NEW YORK – Im Jahr 2015 kamen die Mitgliedsländer der Vereinten Nationen zusammen und verpflichteten sich, ein umfassendes und universelles Paket von 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDGs) zu erreichen, die sich über sämtliche Aspekte wirtschaftlicher und sozialer Entwicklung erstrecken.
Investitionen werden unerlässlich sein, um diese Ziele für nachhaltige Entwicklung zu erreichen, die darauf abzielen, die Armut zu beseitigen, den Hunger zu beenden, den Klimawandel zu bekämpfen, eine belastbare Infrastruktur aufzubauen sowie inklusives und nachhaltiges Wirtschaftswachstum zu fördern. Doch drei Jahre nach diesem Bekenntnis haben wir noch nicht annähernd genug getan, um unser Finanzsystem für die Erreichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung zu rüsten.
In Abstimmung mit beinahe 60 Behörden und internationalen Institutionen haben die Vereinten Nationen kürzlich eine Bewertung der weltweiten Fortschritte in Richtung einer Umgestaltung von Finanzierung, politischen Strategien und Regulierungen zur Erreichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung veröffentlicht. Darin wird festgestellt, dass die Ziele trotz positiver Impulse im Bereich nachhaltiger Investitionen nicht erreicht werden, wenn wir nicht das gesamte Finanzsystem in Richtung langfristiger Anlagehorizonte umgestalten und die Nachhaltigkeit zu einem zentralen Anliegen machen. Ohne langfristige Perspektive werden bestimmte Risiken, insbesondere im Zusammenhang mit dem Klimawandel, bei privaten Investitionsentscheidungen nicht berücksichtigt.
Die globalen Finanzflüsse weisen enorme Dimensionen auf, doch es zählt die Qualität der Investitionen. Derzeit führen kurzfristige Anlageformen zu Volatilität auf den Kapitalmärkten und zu Wechselkursschwankungen und sorgen für erheblich steigende Kosten und Risiken im Bereich nachhaltiger Investitionen, insbesondere für Entwicklungsländer. Wenn wir Anreize schaffen, um die Finanzströme in Richtung langfristiger Infrastrukturprojekte wie Brücken, Straßen sowie Wasser- und Abwassersysteme zu lenken, würden wir damit einen wesentlichen Beitrag zu Entwicklung und Stabilität leisten.
Und diese Investitionsprojekte müssen umweltfreundlicher und sozial nachhaltiger sein. Da die Investitionen von heute, insbesondere jene in Energiesysteme, die Entwicklungspfade für die nächsten Jahrzehnte bestimmen werden, muss mehr getan werden, um sicherzustellen, dass gegenwärtige und zukünftige Investitionen unsere Bestrebungen im Kampf gegen den Klimawandel nicht untergraben. Darüber hinaus muss die Gleichstellung der Geschlechter wie bei allen wirtschaftspolitischen Strategien zu einem zentralen Anliegen werden.
Die Transformation des Finanzwesens wird nicht einfach werden. Die Kapitalmärkte von heute sind stark auf Kurzfristigkeit ausgerichtet wie an der Volatilität der Kapitalflüsse und der kurzen Haltedauer bei Aktien in einigen entwickelten Märkten zu sehen ist, die von durchschnittlich acht Jahren in den 1960er Jahren auf heute acht Monate gefallen ist. Und obwohl langfristige institutionelle Anleger ungefähr 80 Billionen Dollar an Vermögenswerten halten, wovon etwa die Hälfte langfristige Verbindlichkeiten darstellen, entfallen davon fast 75 Prozent auf liquide Instrumente, wohingegen nur 3 Prozent in Infrastruktur investiert sind.
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Die gleiche Tendenz herrscht auch in der Realwirtschaft vor. Im Jahr 2016 gaben S&P-500-Unternehmen mehr als 100 Prozent ihrer Gewinne für Dividenden und Aktienrückkäufe aus, was die Aktienkurse kurzfristig ankurbelt anstatt den langfristigen Wert durch Investitionen zu steigern. In einer vom McKinsey Global Institute im Februar 2017 durchgeführten Studie wurde festgestellt, dass 87 Prozent der Führungskräfte und Direktoren sich „unter Druck fühlen, innerhalb von zwei Jahren oder weniger eine starke finanzielle Performance an den Tag zu legen“, während 65 Prozent sagen, dass „der Druck zur Kurzfristigkeit in den letzten fünf Jahren zugenommen hat.“ Überdies gaben 55 Prozent an, sie würden Investitionen in Projekte mit positiven Erträgen verschieben, um die vierteljährlichen Bilanzziele nicht zu verfehlen.
Die Investoren zu bewegen, der Kurzfristigkeit zugunsten längerfristigen Denkens abzuschwören, ist eine Grundvoraussetzung, um alle unsere wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Ziele zu erreichen. Doch der Privatsektor wird diesen Wandel nicht von selbst vollziehen. Hier müssen sich politische Entscheidungsträger einschalten und Führungsstärke an den Tag legen. Ohne gut durchdachte staatliche Regeln funktionieren Märkte nicht fair und im öffentlichen Interesse. Neben öffentlichen Investitionen ist das eine der zentralsten Aufgaben des Staates.
Insbesondere erfordert die Umgestaltung der globalen Finanzmärkte Änderungen in den Bereichen aufsichtsrechtlicher Vorschriften, Eigenkapitalanforderungen, Investitionskultur und der Vergütung der Führungskräfte, weswegen neue und längerfristige Zielvorgaben erforderlich sein werden. Darüber hinaus werden beispielsweise Reformen der Buchführungsvorschriften, insbesondere im Bereich illiquider Investitionen, ebenfalls notwendig sein, um die Tendenz zur Kurzfristigkeit zu vermindern, die die Bilanzierung nach Marktpreisen mit sich brachte. Und institutionelle Anleger müssen sich um eine breitere Auslegung der Treuepflicht bemühen, die sich auf Langfristigkeit konzentrieren und sämtliche Faktoren mit Auswirkungen auf Renditen berücksichtigen sollte, ungeachtet ob diese finanzieller, ökologischer oder sozialer Natur sind oder im Zusammenhang mit Governance stehen.
Da noch 12 Jahre vor uns liegen, hat es den Anschein, als ob die Welt noch reichlich Zeit hätte, die Ziele nachhaltiger Entwicklung zu erreichen. Doch die Erfahrungen der UNO mit zielorientierten Initiativen in der Vergangenheit zeigen, dass es von Bedeutung ist, schon frühzeitig entschlossene Maßnahmen zu ergreifen. Erschwerend kommt hinzu, dass eskalierende geopolitische Probleme und Spannungen im Bereich des Handels uns nicht voranbringen, sondern eher zurückzuwerfen drohen. Derartige Differenzen dürfen uns nicht daran hindern, die Ziele nachhaltiger Entwicklung zu erreichen und eine nachhaltige Zukunft aufzubauen.
Vor allem muss diese Zukunft finanziert werden. Obwohl zahlreiche öffentliche und private Institutionen auf verschiedenen Ebenen des internationalen Finanzwesens bereits mit Veränderungen begonnen haben, muss diese Art des notwendigen Wandels im Finanzsystem insgesamt erst ankommen. Wir haben uns alle darauf geeinigt, was zu tun ist; jetzt müssen wir zur Tat schreiten.
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Since Plato’s Republic 2,300 years ago, philosophers have understood the process by which demagogues come to power in free and fair elections, only to overthrow democracy and establish tyrannical rule. The process is straightforward, and we have now just watched it play out.
observes that philosophers since Plato have understood how tyrants come to power in free elections.
Despite being a criminal, a charlatan, and an aspiring dictator, Donald Trump has won not only the Electoral College, but also the popular vote – a feat he did not achieve in 2016 or 2020. A nihilistic voter base, profit-hungry business leaders, and craven Republican politicians are to blame.
points the finger at a nihilistic voter base, profit-hungry business leaders, and craven Republican politicians.
NEW YORK – Im Jahr 2015 kamen die Mitgliedsländer der Vereinten Nationen zusammen und verpflichteten sich, ein umfassendes und universelles Paket von 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDGs) zu erreichen, die sich über sämtliche Aspekte wirtschaftlicher und sozialer Entwicklung erstrecken.
Investitionen werden unerlässlich sein, um diese Ziele für nachhaltige Entwicklung zu erreichen, die darauf abzielen, die Armut zu beseitigen, den Hunger zu beenden, den Klimawandel zu bekämpfen, eine belastbare Infrastruktur aufzubauen sowie inklusives und nachhaltiges Wirtschaftswachstum zu fördern. Doch drei Jahre nach diesem Bekenntnis haben wir noch nicht annähernd genug getan, um unser Finanzsystem für die Erreichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung zu rüsten.
In Abstimmung mit beinahe 60 Behörden und internationalen Institutionen haben die Vereinten Nationen kürzlich eine Bewertung der weltweiten Fortschritte in Richtung einer Umgestaltung von Finanzierung, politischen Strategien und Regulierungen zur Erreichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung veröffentlicht. Darin wird festgestellt, dass die Ziele trotz positiver Impulse im Bereich nachhaltiger Investitionen nicht erreicht werden, wenn wir nicht das gesamte Finanzsystem in Richtung langfristiger Anlagehorizonte umgestalten und die Nachhaltigkeit zu einem zentralen Anliegen machen. Ohne langfristige Perspektive werden bestimmte Risiken, insbesondere im Zusammenhang mit dem Klimawandel, bei privaten Investitionsentscheidungen nicht berücksichtigt.
Die globalen Finanzflüsse weisen enorme Dimensionen auf, doch es zählt die Qualität der Investitionen. Derzeit führen kurzfristige Anlageformen zu Volatilität auf den Kapitalmärkten und zu Wechselkursschwankungen und sorgen für erheblich steigende Kosten und Risiken im Bereich nachhaltiger Investitionen, insbesondere für Entwicklungsländer. Wenn wir Anreize schaffen, um die Finanzströme in Richtung langfristiger Infrastrukturprojekte wie Brücken, Straßen sowie Wasser- und Abwassersysteme zu lenken, würden wir damit einen wesentlichen Beitrag zu Entwicklung und Stabilität leisten.
Und diese Investitionsprojekte müssen umweltfreundlicher und sozial nachhaltiger sein. Da die Investitionen von heute, insbesondere jene in Energiesysteme, die Entwicklungspfade für die nächsten Jahrzehnte bestimmen werden, muss mehr getan werden, um sicherzustellen, dass gegenwärtige und zukünftige Investitionen unsere Bestrebungen im Kampf gegen den Klimawandel nicht untergraben. Darüber hinaus muss die Gleichstellung der Geschlechter wie bei allen wirtschaftspolitischen Strategien zu einem zentralen Anliegen werden.
Die Transformation des Finanzwesens wird nicht einfach werden. Die Kapitalmärkte von heute sind stark auf Kurzfristigkeit ausgerichtet wie an der Volatilität der Kapitalflüsse und der kurzen Haltedauer bei Aktien in einigen entwickelten Märkten zu sehen ist, die von durchschnittlich acht Jahren in den 1960er Jahren auf heute acht Monate gefallen ist. Und obwohl langfristige institutionelle Anleger ungefähr 80 Billionen Dollar an Vermögenswerten halten, wovon etwa die Hälfte langfristige Verbindlichkeiten darstellen, entfallen davon fast 75 Prozent auf liquide Instrumente, wohingegen nur 3 Prozent in Infrastruktur investiert sind.
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Die gleiche Tendenz herrscht auch in der Realwirtschaft vor. Im Jahr 2016 gaben S&P-500-Unternehmen mehr als 100 Prozent ihrer Gewinne für Dividenden und Aktienrückkäufe aus, was die Aktienkurse kurzfristig ankurbelt anstatt den langfristigen Wert durch Investitionen zu steigern. In einer vom McKinsey Global Institute im Februar 2017 durchgeführten Studie wurde festgestellt, dass 87 Prozent der Führungskräfte und Direktoren sich „unter Druck fühlen, innerhalb von zwei Jahren oder weniger eine starke finanzielle Performance an den Tag zu legen“, während 65 Prozent sagen, dass „der Druck zur Kurzfristigkeit in den letzten fünf Jahren zugenommen hat.“ Überdies gaben 55 Prozent an, sie würden Investitionen in Projekte mit positiven Erträgen verschieben, um die vierteljährlichen Bilanzziele nicht zu verfehlen.
Die Investoren zu bewegen, der Kurzfristigkeit zugunsten längerfristigen Denkens abzuschwören, ist eine Grundvoraussetzung, um alle unsere wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Ziele zu erreichen. Doch der Privatsektor wird diesen Wandel nicht von selbst vollziehen. Hier müssen sich politische Entscheidungsträger einschalten und Führungsstärke an den Tag legen. Ohne gut durchdachte staatliche Regeln funktionieren Märkte nicht fair und im öffentlichen Interesse. Neben öffentlichen Investitionen ist das eine der zentralsten Aufgaben des Staates.
Insbesondere erfordert die Umgestaltung der globalen Finanzmärkte Änderungen in den Bereichen aufsichtsrechtlicher Vorschriften, Eigenkapitalanforderungen, Investitionskultur und der Vergütung der Führungskräfte, weswegen neue und längerfristige Zielvorgaben erforderlich sein werden. Darüber hinaus werden beispielsweise Reformen der Buchführungsvorschriften, insbesondere im Bereich illiquider Investitionen, ebenfalls notwendig sein, um die Tendenz zur Kurzfristigkeit zu vermindern, die die Bilanzierung nach Marktpreisen mit sich brachte. Und institutionelle Anleger müssen sich um eine breitere Auslegung der Treuepflicht bemühen, die sich auf Langfristigkeit konzentrieren und sämtliche Faktoren mit Auswirkungen auf Renditen berücksichtigen sollte, ungeachtet ob diese finanzieller, ökologischer oder sozialer Natur sind oder im Zusammenhang mit Governance stehen.
Da noch 12 Jahre vor uns liegen, hat es den Anschein, als ob die Welt noch reichlich Zeit hätte, die Ziele nachhaltiger Entwicklung zu erreichen. Doch die Erfahrungen der UNO mit zielorientierten Initiativen in der Vergangenheit zeigen, dass es von Bedeutung ist, schon frühzeitig entschlossene Maßnahmen zu ergreifen. Erschwerend kommt hinzu, dass eskalierende geopolitische Probleme und Spannungen im Bereich des Handels uns nicht voranbringen, sondern eher zurückzuwerfen drohen. Derartige Differenzen dürfen uns nicht daran hindern, die Ziele nachhaltiger Entwicklung zu erreichen und eine nachhaltige Zukunft aufzubauen.
Vor allem muss diese Zukunft finanziert werden. Obwohl zahlreiche öffentliche und private Institutionen auf verschiedenen Ebenen des internationalen Finanzwesens bereits mit Veränderungen begonnen haben, muss diese Art des notwendigen Wandels im Finanzsystem insgesamt erst ankommen. Wir haben uns alle darauf geeinigt, was zu tun ist; jetzt müssen wir zur Tat schreiten.
Aus dem Englischen von Helga Klinger-Groier