munangatire1_JEKESAI NJIKIZANAAFP via Getty Images_zimbabwe food shortage Jesekai Njikizana/AFP/Getty Images

Die ökologischen Folgen politischer Repression

HARARE – Simbabwe war einst Afrikas aufstrebender Stern. Mit seinem robusten Humankapital, beträchtlichem Rohstoffreichtum und seiner modernen Infrastruktur war es Afrikas führender Produzent von Anbauprodukten wie Mais, Weizen und Sojabohnen. Seine landwirtschaftlichen Exporte trugen ihm den Spitznamen „Brotkorb Afrikas“ ein. Wie tief ist das Land gesunken.

Heute kann Simbabwe kaum die eigene Bevölkerung ernähren, und den Rest des Kontinents schon gar nicht. Laut dem Welternährungsprogramm brauchen rund 8,6 Million Simbabwer Hilfe, und es wird erwartet, dass die akute Mangelernährung verschärft durch die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie 2020 um 15% ansteigt. Darüber hinaus versäumt es die Regierung, grundlegende Dienstleistungen wie etwa eine sichere Trinkwasserversorgung, Krankenversorgung, die angemessene Versorgung mit Wohnraum und Bildung zu erbringen.

Zudem erlebt Simbabwe derzeit eine der schlimmsten Wirtschaftskrisen seiner Geschichte. Es ist die zweite in wenig mehr als einem Jahrzehnt. Das Land leidet unter galoppierender Inflation, schwerem Treibstoffmangel, anhaltenden Stromausfällen und zunehmender Arbeitslosigkeit. Rund 90% der Simbabwer mühen sich inzwischen, sich im informellen Sektor ihren Lebensunterhalt zu verdienen.

Diese Probleme begannen mit dem schweren wirtschaftlichen Missmanagement unter Robert Mugabe, dessen 37 Jahre währende Herrschaft – die endete, als das Militär ihn 2017 zum Rücktritt zwang – durch schwere, häufig gewaltsame politische Repressionen gekennzeichnet war. Doch hat sich unter Mugabes Nachfolger, Präsident Emmerson Mnangagwa, und der Militärjunta, die dessen Aufstieg an die Macht gefördert hat, wenig verändert. Nicht nur haben sie kaum etwas getan, um die Wirtschaft zu reformieren und die Voraussetzungen für Investitionen und Wachstum zu schaffen; sie haben auch Mugabes repressive Praktiken beibehalten.

Doch ist es nicht allein Simbabwes Bevölkerung, die unter dem Verhalten des Regimes leidet. Auch die Umwelt leidet. Die Forestry Commission des Landes schätzt, dass Simbabwe 330.000 Hektar Waldfläche pro Jahr verliert, und der Gesamtwaldanteil ist seit 2014 von 53% auf 45% gesunken. Hauptgrund für diesen Rückgang ist, dass die Bevölkerung für fast 70% ihres Energiebedarfs auf Biomasse angewiesen ist. Dies liegt daran, dass Strom nicht verfügbar ist und Gas zum Kochen so teuer ist.

Die Entwaldung in Simbabwe hat zum Rückgang der jährlichen Niederschlagsmenge in der Region während des letzten Jahrzehnts beigetragen. (Der Luftstrom über Bäumen produziert doppelt so viel Regen wie sonstiger Luftstrom.) Angesichts der Tropenlage Simbabwes, die das Land für Veränderungen beim Niederschlagsverlauf besonders anfällig macht, hat dies zu wiederholten Dürren beigetragen – die stark zur zunehmenden Unsicherheit der Nahrungsmittelversorgung beitragen.

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Die verringerten Niederschlagsmengen haben sich auch auf die Stromversorgung ausgewirkt, denn sie haben 2019 eine Teilstilllegung des Wasserkraftwerks am Lake Kariba erzwungen, das über 50% von Simbabwes Strom sowie zusätzlich Strom für Sambia produziert. Durch den Mangel an Devisen ist Simbabwes alternative Stromquelle – Importe aus Mozambique und Südafrika – außer Reichweite. Stromausfälle von mehr als 18-stündiger Dauer wurden 2019 zur Regel und führten zu Störungen der Wirtschaftsaktivität.

Was die Erbringung sonstiger Dienstleistungen angeht – wie etwa die Abfallbewirtschaftung in den Städten und die Trinkwasserversorgung –, scheint ein vorsätzliches Versagen der Regierung vorzuliegen. Während der vergangenen 20 Jahre hat die von Nelson Chamisa angeführte oppositionelle Partei Movement for Democratic Change Alliance (MDC–A) an Beliebtheit gewonnen und kontrolliert inzwischen 26 der 32 städtischen Kommunalverwaltungen. Um ihre Autorität geltend zu machen, hat die herrschende Zimbabwe African National Union–Patriotic Front (ZANU–PF) – die Partei Mugabes und Mnangagwas – ihre Macht dazu genutzt, Verfassungsbestimmungen zu umgehen, die Einwohnern und kommunalen Behörden eine größere Kontrolle über die Leistungserbringung geben.

Die Politisierung grundlegender Dienstleistungen hat deren Erbringung erheblich beeinträchtigt. Das schlechte Abfallmanagement hat zugelassen, dass die wichtigste Wasserquelle der Hauptstadt Harare, der Lake Chivero, stark durch Abwasser verschmutzt wurde, was zu dessen Eutrophierung (d. h. zu übermäßigem Vegetationswachstum durch Überdüngung) geführt hat. Laut einem aktuellen Bericht des Stadtrats von Harare ist das Wasser aus dem Lake Chivero inzwischen mit Substanzen verschmutzt, die mit Leberleiden und Problemen des zentralen Nervensystems in Verbindung gebracht werden.

Harares wichtigste Wasseraufbereitungsanlage, die auf die Versorgung von 300.000 Menschen ausgelegt ist, liefert heute Wasser für über 1,5 Millionen und ist der Aufgabe nicht annähernd gewachsen. Die Kombination aus unzureichendem Abfallmanagement und einem Mangel an Trinkwasser war für den Choleraausbruch von 2008 verantwortlich, bei dem über 4000 Menschen ums Leben kamen.

Der Goldabbau, schon vor Beginn des Kolonialismus eine wichtige Wirtschaftsaktivität, gefährdet die Gesundheit der Simbabwer noch zusätzlich. Doch politische Unsicherheit und ein ungünstiges Wirtschaftsumfeld haben die Investitionen in die Branche sinken lassen. Daher wird die Goldsuche größtenteils – zu etwa 60% – illegal und unter Missachtung von Umwelt- oder Sicherheitsstandards betrieben. Das Ergebnis ist eine zunehmende Verunreinigung des Mazowe River, der von Simbabwe nach Mozambique verläuft, wo für Haushalts-, Freizeit- und Landwirtschaftszwecke inzwischen zunehmend vergiftetes Wasser genutzt wird.

Die Durchsetzung von Umweltstandards hat für Simbabwes Regierung keine Priorität, weil Gold eine wertvolle Devisenquelle ist. Laut Transparency International Zimbabwe jedoch verliert das Land jährlich über 200 Millionen Dollar, weil enorme Mengen Goldes auf dem Schwarzmarkt verkauft und letztlich außer Landes geschmuggelt werden – z. B. nach Dubai und Südafrika.

Simbabwe verkörpert den Nexus zwischen politischer Repression, schlechter Regierungsführung und Umweltzerstörung. Die Auswirkungen machen nicht an nationalen Grenzen Halt; daher sollte dieser Nexus uns allen Sorgen machen.

Aus dem Englischen von Jan Doolan

https://prosyn.org/0aOHIYHde