LONDON – Von ihren Elfenbeintürmen herab haben fast 240 Akademiker erklärt, Wirtschaftswachstum sei für Europa und den Planeten schlecht. Innerhalb von zwei Monaten haben sie und die weltweiten Unterstützer der „wachstumsfreien Wirtschaft“ in Mexiko-Stadt, Malmö und Brüssel Konferenzen abgehalten.
Ihre Bemühungen knüpfen an eine frühere, gründlich widerlegte Form alarmistischer Ökologie an, die von der Wirklichkeit abgekoppelt ist und Milliarden von Menschen in aller Welt mit Verachtung straft.
Die Betreiber der Kampagne behaupten, wir müssten das Wirtschaftswachstum beenden, da der Planet ökologische Grenzen überschreite und die Ungleichheit zwischen den Menschen steige.
Aber bei den meisten wichtigen Umweltthemen hat das Wirtschaftswachstum keine Probleme geschaffen, sondern sie gelöst. Die saubersten Orte sind nicht die ärmsten Länder. Es sind die reicheren Volkswirtschaften, die hinter sich her geputzt haben. Wenn Gesellschaften wohlhabender werden, müssen sich ihre Bürger keine Gedanken mehr über Nahrung und Hygiene machen, sondern können anfangen, sich um ihre Umwelt zu sorgen.
Das tödlichste Umweltproblem der Welt ist die Luftverschmutzung in Innenräumen. Die Menschen sterben an ihr, weil sie zum Kochen und Heizen Mist und Holz verwenden. Wenn Gesellschaften reicher werden, können sich die Menschen sauberere Technologien leisten. 1990 forderte die Luftverschmutzung in Innenräumen über 8% aller Todesopfer; 2016 waren es noch 4,7%. Jedes Jahr sterben 1,2 Millionen Menschen weniger an dieser Todesursache, obwohl die Bevölkerung wächst.
Wenn Gesellschaften die extreme Armut hinter sich lassen, verschlimmert sich die äußere Luftverschmutzung zunächst. Aber wenn dann Wachstum, technologischer Wandel und die öffentliche Einstellung einen Einfluss auf Politik und Gesetze ausüben, nimmt sie deutlich ab. In China beispielsweise haben die Schwefeldioxidemissionen 2006 ihren Höhepunkt erreicht und sind seitdem zurückgegangen.
Ähnlich geht es den globalen Wäldern. Fast immer in der menschlichen Geschichte wurden, wenn sich Menschen ansiedelten, die Bäume dezimiert. Höhere landwirtschaftliche Erträge und eine veränderte Einstellung haben allerdings dazu geführt, dass die reichen Länder ihre Wälder immer stärker schützen und wieder aufforsten.
Darüber hinaus verbessert Wirtschaftswachstum den Zugang zu all den wichtigen Dingen, die die meisten Menschen des Planeten brauchen oder wollen: Gesundheit, Ausbildung, Sicherheit und Mobilität. Sowohl innerhalb der Länder als auch im Vergleich zwischen ihnen steigt mit höherem Einkommen auch die Lebenszufriedenheit . In einer europäischen Studie wurde untersucht, ob Wohlstand die Lebensqualität erhöht. Sie kam zu dem Ergebnis, dass die Lebensqualität der Europäer in wohlhabenderen Gesellschaften tatsächlich besser ist.
Die wachstumskritischen Aktivisten behaupten, am meisten liege ihnen die Ungleichheit am Herzen, aber sie ignorieren dabei geflissentlich die große Bevölkerungsmehrheit auf diesem Planeten. In den USA gab es sicherlich eine klare Steigerung der Ungleichheit: 1913 verdiente das reichste Prozent 18% des Einkommens. Dieser Wert sank 1976 auf 10,4% und erhöhte sich bis zum Jahr 2014 erneut auf 20%. Aber in den meisten Teilen der Welt ist dies deutlich anders, darunter auch in Kontinentaleuropa und Japan, wo das oberste Prozent anteilig nur etwa die Hälfte dessen verdient wie vor hundert Jahren. Global gesehen ging die Ungleichheit zurück, da sich viel mehr Menschen in den Entwicklungsländern aus der Armut befreien konnten.
Das Einkommen ist nicht der einzige Indikator dafür, dass die Ungleichheit auf dem Rückzug ist. Die Hälfte des zunehmenden Wohlergehens zwischen 1960 und 2000 stammt daher, dass wir länger und gesünder leben. Im letzten halben Jahrhundert hat sich der Unterschied zwischen der Lebenserwartung der reichsten und ärmsten Länder von 28 auf 19 Jahre verringert. Die Ungleichheit in der Lebenserwartung ist heute also auf ihrem geringsten Wert seit zwei Jahrhunderten.
Welthandel und Wirtschaftswachstum haben unser Leben in einem Maße verändert, wie es früher undenkbar erschien. Vor zweihundert Jahren waren etwa 94% des Planeten verarmt. 2015 kam die Weltbank zu dem Ergebnis, dass zum ersten Mal in der Geschichte weniger als 10% der Weltbevölkerung in extremer Armut lebte. Zwischen 1990 und heute ging die Anzahl der Menschen, die in extremer Armut leben, um über eine Milliarde zurück.
Die heutigen Malthusianer sind dagegen, größeren Teilen der Welt diese enormen Vorteile zugänglich zu machen, weil sie glauben, die globale Erwärmung werde so schlimm, dass sie rechtfertige, das Wachstum zu stoppen. Dem widerspricht der Weltklimarat IPCC der Vereinten Nationen, indem er schreibt: „Für die meisten wirtschaftlichen Sektoren wird der Einfluss des Klimawandels relativ zu den Einflüssen anderer Einflussfaktoren“ wie Veränderungen in der Bereichen Bevölkerung, Alter, Einkommen und Technologie „gering sein“.
Laut dem IPCC beträgt der Einfluss des Klimawandels auf das BIP momentan etwa 0%, und im Jahr 2100 werden es etwa 2-4% sein. Das ist ein Problem, aber keines, das es auch nur im Entferntesten rechtfertigen würde, die Möglichkeiten der Menschen zu blockieren, sich selbst aus der Armut zu befreien.
Die Lösung des Klimawandels wird – wie diejenige so vieler anderer Probleme – durch die Technologie erfolgen. Wir müssen viel härter daran arbeiten, grüne Energie billiger und effizienter zu machen als fossile Energieträger, damit wir damit weitermachen können, Millionen von Menschen aus der Armut zu befreien, ohne Kohlendioxid freizusetzen.
Mithilfe engstirniger Analyse und unangebrachter Sorge behaupten die Akademiker im Prinzip, dass wir, um die globale Erwärmung etwas zu verringern, das Wachstum beenden sollten – ein Wachstum, das Hunderte Millionen Menschen aus der Armut befreien, Millionen von Toten durch Luftverschmutzung verhindern und Milliarden die Möglichkeit eines besseren Lebens durch bessere Gesundheitsversorgung, Unterkunft, Ausbildung und Einkommen bieten kann.
Akademiker, die anderen sagen, sie sollen auf die Vorteile, die sie selbst genießen, verzichten, sind zutiefst beunruhigend. Was die Welt wirklich braucht, ist viel mehr Wachstum und viel weniger Heuchelei.
Aus dem Englischen von Harald Eckhoff
LONDON – Von ihren Elfenbeintürmen herab haben fast 240 Akademiker erklärt, Wirtschaftswachstum sei für Europa und den Planeten schlecht. Innerhalb von zwei Monaten haben sie und die weltweiten Unterstützer der „wachstumsfreien Wirtschaft“ in Mexiko-Stadt, Malmö und Brüssel Konferenzen abgehalten.
Ihre Bemühungen knüpfen an eine frühere, gründlich widerlegte Form alarmistischer Ökologie an, die von der Wirklichkeit abgekoppelt ist und Milliarden von Menschen in aller Welt mit Verachtung straft.
Die Betreiber der Kampagne behaupten, wir müssten das Wirtschaftswachstum beenden, da der Planet ökologische Grenzen überschreite und die Ungleichheit zwischen den Menschen steige.
Aber bei den meisten wichtigen Umweltthemen hat das Wirtschaftswachstum keine Probleme geschaffen, sondern sie gelöst. Die saubersten Orte sind nicht die ärmsten Länder. Es sind die reicheren Volkswirtschaften, die hinter sich her geputzt haben. Wenn Gesellschaften wohlhabender werden, müssen sich ihre Bürger keine Gedanken mehr über Nahrung und Hygiene machen, sondern können anfangen, sich um ihre Umwelt zu sorgen.
Das tödlichste Umweltproblem der Welt ist die Luftverschmutzung in Innenräumen. Die Menschen sterben an ihr, weil sie zum Kochen und Heizen Mist und Holz verwenden. Wenn Gesellschaften reicher werden, können sich die Menschen sauberere Technologien leisten. 1990 forderte die Luftverschmutzung in Innenräumen über 8% aller Todesopfer; 2016 waren es noch 4,7%. Jedes Jahr sterben 1,2 Millionen Menschen weniger an dieser Todesursache, obwohl die Bevölkerung wächst.
Wenn Gesellschaften die extreme Armut hinter sich lassen, verschlimmert sich die äußere Luftverschmutzung zunächst. Aber wenn dann Wachstum, technologischer Wandel und die öffentliche Einstellung einen Einfluss auf Politik und Gesetze ausüben, nimmt sie deutlich ab. In China beispielsweise haben die Schwefeldioxidemissionen 2006 ihren Höhepunkt erreicht und sind seitdem zurückgegangen.
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Ähnlich geht es den globalen Wäldern. Fast immer in der menschlichen Geschichte wurden, wenn sich Menschen ansiedelten, die Bäume dezimiert. Höhere landwirtschaftliche Erträge und eine veränderte Einstellung haben allerdings dazu geführt, dass die reichen Länder ihre Wälder immer stärker schützen und wieder aufforsten.
Darüber hinaus verbessert Wirtschaftswachstum den Zugang zu all den wichtigen Dingen, die die meisten Menschen des Planeten brauchen oder wollen: Gesundheit, Ausbildung, Sicherheit und Mobilität. Sowohl innerhalb der Länder als auch im Vergleich zwischen ihnen steigt mit höherem Einkommen auch die Lebenszufriedenheit . In einer europäischen Studie wurde untersucht, ob Wohlstand die Lebensqualität erhöht. Sie kam zu dem Ergebnis, dass die Lebensqualität der Europäer in wohlhabenderen Gesellschaften tatsächlich besser ist.
Die wachstumskritischen Aktivisten behaupten, am meisten liege ihnen die Ungleichheit am Herzen, aber sie ignorieren dabei geflissentlich die große Bevölkerungsmehrheit auf diesem Planeten. In den USA gab es sicherlich eine klare Steigerung der Ungleichheit: 1913 verdiente das reichste Prozent 18% des Einkommens. Dieser Wert sank 1976 auf 10,4% und erhöhte sich bis zum Jahr 2014 erneut auf 20%. Aber in den meisten Teilen der Welt ist dies deutlich anders, darunter auch in Kontinentaleuropa und Japan, wo das oberste Prozent anteilig nur etwa die Hälfte dessen verdient wie vor hundert Jahren. Global gesehen ging die Ungleichheit zurück, da sich viel mehr Menschen in den Entwicklungsländern aus der Armut befreien konnten.
Das Einkommen ist nicht der einzige Indikator dafür, dass die Ungleichheit auf dem Rückzug ist. Die Hälfte des zunehmenden Wohlergehens zwischen 1960 und 2000 stammt daher, dass wir länger und gesünder leben. Im letzten halben Jahrhundert hat sich der Unterschied zwischen der Lebenserwartung der reichsten und ärmsten Länder von 28 auf 19 Jahre verringert. Die Ungleichheit in der Lebenserwartung ist heute also auf ihrem geringsten Wert seit zwei Jahrhunderten.
Welthandel und Wirtschaftswachstum haben unser Leben in einem Maße verändert, wie es früher undenkbar erschien. Vor zweihundert Jahren waren etwa 94% des Planeten verarmt. 2015 kam die Weltbank zu dem Ergebnis, dass zum ersten Mal in der Geschichte weniger als 10% der Weltbevölkerung in extremer Armut lebte. Zwischen 1990 und heute ging die Anzahl der Menschen, die in extremer Armut leben, um über eine Milliarde zurück.
Die heutigen Malthusianer sind dagegen, größeren Teilen der Welt diese enormen Vorteile zugänglich zu machen, weil sie glauben, die globale Erwärmung werde so schlimm, dass sie rechtfertige, das Wachstum zu stoppen. Dem widerspricht der Weltklimarat IPCC der Vereinten Nationen, indem er schreibt: „Für die meisten wirtschaftlichen Sektoren wird der Einfluss des Klimawandels relativ zu den Einflüssen anderer Einflussfaktoren“ wie Veränderungen in der Bereichen Bevölkerung, Alter, Einkommen und Technologie „gering sein“.
Laut dem IPCC beträgt der Einfluss des Klimawandels auf das BIP momentan etwa 0%, und im Jahr 2100 werden es etwa 2-4% sein. Das ist ein Problem, aber keines, das es auch nur im Entferntesten rechtfertigen würde, die Möglichkeiten der Menschen zu blockieren, sich selbst aus der Armut zu befreien.
Die Lösung des Klimawandels wird – wie diejenige so vieler anderer Probleme – durch die Technologie erfolgen. Wir müssen viel härter daran arbeiten, grüne Energie billiger und effizienter zu machen als fossile Energieträger, damit wir damit weitermachen können, Millionen von Menschen aus der Armut zu befreien, ohne Kohlendioxid freizusetzen.
Mithilfe engstirniger Analyse und unangebrachter Sorge behaupten die Akademiker im Prinzip, dass wir, um die globale Erwärmung etwas zu verringern, das Wachstum beenden sollten – ein Wachstum, das Hunderte Millionen Menschen aus der Armut befreien, Millionen von Toten durch Luftverschmutzung verhindern und Milliarden die Möglichkeit eines besseren Lebens durch bessere Gesundheitsversorgung, Unterkunft, Ausbildung und Einkommen bieten kann.
Akademiker, die anderen sagen, sie sollen auf die Vorteile, die sie selbst genießen, verzichten, sind zutiefst beunruhigend. Was die Welt wirklich braucht, ist viel mehr Wachstum und viel weniger Heuchelei.
Aus dem Englischen von Harald Eckhoff