NEW YORK: Die Begeisterung über Elektroautos ist heutzutage groß. Nicht vergessen sollte man dabei freilich, wie viele benzinbetriebene Autos es gibt: etwa 850 Millionen. Es würde Jahre dauern, diese Zahl durch den Verkauf neuer Elektrofahrzeuge merklich zu verringern. Eine Tatsache, die Jiri Räsänen, einen Beamten aus Helsinki, zunächst deprimierte, ihm und seinen Freunden dann jedoch eine gute Idee eingab: Warum nicht die Autos behalten, aber die Motoren austauschen?
Man könnte so eine Menge Probleme lösen, nicht nur in Bezug auf die heute vorhandenen Autos, sondern auch auf die bestehenden Autohersteller . Obwohl viele davon in Schwierigkeiten sind, dürfte der Zeitpunkt, ein neues Autounternehmen zu gründen, auch nicht besonders günstig sein. Doch während der Markt für Neuwagen drastisch eingebrochen ist, könnte dies ein guter Zeitpunkt sein, um ein Unternehmen zu gründen, das Benzinmotoren durch Elektromotoren ersetzt.
Die von Räsänen geleitete Initiative der Gruppe heißt eCars - Now! Der kleine finnische Betrieb ist weniger ein Unternehmen als vielmehr ein Modell für Unternehmen, die – so die Hoffnung des Teams – weltweit aus dem Boden schießen werden.
Was Räsänen und Kollegen vorschwebt, ist, in Anlehnung an die Open-Source-Bewegung im Softwarebereich, Idee und Grundkonstruktionen frei verfügbar zu machen und jede Menge Unternehmen weltweit zu ermutigen, sie auf lokaler Ebene umzusetzen. Einige Unternehmen werden so Batterien, Elektromotoren oder Umbausätze herstellen; andere benzinbetriebene Autos mit den neuen Motoren ausstatten – eine hervorragende Beschäftigungschance für arbeitslose Automechaniker.
eCars- Now! hofft, zu einem Ökosystem von Werkstätten und Teileherstellern beizutragen, das jenem der Open-Source-Programmierer und No-Name-Computerhardware ähnelt. Zwar hören die Gemeinsamkeiten irgendwo auf, weil Batterien und Motoren nicht ganz dasselbe sind wie PCs, aber das Ethos ist so ziemlich dasselbe.
Räsänen und sein Team begannen damit, die potenzielle Nachfrage nach Elektroautos in Finnland zu ermitteln. Räsänen erinnert sich: „Das hatte in Finnland noch keiner gemacht. Wir entschieden, dass wir, wenn wir 500 Menschen dazu bewegen könnten, ihr Interesse an einem derart umgebauten Auto zu zeigen, demonstrieren könnten, dass ein Konversionsprogramm im großen Rahmen Sinn machen würde.“
eCars – Now! brauchte bloß elf Tage, bis sich 500 Interessenten gemeldet hatten. Natürlich: Dies waren nur Interessenbekundungen; die Leute überwiesen kein Geld. Doch die Website des Unternehmens lockt weiterhin Interessenten an, und inzwischen haben sich dort 1000 Menschen registriert, die angeben, wahrscheinlich oder mit Sicherheit ein derartiges Fahrzeug kaufen zu wollen.
Die Website bot außerdem Ratschläge an, was für Autos umgerüstet werden könnten. Erste Wahl war der Toyota Corolla – was kaum überrascht, denn mit einem Marktanteil von 7% ist er das meistverkaufte Auto in Finnland.
Nur 15 Monate später, im Mai diesen Jahres, wurde auf dem Electric Vehicle Symposium, einer Fachmesse in Stavanger, Norwegen, ein Vorführmodell eines umgerüsteten Corollas mit einem Motor von Azure Dynamics aus Detroit vorgestellt.
Was muss passieren, damit die Idee Erfolg hat? In gewisser Weise hat sie den bereits – einfach, indem sie sich verbreitet. Lokale Bemühungen können gelingen oder scheitern, in Abhängigkeit von den Fähigkeiten der örtlichen Umsetzer. In Italien verfolgt der Erfinder Roberto Vezzi das Projekt eines Elektro-Smarts, das auf denselben Überlegungen basiert. Er hat sich inzwischen eCars – Now! angeschlossen, und sein eSmart soll nun mit der für den eCorolla in Finnland entwickelten Open-Source-Bedienoberfläche aufgerüstet werden.
Weitere Initiativen gibt es laut Räsänen in Dänemark, Lettland, Spanien und der Türkei. Die Gruppe ist jetzt auf der Suche nach einem Ersthersteller/-monteur für die Umbausätze (im Gegensatz zu den darin enthaltenen Motoren). In der Zwischenzeit werden Tests für den eCorolla und den eSmart durchgeführt.
Wirtschaftlich betrachtet wäre das Ganze machbar. Bei einer Produktion im entsprechenden Rahmen dürfte ein Umbaupaket etwa 20.000 Dollar kosten, einschließlich der Vertriebskosten und einer Gewinnmarge. Zwei Kfz-Mechaniker in einer professionellen Werkstatt dürften etwa acht Stunden benötigen, um einen derartigen Bausatz zu installieren; falls man/frau es selbst macht, dauert es weniger als eine Woche (oder zwei, falls der Partner/die Partnerin „mithilft“). Das ist deutlich weniger als der Preis für einen Neuwagen – vor allem für ein Elektrofahrzeug.
Der wahre wirtschaftliche Vorteil sind jedoch die anschließenden Kostenersparnisse. Natürlich hängt eine Menge davon ab, dass bequem nutzbare Ladestationen vorhanden sind, doch diese kommen inzwischen auf.
Das Projekt wäre ein Rückbau der Automobilindustrie – und zwar ein vermutlich effektiverer, als er derzeit durch US-Regierungsvertreter in Detroit betrieben wird. In Finnland zumindest braucht man nichts weiter als eine staatliche Abnahmebescheinigung, die etwa 100 Euro (135 Dollar) kostet.
Wenn alles gut geht, werden eine Menge Hersteller von Elektromotoren und Umbausätzen für Autos entstehen, die die verschiedenen Märkte bestehender Autobesitzer bedienen. Bei den Händlern und Werkstätten, die die Akkus montieren, wird es eine neue Gruppe von Kfz-Mechanikern geben, die (indirekt) zu einer saubereren Umwelt beitragen und zugleich den Wert der bestehenden Fahrzeuge erhöhen.
Vorausschauende Regierungen könnten dies unterstützen – nicht, indem sie diese Anstrengungen subventionieren, sondern durch Ankauf der alten Benzinmotoren. Dies schafft einen Anreiz für die Umbauunternehmen, während der Wettbewerb um die Kunden (statt um Subventionen) die verschiedenen Anbieter zur Effizienz anspornt. (Viele europäische Staaten zahlen derzeit „Abwrackprämien“ für die Verschrottung von Altfahrzeugen. Programme zum Ankauf von Benzinmotoren wären sinnvoller, denn sie wären billiger und würden viele funktionsfähige Karosserien vor der Zerstörung bewahren.)
Vor ein paar Jahren wäre dieses Projekt vielleicht wie Donquichotterie erschienen; heute passt es perfekt in die Zeit. Es ist bescheiden zu einer Zeit, in der sich die Welt in der Rezession befindet. Es ist energiesparend und umweltfreundlich in einer Zeit, in der die Sorge über die globale Erwärmung zunimmt. Und es ist dezentral ausgerichtet – in einer Zeit, in der die Welt den Versprechen ihrer Führer mit Skepsis begegnet und die Menschen erkennen, dass sie selbst die Dinge in die Hand nehmen müssen.
Falls Sie ein Unternehmen für Elektromotoren gründen, sich über die Umrüstung von Benzinfahrzeugen informieren oder schlicht und einfach herausfinden wollen, was Sie mit ihrem eigenen Fahrzeug machen könnten, besuchen Sie www.ecars-now.org . Sofern Sie nicht gerade in Finnland leben, gibt es vielleicht noch keine Fertiglösung für Sie, aber genau das ist der Punkt: Sie selbst können eine lokale Version starten. Wenn Sie sie bauen, werden andere folgen!
NEW YORK: Die Begeisterung über Elektroautos ist heutzutage groß. Nicht vergessen sollte man dabei freilich, wie viele benzinbetriebene Autos es gibt: etwa 850 Millionen. Es würde Jahre dauern, diese Zahl durch den Verkauf neuer Elektrofahrzeuge merklich zu verringern. Eine Tatsache, die Jiri Räsänen, einen Beamten aus Helsinki, zunächst deprimierte, ihm und seinen Freunden dann jedoch eine gute Idee eingab: Warum nicht die Autos behalten, aber die Motoren austauschen?
Man könnte so eine Menge Probleme lösen, nicht nur in Bezug auf die heute vorhandenen Autos, sondern auch auf die bestehenden Autohersteller . Obwohl viele davon in Schwierigkeiten sind, dürfte der Zeitpunkt, ein neues Autounternehmen zu gründen, auch nicht besonders günstig sein. Doch während der Markt für Neuwagen drastisch eingebrochen ist, könnte dies ein guter Zeitpunkt sein, um ein Unternehmen zu gründen, das Benzinmotoren durch Elektromotoren ersetzt.
Die von Räsänen geleitete Initiative der Gruppe heißt eCars - Now! Der kleine finnische Betrieb ist weniger ein Unternehmen als vielmehr ein Modell für Unternehmen, die – so die Hoffnung des Teams – weltweit aus dem Boden schießen werden.
Was Räsänen und Kollegen vorschwebt, ist, in Anlehnung an die Open-Source-Bewegung im Softwarebereich, Idee und Grundkonstruktionen frei verfügbar zu machen und jede Menge Unternehmen weltweit zu ermutigen, sie auf lokaler Ebene umzusetzen. Einige Unternehmen werden so Batterien, Elektromotoren oder Umbausätze herstellen; andere benzinbetriebene Autos mit den neuen Motoren ausstatten – eine hervorragende Beschäftigungschance für arbeitslose Automechaniker.
eCars- Now! hofft, zu einem Ökosystem von Werkstätten und Teileherstellern beizutragen, das jenem der Open-Source-Programmierer und No-Name-Computerhardware ähnelt. Zwar hören die Gemeinsamkeiten irgendwo auf, weil Batterien und Motoren nicht ganz dasselbe sind wie PCs, aber das Ethos ist so ziemlich dasselbe.
Räsänen und sein Team begannen damit, die potenzielle Nachfrage nach Elektroautos in Finnland zu ermitteln. Räsänen erinnert sich: „Das hatte in Finnland noch keiner gemacht. Wir entschieden, dass wir, wenn wir 500 Menschen dazu bewegen könnten, ihr Interesse an einem derart umgebauten Auto zu zeigen, demonstrieren könnten, dass ein Konversionsprogramm im großen Rahmen Sinn machen würde.“
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eCars – Now! brauchte bloß elf Tage, bis sich 500 Interessenten gemeldet hatten. Natürlich: Dies waren nur Interessenbekundungen; die Leute überwiesen kein Geld. Doch die Website des Unternehmens lockt weiterhin Interessenten an, und inzwischen haben sich dort 1000 Menschen registriert, die angeben, wahrscheinlich oder mit Sicherheit ein derartiges Fahrzeug kaufen zu wollen.
Die Website bot außerdem Ratschläge an, was für Autos umgerüstet werden könnten. Erste Wahl war der Toyota Corolla – was kaum überrascht, denn mit einem Marktanteil von 7% ist er das meistverkaufte Auto in Finnland.
Nur 15 Monate später, im Mai diesen Jahres, wurde auf dem Electric Vehicle Symposium, einer Fachmesse in Stavanger, Norwegen, ein Vorführmodell eines umgerüsteten Corollas mit einem Motor von Azure Dynamics aus Detroit vorgestellt.
Was muss passieren, damit die Idee Erfolg hat? In gewisser Weise hat sie den bereits – einfach, indem sie sich verbreitet. Lokale Bemühungen können gelingen oder scheitern, in Abhängigkeit von den Fähigkeiten der örtlichen Umsetzer. In Italien verfolgt der Erfinder Roberto Vezzi das Projekt eines Elektro-Smarts, das auf denselben Überlegungen basiert. Er hat sich inzwischen eCars – Now! angeschlossen, und sein eSmart soll nun mit der für den eCorolla in Finnland entwickelten Open-Source-Bedienoberfläche aufgerüstet werden.
Weitere Initiativen gibt es laut Räsänen in Dänemark, Lettland, Spanien und der Türkei. Die Gruppe ist jetzt auf der Suche nach einem Ersthersteller/-monteur für die Umbausätze (im Gegensatz zu den darin enthaltenen Motoren). In der Zwischenzeit werden Tests für den eCorolla und den eSmart durchgeführt.
Wirtschaftlich betrachtet wäre das Ganze machbar. Bei einer Produktion im entsprechenden Rahmen dürfte ein Umbaupaket etwa 20.000 Dollar kosten, einschließlich der Vertriebskosten und einer Gewinnmarge. Zwei Kfz-Mechaniker in einer professionellen Werkstatt dürften etwa acht Stunden benötigen, um einen derartigen Bausatz zu installieren; falls man/frau es selbst macht, dauert es weniger als eine Woche (oder zwei, falls der Partner/die Partnerin „mithilft“). Das ist deutlich weniger als der Preis für einen Neuwagen – vor allem für ein Elektrofahrzeug.
Der wahre wirtschaftliche Vorteil sind jedoch die anschließenden Kostenersparnisse. Natürlich hängt eine Menge davon ab, dass bequem nutzbare Ladestationen vorhanden sind, doch diese kommen inzwischen auf.
Das Projekt wäre ein Rückbau der Automobilindustrie – und zwar ein vermutlich effektiverer, als er derzeit durch US-Regierungsvertreter in Detroit betrieben wird. In Finnland zumindest braucht man nichts weiter als eine staatliche Abnahmebescheinigung, die etwa 100 Euro (135 Dollar) kostet.
Wenn alles gut geht, werden eine Menge Hersteller von Elektromotoren und Umbausätzen für Autos entstehen, die die verschiedenen Märkte bestehender Autobesitzer bedienen. Bei den Händlern und Werkstätten, die die Akkus montieren, wird es eine neue Gruppe von Kfz-Mechanikern geben, die (indirekt) zu einer saubereren Umwelt beitragen und zugleich den Wert der bestehenden Fahrzeuge erhöhen.
Vorausschauende Regierungen könnten dies unterstützen – nicht, indem sie diese Anstrengungen subventionieren, sondern durch Ankauf der alten Benzinmotoren. Dies schafft einen Anreiz für die Umbauunternehmen, während der Wettbewerb um die Kunden (statt um Subventionen) die verschiedenen Anbieter zur Effizienz anspornt. (Viele europäische Staaten zahlen derzeit „Abwrackprämien“ für die Verschrottung von Altfahrzeugen. Programme zum Ankauf von Benzinmotoren wären sinnvoller, denn sie wären billiger und würden viele funktionsfähige Karosserien vor der Zerstörung bewahren.)
Vor ein paar Jahren wäre dieses Projekt vielleicht wie Donquichotterie erschienen; heute passt es perfekt in die Zeit. Es ist bescheiden zu einer Zeit, in der sich die Welt in der Rezession befindet. Es ist energiesparend und umweltfreundlich in einer Zeit, in der die Sorge über die globale Erwärmung zunimmt. Und es ist dezentral ausgerichtet – in einer Zeit, in der die Welt den Versprechen ihrer Führer mit Skepsis begegnet und die Menschen erkennen, dass sie selbst die Dinge in die Hand nehmen müssen.
Falls Sie ein Unternehmen für Elektromotoren gründen, sich über die Umrüstung von Benzinfahrzeugen informieren oder schlicht und einfach herausfinden wollen, was Sie mit ihrem eigenen Fahrzeug machen könnten, besuchen Sie www.ecars-now.org . Sofern Sie nicht gerade in Finnland leben, gibt es vielleicht noch keine Fertiglösung für Sie, aber genau das ist der Punkt: Sie selbst können eine lokale Version starten. Wenn Sie sie bauen, werden andere folgen!