emissionshandel einführen werden, um die Emissionen zu verringern und letztlich zu beseitigen.

Ein weiteres Problem ist, dass sich viele Umweltschäden nicht ohne Weiteres kontrollieren lassen. Selbst wenn große börsennotierte Unternehmen es für angemessen erachten sollten, die von ihnen ausgehende Verschmutzung etwa durch Aufforstung des Regenwaldes in Zentralamerika auszugleichen, hat die Erde inzwischen eine riesige und weiter wachsende menschliche Bevölkerung. Dies stellt uns vor Herausforderungen. Wie der Ökonom Dennis J. Snower vor einigen Jahren zeigte, können einzelne Aktivitäten – wie etwa Fischfang, das Kochen mit Holzöfen oder schlicht das Laufenlassen des Wasserhahns – erheblich zur Umweltverschmutzung und -zerstörung beitragen, obwohl sie von Regierungen, Gemeinschaften und Individuen kaum zur Kenntnis genommen werden. Daher muss jedes Programm zum Schutz der Umwelt auf moralischer Überzeugungsarbeit basieren: der Aufforderung an den Einzelnen  – und nicht nur an Unternehmen –, jedes Gefühl von Altruismus, das er hat, zu wecken und seine eigene Verschmutzung freiwillig zu verringern.

Ein weiteres Problem ist freilich, dass viele Länder nach wie vor einen Prozess der Industrialisierung durchlaufen. Daher würde selbst, wenn jedes Land auf unserem Planeten seinen Pro-Kopf-Beitrag zur Verschmutzung reduzieren könnte, die anhaltende Zunahme jenes Teils der Weltbevölkerung, der in Ländern arbeitet, die sich derzeit in einer Phase der Industrialisierung befinden, den globalen Durchschnitt in die Höhe schrauben. Dieses demografische Phänomen wird es uns eindeutig erschweren, Heals vorgeschlagene Maßnahmen zur Begrenzung der CO2-Emissionen umzusetzen.

Wir müssen zudem der Tatsache Rechnung tragen, dass nicht alle Regierungen in der Lage sind, Partikularinteressen Widerstand zu leisten. Mächtige Konzerne können mit Verstößen gegen staatliche Umweltbeschränkungen davonkommen, insbesondere wenn sie eine wichtige Quelle von Einnahmen und Arbeitsplätzen sind.

Weitere Schwierigkeiten treten auf, wenn die meisten Menschen noch immer arm sind, aber entschlossen sind, reich zu werden – so reich wie die reichsten Länder im Westen. In einem derartigen Land ist die Regierung möglicherweise nicht bereit, ihre Kohlenstoffemissionen oder eine sonstige Umweltverschmutzung stark zurückzuschneiden, um ja nicht ihr Wachstumsziel zu verpassen. Laut Schätzungen entfallen 80% des Verbrauchs natürlicher Ressourcen weltweit auf 20% der Weltbevölkerung. Weil das Recht auf Überleben dem Recht jedes Landes vorgeht, im Streben nach Wachstum seine Umwelt zu ruinieren, werden jene Länder, die den Kampf gegen den Klimawandel anführen, hart gegenüber denen durchzugreifen müssen, die glauben, dass die Kosten der Emissionsreduzierung zu hoch sind.

Und zu guter Letzt könnten in Zukunft erneuerbare Energien neue Herausforderungen für die Lohn- und Beschäftigungsentwicklung darstellen. Laut der Internationalen Organisation für erneuerbare Energien schaffen die Wind- und die Solarbranche in den USA Arbeitsplätze – mit 777.000 Neueinstellungen im Jahr 2016 –, während die Kohleindustrie weiter Arbeitsplätze abbaut. Doch dies ist keine nützliche Beobachtung, da die Beschäftigten, die in neue Branchen strömen, im Allgemeinen aus anderen Branchen und nicht aus irgendeinem enormen Heer gut geeigneter, aber arbeitsloser Arbeitnehmer stammen. Es wäre absurd, zu glauben, dass die Gesamtbeschäftigung durch jede neu auf den Plan tretende Branche steigen würde.

Die Wirtschaftstheorie legt nahe, dass eine neue Branche die Gesamtbeschäftigung nur dann erhöht, wenn ihre Produktionsmethode arbeitsintensiver ist als der Gesamtdurchschnitt aller Branchen. Doch habe ich noch keine Daten für den Sektor der erneuerbaren Energien gesehen, die dieses Problem ansprechen, und ich wäre nicht überrascht, wenn diese Branche im Laufe der Zeit hochgradig kapitalintensiv werden würde.

Ich betone seit langem nicht nur die materiellen Vorteile von Arbeit – vor allem Löhne (von unten bis nach oben) und Erwerbsquoten –, sondern auch die nicht materielle Seite der Arbeit (die verschiedenen Formen der Befriedigung, die Menschen durch das Arbeitserlebnis erhalten). Nun, da die Fantasie und Findigkeit unserer Fachleute und Ingenieure uns geholfen haben, die Kurve zu kriegen, ist es wichtig, dass wir uns wieder auf das Geschäftliche besinnen: um neue Produkte und Produktionsmethoden zu entwickeln, sie am Markt zu testen und nach Neuem zu streben.

„Das junge Amerika“, äußerte einst Abraham Lincoln, „weist eine große Leidenschaft – eine absolute Begeisterung – für das ‚Neue‘ auf“. Es ist Zeit für uns alle, wieder auf diese Weise jung zu sein. Und auch, mit Fortschreiten des Projekts zur Wiederherstellung unserer Umwelt und der Bewältigung anderer internationaler Herausforderungen, zur Wiederbelebung einer älteren Vorstellung von Arbeit, die auf der Ausübung von Eigeninitiative und dem Einsatz der eigenen Kreativität beruht. Wir müssen das gute Leben wieder als persönliche Reise ins Unbekannte begreifen, durch die man „auf die Welt einwirken“ und „unseren Garten zum Wachsen bringen“ kann, um „jemand“ zu sein.

Die Sorge – oder zumindest meine Sorge – ist, dass unsere nationalen Volkswirtschaften, von denen viele bereits im Namen der Stabilität hochgradig reguliert sind, im Namen einer grünen Wirtschaft noch viel stärker reguliert werden. Natürlich mögen viele Regeln erforderlich sein, doch wir müssen in unseren Bemühungen, den Planeten zu retten, vorsichtig sein, dass wir die Quellen dessen, was das Leben lebenswert macht, nicht ersticken.

Aus dem Englischen von Jan Doolan

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