krueger52_FREDERIC J. BROWNAFP via Getty Images_shipping port us FREDERIC J. BROWN/AFP via Getty Images

Trumps vorgeschlagene Zölle sind ein Geschenk an die Reichen

WASHINGTON, DC – Das Herzstück der von Donald Trump vorgeschlagenen Wirtschaftspolitik sind hohe neue Zölle auf alle in die USA eingeführten Waren. Der ehemalige US-Präsident behauptet, dass die Zölle Arbeitsplätze schützen, die Löhne erhöhen und eine neue Ära amerikanischen Wohlstands einläuten werden. Scheinbar überzeugt, ein wirtschaftliches Allheilmittel gefunden zu haben, bezeichnet sich Trump stolz als „Tariff Man“ (Zollmann).

Doch ist „Zoll“ lediglich ein anderer Name für eine Steuer, die den Käufern importierter Waren (und von allem, was im Inland unter Verwendung importierter Vorleistungen hergestellt wird) auferlegt wird. Daher würde Trumps Vorschlag alle amerikanischen Haushalte belasten, und besonders schwere Auswirkungen hätte er auf arbeitende Menschen mit geringem Einkommen. Selbst wenn diese Zölle die Welt nicht in einen selbstzerstörerischen Handelskrieg stürzen, dürften die Handelspartner der USA Vergeltungsmaßnahmen ergreifen – und das wird jeden treffen, der im erfolgreichem und hochproduktiven US-Exportsektor arbeitet.

Trump hat einen Abschluss von der Wharton School der University of Pennsylvania und sollte daher wissen, wie Zölle funktionieren. Zugegeben, er hat seinen Abschluss 1968 gemacht. Aber die Analyse von Zöllen wurde auch vor 50 Jahren schon gut verstanden – und die grundlegenden Fakten bleiben dieselben.

Kimberly Clausing und Mary E. Lovely, zwei der weltweit führenden Steuerexpertinnen, schätzen, dass die Zölle, die Trump einführen will, den durchschnittlichen US-Haushalt mehr als 2.600 Dollar kosten würden. (Diese Schätzung wurde vom Peterson Institute for International Economics veröffentlicht, mit dem ich früher verbunden war; ich war jedoch weder an diesem Bericht noch an damit zusammenhängenden Arbeiten beteiligt).

Clausing und Lovelys Analyse basiert auf einer Zollregelung, die eine 60%ige Abgabe auf chinesische Importe und einen 20%igen Aufschlag auf alle übrigen Importe vorsehen würde – Trumps erklärtem Ziel. Die Steuererhöhung von 2.600 Dollar pro Jahr bedeutet für den Medianhaushalt einen enormen Kaufkraftverlust (4,1 % des Einkommens nach Steuern). Für die untersten 20 % der Einkommensverteilung sind die „Verluste für die Verbraucher durch den vorgeschlagenen Zoll“ sogar noch größer – mehr als 6 % des Einkommens nach Steuern.

Für die obersten 1 % der Einkommensverteilung beträgt der zollbedingte Verlust dagegen nur 1,4 %. Diese unterschiedlichen Auswirkungen spiegeln die Tatsache wider, dass Menschen mit geringerem Einkommen im Verhältnis zu ihren Ausgaben direkt und indirekt mehr Importe konsumieren als wohlhabendere Menschen.

Secure your copy of PS Quarterly: The Climate Crucible
PS_Quarterly_Q3-24_1333x1000_No-Text

Secure your copy of PS Quarterly: The Climate Crucible

The newest issue of our magazine, PS Quarterly: The Climate Crucible, is here. To gain digital access to all of the magazine’s content, and receive your print copy, subscribe to PS Premium now.

Subscribe Now

Clausing und Lovely haben zudem die Auswirkungen einer Verlängerung der Steuersenkungen der Trump-Ära analysiert, von denen vor allem Menschen mit höherem Einkommen profitieren. Der kombinierte Nettoeffekt einer Verlängerung dieser Steuersenkungen – die Trump zweifellos anstrebt – und der Einführung hoher pauschaler Einfuhrzölle würde die obersten 1 % besser dastehen lassen. Aber alle anderen hätten weniger. Was Trump also vorschlägt, ist in Wahrheit eine massive Einkommensumverteilung zugunsten der einkommensstärksten Amerikaner.

Tatsächlich will Trump die Steuern für arbeitende Amerikaner erhöhen, um Steuersenkungen zu finanzieren, die in erster Linie Menschen begünstigen, die ohnehin schon reich sind. Die Republikanische Partei behauptet immer wieder, dass sie Steuererhöhungen für die meisten Amerikaner ablehnt. Aber genau das ist es, was Trump zu tun vorschlägt. Wie Grover Norquist, Gründer und Präsident von Americans for Tax Reform, sagt: „Zölle sind Steuern“. Und diese Steuern werden von den Amerikanern gezahlt, nicht von ausländischen Unternehmen, wie Trump fälschlicherweise behauptet.

Die Schaffung von mehr gutbezahlten Arbeitsplätzen in Amerika sollte für die Bundespolitik hohe Priorität haben. Hohe Einfuhrzölle jedoch schaffen keine derartigen Arbeitsplätze. Ein viel besserer Ansatz wäre es, die Entwicklung bahnbrechender wissenschaftlicher Erkenntnisse zu fördern und die wirtschaftliche Verwertung dieser neuen Ideen durch in den USA gegründete Unternehmen zu unterstützen. Wie Jonathan Gruber und ich in unserem 2019 veröffentlichten Buch Jump-Starting America erläutert haben, haben die USA das in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg (im Verhältnis zur Größe ihrer Wirtschaft) sehr viel stärker getan als heute.

Erfreulicherweise hat die Regierung von Präsident Joe Biden diese Agenda mit parteiübergreifender Unterstützung im Rahmen des Chips and Science Act 2022 vorangetrieben, und Trumps Gegenkandidatin, Vizepräsidentin Kamala Harris, hat Vorschläge unterbreitet, die die USA weiter in diese Richtung führen könnten. Das zur Unterstützung dieser Bemühungen bereitgestellte Geld reicht bisher nicht aus, aber es ist sinnvoll, den Kurs beizubehalten. Die Harris-Kampagne hat eine „America Forward“-Steuergutschrift vorgeschlagen, die „auf Investitionen und die Schaffung von Arbeitsplätzen in strategischen Schlüsselbranchen ausgerichtet sein wird“.

Es ist wichtig, eine technologische Führungsrolle zu übernehmen und aufrechtzuerhalten. Wer als Erster etwas erfindet und auf den Markt bringt, hat die Chance, mehr gutbezahlte Arbeitsplätze zu schaffen, wie sie in jeder neuen globalen Branche entstehen werden. Die USA haben dies in den 1940er, 1950er und 1960er Jahren bereits getan – Jahrzehnten gemeinsamen Wohlstands, in denen die Zölle gesenkt und nicht erhöht wurden.

Aus dem Englischen von Jan Doolan

https://prosyn.org/U8oZcU9de