WASHINGTON – Für die meisten armen und schutzbedürftigen Menschen der Welt sind sichere Eigentumsrechte, einschließlich Landbesitz, ein selten zugänglicher Luxus. Wenn sich dies nicht ändert, sind die Ziele der nachhaltigen Entwicklung (SDGs) nicht zu erreichen.
Landbesitz bestimmt, wer wie lange und unter welchen Bedingungen Land nutzen darf. Die Besitzverhältnisse können sowohl auf offiziellen Gesetzen und Richtlinien als auch auf informellen Gepflogenheiten beruhen. Wenn diese Verhältnisse sicher sind, haben die Landnutzer einen Anreiz, nicht nur bewährte Verfahren für die Nutzung des Landes anzuwenden (z. B. unter Berücksichtigung der Umweltauswirkungen), sondern auch mehr zu investieren.
Es hat sich ein internationaler Konsens über die Bedeutung eines sicheren Landbesitzes für die Entwicklungsergebnisse herausgebildet. Im Jahr 2012 hat der Ausschuss für Welternährungssicherheit, der bei der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen angesiedelt ist, die Voluntary Guidelines on the Responsible Governance of Tenure als globale Norm in diesem Bereich gebilligt.
Doch die Norm wird nicht breit genug angewandt. Tatsächlich haben nur 30 % der Weltbevölkerung legal Rechte auf ihr Land und ihre Häuser, wobei die Armen und politisch Ausgegrenzten besonders wahrscheinlich unter unsicheren Verhältnissen zu leiden haben.
In Rumänien beispielsweise haben viele Roma weniger sichere landwirtschaftliche Flächen als ihre Nicht-Roma-Nachbarn. Auch in Südostasien haben Bergvölker selten gesetzliche Rechte auf ihre indigenen Besitztümer, die sich oft in Staatswäldern befinden.
In Simbabwe kann eine übliche Scheidungsvereinbarung dazu führen, dass dem Ehemann das gesamte Familienvermögen (und sogar Kinder) zugeteilt wird, wobei die Ehefrau zu ihrem Vater oder einem anderen männlichen Verwandten zurückkehren muss. In Sarajevo wurden Tausende von Wohnungen wegen veralteter Stadtpläne und fehlender Baugenehmigungen als illegal eingestuft.
Indem sie das Wirtschaftswachstum bremsen, schreiben unzulängliche Landnutzungssysteme Armut und Marginalisierung fort. Aber auch das Gegenteil ist der Fall: Starke, ordnungsgemäß durchgesetzte Landrechte können das Wachstum ankurbeln, die Armut verringern, das Humankapital stärken, die wirtschaftliche Gerechtigkeit (einschließlich Geschlechtergerechtigkeit) fördern und den sozialen Fortschritt breiter unterstützen.
Darüber hinaus sind sichere Landrechte unerlässlich, um das Katastrophenrisiko zu verringern und die Widerstandsfähigkeit des Klimas zu erhöhen, was in einer Zeit, in der der Klimawandel bereits mehr und häufigere Extremwetterereignisse auslöst, dringend geboten ist. Wenn solche Katastrophen Menschen vertreiben und ihre Häuser zerstören, bilden ordnungsgemäß gepflegte Grundbücher die Grundlage für die Entschädigung und den Wiederaufbau von Unterkünften und helfen den betroffenen Gemeinden beim Wiederaufbau.
Angesichts der Bedeutung von sicherem Landbesitz für den Erfolg der SDGs arbeitet die Weltbankgruppe nun mit den Entwicklungsländern zusammen, um ihre Landnutzungssysteme zu verbessern und die Reichweite der gesetzlich anerkannten und registrierten Rechte auszuweiten. In den indonesischen Provinzen Kalimantan und Sumatra tragen wir beispielsweise dazu bei, die Standardisierung der Landrechte unter besonderer Berücksichtigung von Frauen und indigenen Gemeinschaften zu fördern und die Grenzen der staatlichen Wälder durch partizipative Methoden zur Kartierung und Registrierung festzulegen.
Die Bemühungen der Weltbankgruppe haben es bereits ermöglicht, eine Million Hektar indigenes Land in Nicaragua - über 30 % des Landes – zu demarkieren, zu benennen und zu registrieren - ein Prozess, von dem einige der schwächsten Gruppen des Landes profitiert haben. Diese Initiative zielte auch darauf ab, die Fähigkeit Nicaraguas zu verbessern, schnell und effektiv auf Notfälle zu reagieren.
In Mosambik und Tansania werden derzeit neue Projekte vorbereitet, um bereits existierende Siedlungen mit kommunalen Titeln auszustatten, die die rechtliche Anerkennung ihrer gemeinsamen Besitztümer gewährleisten und damit den Schutz und die Verwaltung dieser Vermögenswerte stärken. Im Zeitraum 2017-2019 soll das Portfolio der Weltbank an Investitionskrediten für die Landverwaltung und die Besitzversicherung um 39 % wachsen.
Das ist ein wichtiger Fortschritt. Die Verwirklichung wichtiger SDG-Ziele - die voll und ganz mit den beiden Zielen der Weltbankgruppe übereinstimmen, nämlich Beseitigung der extremen Armut und Förderung des allgemeinen Wohlstands - erfordert jedoch ein viel größeres Investitionsprogramm, das sich auf die Stärkung des Landbesitzes in den Entwicklungsländern konzentriert. Zu diesem Zweck arbeitet die Weltbankgruppe mit Partnern auf lokaler, nationaler und globaler Ebene zusammen, um die Verpflichtungen der Länder zu stärken und Ressourcen zu mobilisieren, damit das ehrgeizige Ziel, bis 2030 angemessene Land- und Eigentumsrechte für alle durchzusetzen, erreicht werden kann.
Land steht im Mittelpunkt der Entwicklung. Ein sicherer Landbesitz ist daher entscheidend für den Aufbau von integrativen, belastbaren und nachhaltigen Gemeinschaften, die den wirtschaftlichen und sozialen Fortschritt weit in die Zukunft vorantreiben.
Aus dem Englischen von Eva Göllner.
WASHINGTON – Für die meisten armen und schutzbedürftigen Menschen der Welt sind sichere Eigentumsrechte, einschließlich Landbesitz, ein selten zugänglicher Luxus. Wenn sich dies nicht ändert, sind die Ziele der nachhaltigen Entwicklung (SDGs) nicht zu erreichen.
Landbesitz bestimmt, wer wie lange und unter welchen Bedingungen Land nutzen darf. Die Besitzverhältnisse können sowohl auf offiziellen Gesetzen und Richtlinien als auch auf informellen Gepflogenheiten beruhen. Wenn diese Verhältnisse sicher sind, haben die Landnutzer einen Anreiz, nicht nur bewährte Verfahren für die Nutzung des Landes anzuwenden (z. B. unter Berücksichtigung der Umweltauswirkungen), sondern auch mehr zu investieren.
Es hat sich ein internationaler Konsens über die Bedeutung eines sicheren Landbesitzes für die Entwicklungsergebnisse herausgebildet. Im Jahr 2012 hat der Ausschuss für Welternährungssicherheit, der bei der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen angesiedelt ist, die Voluntary Guidelines on the Responsible Governance of Tenure als globale Norm in diesem Bereich gebilligt.
Doch die Norm wird nicht breit genug angewandt. Tatsächlich haben nur 30 % der Weltbevölkerung legal Rechte auf ihr Land und ihre Häuser, wobei die Armen und politisch Ausgegrenzten besonders wahrscheinlich unter unsicheren Verhältnissen zu leiden haben.
In Rumänien beispielsweise haben viele Roma weniger sichere landwirtschaftliche Flächen als ihre Nicht-Roma-Nachbarn. Auch in Südostasien haben Bergvölker selten gesetzliche Rechte auf ihre indigenen Besitztümer, die sich oft in Staatswäldern befinden.
In Simbabwe kann eine übliche Scheidungsvereinbarung dazu führen, dass dem Ehemann das gesamte Familienvermögen (und sogar Kinder) zugeteilt wird, wobei die Ehefrau zu ihrem Vater oder einem anderen männlichen Verwandten zurückkehren muss. In Sarajevo wurden Tausende von Wohnungen wegen veralteter Stadtpläne und fehlender Baugenehmigungen als illegal eingestuft.
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Indem sie das Wirtschaftswachstum bremsen, schreiben unzulängliche Landnutzungssysteme Armut und Marginalisierung fort. Aber auch das Gegenteil ist der Fall: Starke, ordnungsgemäß durchgesetzte Landrechte können das Wachstum ankurbeln, die Armut verringern, das Humankapital stärken, die wirtschaftliche Gerechtigkeit (einschließlich Geschlechtergerechtigkeit) fördern und den sozialen Fortschritt breiter unterstützen.
Darüber hinaus sind sichere Landrechte unerlässlich, um das Katastrophenrisiko zu verringern und die Widerstandsfähigkeit des Klimas zu erhöhen, was in einer Zeit, in der der Klimawandel bereits mehr und häufigere Extremwetterereignisse auslöst, dringend geboten ist. Wenn solche Katastrophen Menschen vertreiben und ihre Häuser zerstören, bilden ordnungsgemäß gepflegte Grundbücher die Grundlage für die Entschädigung und den Wiederaufbau von Unterkünften und helfen den betroffenen Gemeinden beim Wiederaufbau.
Angesichts der Bedeutung von sicherem Landbesitz für den Erfolg der SDGs arbeitet die Weltbankgruppe nun mit den Entwicklungsländern zusammen, um ihre Landnutzungssysteme zu verbessern und die Reichweite der gesetzlich anerkannten und registrierten Rechte auszuweiten. In den indonesischen Provinzen Kalimantan und Sumatra tragen wir beispielsweise dazu bei, die Standardisierung der Landrechte unter besonderer Berücksichtigung von Frauen und indigenen Gemeinschaften zu fördern und die Grenzen der staatlichen Wälder durch partizipative Methoden zur Kartierung und Registrierung festzulegen.
Die Bemühungen der Weltbankgruppe haben es bereits ermöglicht, eine Million Hektar indigenes Land in Nicaragua - über 30 % des Landes – zu demarkieren, zu benennen und zu registrieren - ein Prozess, von dem einige der schwächsten Gruppen des Landes profitiert haben. Diese Initiative zielte auch darauf ab, die Fähigkeit Nicaraguas zu verbessern, schnell und effektiv auf Notfälle zu reagieren.
In Mosambik und Tansania werden derzeit neue Projekte vorbereitet, um bereits existierende Siedlungen mit kommunalen Titeln auszustatten, die die rechtliche Anerkennung ihrer gemeinsamen Besitztümer gewährleisten und damit den Schutz und die Verwaltung dieser Vermögenswerte stärken. Im Zeitraum 2017-2019 soll das Portfolio der Weltbank an Investitionskrediten für die Landverwaltung und die Besitzversicherung um 39 % wachsen.
Das ist ein wichtiger Fortschritt. Die Verwirklichung wichtiger SDG-Ziele - die voll und ganz mit den beiden Zielen der Weltbankgruppe übereinstimmen, nämlich Beseitigung der extremen Armut und Förderung des allgemeinen Wohlstands - erfordert jedoch ein viel größeres Investitionsprogramm, das sich auf die Stärkung des Landbesitzes in den Entwicklungsländern konzentriert. Zu diesem Zweck arbeitet die Weltbankgruppe mit Partnern auf lokaler, nationaler und globaler Ebene zusammen, um die Verpflichtungen der Länder zu stärken und Ressourcen zu mobilisieren, damit das ehrgeizige Ziel, bis 2030 angemessene Land- und Eigentumsrechte für alle durchzusetzen, erreicht werden kann.
Land steht im Mittelpunkt der Entwicklung. Ein sicherer Landbesitz ist daher entscheidend für den Aufbau von integrativen, belastbaren und nachhaltigen Gemeinschaften, die den wirtschaftlichen und sozialen Fortschritt weit in die Zukunft vorantreiben.
Aus dem Englischen von Eva Göllner.