LONDON – Der Kampf gegen den Klimawandels birgt ungeahnte Möglichkeiten für die Verbesserung von Gesundheit und Wohlbefinden der Menschen. Die Maßnahmen zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen versprechen einen signifikanten Rückgang von Herz- Kreislauferkrankungen, Krankheiten der Atemwege, Krebs, Fettleibigkeit, Diabetes, Depression sowie Unfalltoten und –verletzten.
Diese gesundheitlichen Nutzen stellen sich ein, weil Klimapolitik notwendigerweise zwei wichtige Einflussfaktoren auf die menschliche Gesundheit berührt: Ernährung und Bewegung. Angehörige der Heilberufe haben die gesundheitlichen Nutzen der Klimapolitik zwar längst erkannt, das gleiche lässt sich aber nicht von den Politikern sagen. Die Existenz dieser gesundheitlichen Nutzen läuft auf eine dramatische Reduzierung der Nettokosten von Klimapolitik an sich hinaus – was im Umkehrschluss bedeutet, dass ein fehlendes Verständnis dieser Zusammenhänge schwerwiegende Konsequenzen für die Umwelt haben könnte.
Neueste Forschungen haben ergeben, dass sich aus der Verringerung von Treibhausgasen die verschiedensten gesundheitlichen Vorteile ergeben. Wenn die Zielvorgaben im Verkehrswesen eingehalten werden sollen, bedeutet dies nicht nur einer verminderte Nutzung des Autos, sondern auch eine vermehrte Fortbewegung zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Basierend auf epidemiologischen Befunden, die körperliche Aktivität mit Gesundheit verbinden, würde die daraus resultierende Zunahme der körperlichen Aktivität chronische Krankheiten dramatisch reduzieren: ca. 10-20 Prozent weniger Herz-/Kreislauferkrankungen und Schlaganfälle, 12-18 Prozent weniger Brustkrebs und 8 Prozent weniger Demenz.
Nachhaltiger Transport würde unsere mentale Gesundheit mit ca. 6 Prozent weniger Depression verbessern. Es gäbe zusätzliche Vorteile für Körper und Geist aufgrund von mehr Grünflächen, geringerer Lärmbelastung und erhöhter körperlicher Fitness.
Eine Verringerung der Nutztierhaltung zur Beschränkung von Methanemissionen von Rindern und Entwaldung – wichtige Faktoren, die den Klimawandel vorantreiben – würde die menschliche Gesundheit weiter verbessern. Weniger Nutztiere bedeutet weniger tierische Produkte in unserer Ernährung, was unseren Konsum von schädlichen gesättigten Fettsäuren beschränken und Herz-/Kreislauferkrankungen um 30 Prozent reduzieren würde. Eine reduzierte Aufnahme von Fleisch verringert auch den Vorfall von Darmkrebs – nach Lungenkrebs die häufigste Krebsart bei Männern.
Klimawandelpolitik führt zu einer besseren Ernährung und mehr körperlicher Aktivität und damit zu einer dramatischen Reduzierung von Krankheiten, die für Hunderte von Millionen Menschen weltweit einen vorzeitigen Tod oder eine Körperbehinderung zur Folge haben. Sie führt auch zu einer Verschlankung der Bevölkerung. Mehr als eine Milliarde Erwachsene sind übergewichtig, 300 Millionen fettleibig, davon auch mehr als ein Drittel der US-amerikanischen Bevölkerung. Auch britische Wissenschaftler sagen voraus, dass das Vereinigte Königreich bis 2050 „eine vornehmlich fettleibige“ Gesellschaft sein wird.
Wenn sich die momentanen Trends fortschreiben, werden neun von zehn Erwachsenen in den entwickelten Ländern bis 2050 übergewichtig oder fettleibig sein. Auch in Ländern mit mittlerem Einkommen wird der Körpermasseindex (BMI) stetig steigen. Das wird ernsthafte Folgen für Gesundheit und Wohlbefinden haben und das Risiko von Diabetes, Herz-/Kreislauferkrankungen, Schlaganfällen und Krebs erhöhen.
Aber auch in den Entwicklungsländern besteht ein Risiko. Mexiko zum Beispiel wird bei dem Thema Fettleibigkeit nur noch von den USA übertroffen. Die Zunahme von Diabetes als Folge der allgemein zunehmenden Fettleibigkeit der Bevölkerung verursacht eine Epidemie chronischer Nierenerkrankungen in einem Land, in dem nur eine von vier Personen auf medizinische Versorgung hoffen darf.
Die Erfahrung Kubas in den 1990er Jahren bestätigt die Folgen von verringertem Verbrauch von fossilen Energien für die Gesundheit. Während der kubanischen Energiekrise nach der Abschaltung der von der Sowjetunion subventionierten Energieversorgung hat sich der Anteil der aktiven Bevölkerung unter den Erwachsenen mehr als verdoppelt. Der durchschnittliche BMI der Bevölkerung fiel um 1,5 Prozentpunkte, Fettleibigkeit verringerte sich von 14 auf 7 Prozent um die Hälfte. Als Todesursache fiel Diabetes um 51 Prozent, Herz-/Kreislauferkrankung um 35 Prozent, Schlaganfall um 20 Prozent.
In einer Welt ohne Kohlendioxid gäbe es zudem weniger Hunger. Im April 2008 forderte Evo Morales, der Präsident des armen und zunehmend unter Hunger leidenden Bolivien “la vida primero, los autos segundos” (zuerst das Leben, dann die Autos), und ermahnte die reiche Welt, beim Autofahren keine Nahrung mehr zu verbrennen - eine Hieb auf die Politik der westlichen Regierungen in Bezug auf Biokraftstoff.
Aber Kraftfahrzeugnutzung und Nahrungsmittelpreise waren schon lange vor dem Biokraftstoff untrennbar miteinander verwoben. Autofahren treibt die Nahrungsmittelpreise in die Höhe, weil Öl ein wichtiges Produktionsmittel der Landwirtschaft ist. Solange sich die Landwirtschaft nicht aus ihrer Abhängigkeit vom Öl befreit, liegen die Benzintanks der reichen Länder und die Mägen der armen Länder in einem Wettstreit, gefüllt zu werden. Auch wenn weniger tierische Produkte gegessen werden, sinken die Nahrungsmittelpreise, weil Vieh Getreide isst.
Auch andere politische Maßnahmen zur Minderung der Auswirkungen des Klimawandels haben positive Folgen für die Gesundheit. Die Isolierung von Häusern in Ländern mit hohem Einkommen, um Energie zu sparen, kann Todesfälle aufgrund von Kälteeinwirkung verhindern. Gleichermaßen würde die Nutzung von energieeffizienten Kochherden in armen Ländern die Anzahl der Kinder verringern, die aufgrund von Infektionen der Atemwege sterben (zurzeit ca. eine Million pro Jahr), die von dem Verbrennen von festen Brennstoffen verursacht oder verschlimmert werden.
Ein Programm zur Reduzierung von Kohlenstoffen, das alle großen Bereiche der Energienutzung berücksichtigt, kombiniert mit einem verringerten Verbrauch von tierischen Produkten, würde Gesundheit und Wohlbefinden der Menschen signifikant verbessern. Wenn Verhandlungsführer und Entscheidungsträger über die Kosten für die Abschwächung der Folgen des Klimawandels beraten, können sie es sich nicht leisten, diesen enormen Wert zu übersehen.
LONDON – Der Kampf gegen den Klimawandels birgt ungeahnte Möglichkeiten für die Verbesserung von Gesundheit und Wohlbefinden der Menschen. Die Maßnahmen zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen versprechen einen signifikanten Rückgang von Herz- Kreislauferkrankungen, Krankheiten der Atemwege, Krebs, Fettleibigkeit, Diabetes, Depression sowie Unfalltoten und –verletzten.
Diese gesundheitlichen Nutzen stellen sich ein, weil Klimapolitik notwendigerweise zwei wichtige Einflussfaktoren auf die menschliche Gesundheit berührt: Ernährung und Bewegung. Angehörige der Heilberufe haben die gesundheitlichen Nutzen der Klimapolitik zwar längst erkannt, das gleiche lässt sich aber nicht von den Politikern sagen. Die Existenz dieser gesundheitlichen Nutzen läuft auf eine dramatische Reduzierung der Nettokosten von Klimapolitik an sich hinaus – was im Umkehrschluss bedeutet, dass ein fehlendes Verständnis dieser Zusammenhänge schwerwiegende Konsequenzen für die Umwelt haben könnte.
Neueste Forschungen haben ergeben, dass sich aus der Verringerung von Treibhausgasen die verschiedensten gesundheitlichen Vorteile ergeben. Wenn die Zielvorgaben im Verkehrswesen eingehalten werden sollen, bedeutet dies nicht nur einer verminderte Nutzung des Autos, sondern auch eine vermehrte Fortbewegung zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Basierend auf epidemiologischen Befunden, die körperliche Aktivität mit Gesundheit verbinden, würde die daraus resultierende Zunahme der körperlichen Aktivität chronische Krankheiten dramatisch reduzieren: ca. 10-20 Prozent weniger Herz-/Kreislauferkrankungen und Schlaganfälle, 12-18 Prozent weniger Brustkrebs und 8 Prozent weniger Demenz.
Nachhaltiger Transport würde unsere mentale Gesundheit mit ca. 6 Prozent weniger Depression verbessern. Es gäbe zusätzliche Vorteile für Körper und Geist aufgrund von mehr Grünflächen, geringerer Lärmbelastung und erhöhter körperlicher Fitness.
Eine Verringerung der Nutztierhaltung zur Beschränkung von Methanemissionen von Rindern und Entwaldung – wichtige Faktoren, die den Klimawandel vorantreiben – würde die menschliche Gesundheit weiter verbessern. Weniger Nutztiere bedeutet weniger tierische Produkte in unserer Ernährung, was unseren Konsum von schädlichen gesättigten Fettsäuren beschränken und Herz-/Kreislauferkrankungen um 30 Prozent reduzieren würde. Eine reduzierte Aufnahme von Fleisch verringert auch den Vorfall von Darmkrebs – nach Lungenkrebs die häufigste Krebsart bei Männern.
Klimawandelpolitik führt zu einer besseren Ernährung und mehr körperlicher Aktivität und damit zu einer dramatischen Reduzierung von Krankheiten, die für Hunderte von Millionen Menschen weltweit einen vorzeitigen Tod oder eine Körperbehinderung zur Folge haben. Sie führt auch zu einer Verschlankung der Bevölkerung. Mehr als eine Milliarde Erwachsene sind übergewichtig, 300 Millionen fettleibig, davon auch mehr als ein Drittel der US-amerikanischen Bevölkerung. Auch britische Wissenschaftler sagen voraus, dass das Vereinigte Königreich bis 2050 „eine vornehmlich fettleibige“ Gesellschaft sein wird.
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Wenn sich die momentanen Trends fortschreiben, werden neun von zehn Erwachsenen in den entwickelten Ländern bis 2050 übergewichtig oder fettleibig sein. Auch in Ländern mit mittlerem Einkommen wird der Körpermasseindex (BMI) stetig steigen. Das wird ernsthafte Folgen für Gesundheit und Wohlbefinden haben und das Risiko von Diabetes, Herz-/Kreislauferkrankungen, Schlaganfällen und Krebs erhöhen.
Aber auch in den Entwicklungsländern besteht ein Risiko. Mexiko zum Beispiel wird bei dem Thema Fettleibigkeit nur noch von den USA übertroffen. Die Zunahme von Diabetes als Folge der allgemein zunehmenden Fettleibigkeit der Bevölkerung verursacht eine Epidemie chronischer Nierenerkrankungen in einem Land, in dem nur eine von vier Personen auf medizinische Versorgung hoffen darf.
Die Erfahrung Kubas in den 1990er Jahren bestätigt die Folgen von verringertem Verbrauch von fossilen Energien für die Gesundheit. Während der kubanischen Energiekrise nach der Abschaltung der von der Sowjetunion subventionierten Energieversorgung hat sich der Anteil der aktiven Bevölkerung unter den Erwachsenen mehr als verdoppelt. Der durchschnittliche BMI der Bevölkerung fiel um 1,5 Prozentpunkte, Fettleibigkeit verringerte sich von 14 auf 7 Prozent um die Hälfte. Als Todesursache fiel Diabetes um 51 Prozent, Herz-/Kreislauferkrankung um 35 Prozent, Schlaganfall um 20 Prozent.
In einer Welt ohne Kohlendioxid gäbe es zudem weniger Hunger. Im April 2008 forderte Evo Morales, der Präsident des armen und zunehmend unter Hunger leidenden Bolivien “la vida primero, los autos segundos” (zuerst das Leben, dann die Autos), und ermahnte die reiche Welt, beim Autofahren keine Nahrung mehr zu verbrennen - eine Hieb auf die Politik der westlichen Regierungen in Bezug auf Biokraftstoff.
Aber Kraftfahrzeugnutzung und Nahrungsmittelpreise waren schon lange vor dem Biokraftstoff untrennbar miteinander verwoben. Autofahren treibt die Nahrungsmittelpreise in die Höhe, weil Öl ein wichtiges Produktionsmittel der Landwirtschaft ist. Solange sich die Landwirtschaft nicht aus ihrer Abhängigkeit vom Öl befreit, liegen die Benzintanks der reichen Länder und die Mägen der armen Länder in einem Wettstreit, gefüllt zu werden. Auch wenn weniger tierische Produkte gegessen werden, sinken die Nahrungsmittelpreise, weil Vieh Getreide isst.
Auch andere politische Maßnahmen zur Minderung der Auswirkungen des Klimawandels haben positive Folgen für die Gesundheit. Die Isolierung von Häusern in Ländern mit hohem Einkommen, um Energie zu sparen, kann Todesfälle aufgrund von Kälteeinwirkung verhindern. Gleichermaßen würde die Nutzung von energieeffizienten Kochherden in armen Ländern die Anzahl der Kinder verringern, die aufgrund von Infektionen der Atemwege sterben (zurzeit ca. eine Million pro Jahr), die von dem Verbrennen von festen Brennstoffen verursacht oder verschlimmert werden.
Ein Programm zur Reduzierung von Kohlenstoffen, das alle großen Bereiche der Energienutzung berücksichtigt, kombiniert mit einem verringerten Verbrauch von tierischen Produkten, würde Gesundheit und Wohlbefinden der Menschen signifikant verbessern. Wenn Verhandlungsführer und Entscheidungsträger über die Kosten für die Abschwächung der Folgen des Klimawandels beraten, können sie es sich nicht leisten, diesen enormen Wert zu übersehen.