NEW YORK –Einen Planeten mit 7,7 Milliarden Menschen zu ernähren ist keine einfache Sache. Jeder Mensch auf dem Planeten braucht, erwartet und hat ein Recht auf eine gesunde Ernährung. Jeder Landwirt braucht, erwartet und hat ein Recht auf eine menschenwürdige Existenz. Die rund zehn Millionen anderen Arten auf dem Planeten brauchen ein Umfeld, in dem sie überleben können. Und jedes Unternehmen, das Lebensmittel produziert, verarbeitet und transportiert, muss Gewinn machen und erwartet dies auch.
Das ist viel verlangt – und wird derzeit nicht erfüllt. Über 820 Millionen Menschen leiden unter chronischem Hunger. Weitere rund zwei Milliarden leiden unter einem Mangel an Mikronährstoffen wie Vitaminen oder Eiweißen. Rund 650 Millionen Erwachsene sind fettleibig, eine Epidemie, die zum Teil durch stark verarbeitete Lebensmittel verursacht wird, die voller Zucker, gesättigter Fettsäuren und sonstiger chemischer Zusätze stecken.
Doch gehen die Probleme weit über Hunger und Ernährung hinaus. Die heutigen Praktiken in der industriellen Landwirtschaft sind die Hauptursache von Entwaldung, der Erschöpfung der Trinkwasservorkommen, Umweltverschmutzung, Bodenerosion und dem Zusammenbruch der Artenvielfalt. Zudem richtet der vom Menschen – teils durch den Lebensmittelsektor – verursachte Klimawandel ein Chaos im Bereich des Pflanzenbaus an. Angesichts zunehmender Erwärmung und eines sich fortsetzenden Bevölkerungswachstums wird sich die Krise weiter verschlimmern, sofern nicht entschiedene Maßnahmen ergriffen werden.
Die Lebensmittelbranche ist ein Kraftzentrum der Weltwirtschaft und umfasst einige der bekanntesten Markennamen – denn wir haben jeden Tag mit diesen Marken zu tun. Die vielen einander überschneidenden Lebensmittelkrisen zu lösen ist unmöglich, sofern die Branche ihr Verhalten nicht ändert.
Zum Glück gibt es einen wichtigen Hoffnungsschimmer. Eine wachsende Zahl von Lebensmittelunternehmen ist sich der Herausforderung bewusst und möchte eine neue Richtung einschlagen, die mit der menschlichen Gesundheit und dem Überleben des Planeten im Einklang steht. Wir haben einige dieser (von der Barilla Foundation zusammengebrachten) Branchenführer gebeten, uns zu helfen, die zur Ausrichtung des Lebensmittelsektors auf eine nachhaltige Entwicklung erforderlichen Schritte zu ermitteln.
Unser Ausgangspunkt ist ein weiterer Quell der Hoffnung. Im Jahr 2015 einigten sich die 193 Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen einstimmig auf zwei wichtige Vereinbarungen. Die erste, die sogenannte Agenda 2030, umfasst 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) und stellt eine Roadmap auf dem Weg zu menschlichem Wohlbefinden und zur Sicherheit des Planeten dar. Die zweite, das Pariser Klimaabkommen, verpflichtet die weltweiten Regierungen zu entschlossenen Maßnahmen, um die globale Erwärmung auf unter 1,5 ºC zu begrenzen. Sowohl die SDGs als auch das Pariser Abkommen erfordern entschiedene Veränderungen bei den in der Lebensmittelindustrie eingesetzten Verfahren.
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In unserem Bericht fordern wir alle Unternehmen im Lebensmittelsektor – sowohl Produzenten als auch Distributoren – auf, klare Leitlinien, Messgrößen und Berichtsstandards zu verabschieden, um eine Ausrichtung auf die globalen Ziele zu erreichen. Insbesondere muss sich jedes Unternehmen mit vier kritischen Fragen auseinandersetzen.
Erstens: Tragen die Produkte und Strategien der Unternehmen zu einer gesunden und nachhaltigen Ernährung bei? Wir wissen, dass die Fast-Food-Kultur uns umbringt, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Die Branche muss sich dringend ändern, um eine gesunde Ernährung zu unterstützen.
Zweitens: Sind die Produktionsverfahren des Unternehmens nachhaltig? Zu viele Unternehmen verschmutzen die Umwelt durch Chemikalien, produzieren Unmengen an Verpackungsmüll und beteiligen sich an der Entwaldung, einem überzogenen und wenig zielorientierten Einsatz von Kunstdünger und anderen Umweltsünden.
Drittens: Arbeiten die vorgelagerten Zulieferer des Unternehmens nachhaltig? Kein Unternehmen, das Lebensmittel für die Verbraucher herstellt, sollte Produkte aus Farmen verwenden, die zur Entwaldung beitragen. Die Zerstörung der Wälder im Amazonasbecken und in Indonesien – die im Wortsinn verbrannte Erde hinterlässt – unterstreicht die Notwendigkeit, alle Lebensmittel mit Barcodes zu versehen, um sicherzustellen, dass sie von nachhaltig wirtschaftenden Farmen stammen.
Und schließlich: Ist das Unternehmen ein guter „Corporate Citizen“? Zum Beispiel sind aggressive Steuerpraktiken, die rechtliche Schlupflöcher auszunutzen suchen, oder schwache Durchsetzungsprozesse zu vermeiden, da sie den Regierungen die zur Förderung öffentlicher Dienstleistungen und damit zum Erreichen der SDGs erforderlichen Steuereinnahmen entziehen.
Wir haben bei unserer Arbeit die aktuellen Berichtsverfahren der Lebensmittelbranche untersucht. Während viele Unternehmen vorgeben, eine nachhaltige Entwicklung zu verfolgen, berichten zu wenige über den Einfluss ihrer Produktlinien auf die Gesundheit oder über den Beitrag ihrer Produkte zu gesunden und nachhaltigen Ernährungsmustern. Zu wenige machen sich bewusst, dass sie – entweder direkt im Rahmen ihrer eigenen Produktion oder als Käufer von in ökologischen Problemregionen wie dem Amazonasbecken oder Indonesien produzierten Produkten – selbst Teil der Umweltkrise sind. Und über ihre Steuerpraxis berichten die Unternehmen nicht im Einzelnen. Kurz gesagt: Das Bekenntnis der Lebensmittelbranche zur Nachhaltigkeit äußert sich nach wie vor zu häufig in noblen Gefühlen statt in echter, eine Abstimmung mit den SDGs und dem Pariser Abkommen gewährleistender Berichterstattung und Überwachung.
Trotzdem wir sind nicht pessimistisch. Überall auf der Welt rufen junge Menschen nach einer nachhaltigen und sicheren Lebens- und Wirtschaftsweise. Wir sind überzeugt, dass sich auch die Unternehmen ändern werden. Schließlich brauchen Unternehmen zufriedene Kunden, motivierte Arbeiter und – als stillschweigende „Lizenz“ für ihre wirtschaftliche Tätigkeit – den Respekt der Gesellschaft. Einige der von uns analysierten Fälle geben uns Hoffnung, dass Veränderungen möglich sind. Wir werden unser Projekt im kommenden Jahr fortsetzen, dabei das Ziel verfolgen, in Zusammenarbeit mit der Branche Leistung, Berichterstattung und Überwachung mit einer nachhaltigen Entwicklung in Einklang zu bringen, und die Öffentlichkeit darüber informiert halten, was wir sehen und in Erfahrung bringen.
Der Lebensmittelsektor ist ein zentraler Bestandteil des größeren Ganzen. In dieser Woche sind die weltweiten Staats- und Regierungschefs im Rahmen der Vereinten Nationen zusammengekommen, um die Fortschritte – oder den Mangel an Fortschritten – auf dem Weg zum Erreichen der SDGs und zur Umsetzung des Pariser Abkommens zu überprüfen. Sie müssen dabei eine entscheidende Tatsache im Hinterkopf behalten: Die Menschen auf der Welt fordern den Wandel. Wir verfügen über die Fachkenntnisse und das Geld, um eine wohlhabende, inklusive und nachhaltige Welt zu erreichen. Die Wirtschaft muss sich ihre globale Verantwortung dringend bewusst machen, sie anerkennen und entsprechend handeln.
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At the end of a year of domestic and international upheaval, Project Syndicate commentators share their favorite books from the past 12 months. Covering a wide array of genres and disciplines, this year’s picks provide fresh perspectives on the defining challenges of our time and how to confront them.
ask Project Syndicate contributors to select the books that resonated with them the most over the past year.
NEW YORK –Einen Planeten mit 7,7 Milliarden Menschen zu ernähren ist keine einfache Sache. Jeder Mensch auf dem Planeten braucht, erwartet und hat ein Recht auf eine gesunde Ernährung. Jeder Landwirt braucht, erwartet und hat ein Recht auf eine menschenwürdige Existenz. Die rund zehn Millionen anderen Arten auf dem Planeten brauchen ein Umfeld, in dem sie überleben können. Und jedes Unternehmen, das Lebensmittel produziert, verarbeitet und transportiert, muss Gewinn machen und erwartet dies auch.
Das ist viel verlangt – und wird derzeit nicht erfüllt. Über 820 Millionen Menschen leiden unter chronischem Hunger. Weitere rund zwei Milliarden leiden unter einem Mangel an Mikronährstoffen wie Vitaminen oder Eiweißen. Rund 650 Millionen Erwachsene sind fettleibig, eine Epidemie, die zum Teil durch stark verarbeitete Lebensmittel verursacht wird, die voller Zucker, gesättigter Fettsäuren und sonstiger chemischer Zusätze stecken.
Doch gehen die Probleme weit über Hunger und Ernährung hinaus. Die heutigen Praktiken in der industriellen Landwirtschaft sind die Hauptursache von Entwaldung, der Erschöpfung der Trinkwasservorkommen, Umweltverschmutzung, Bodenerosion und dem Zusammenbruch der Artenvielfalt. Zudem richtet der vom Menschen – teils durch den Lebensmittelsektor – verursachte Klimawandel ein Chaos im Bereich des Pflanzenbaus an. Angesichts zunehmender Erwärmung und eines sich fortsetzenden Bevölkerungswachstums wird sich die Krise weiter verschlimmern, sofern nicht entschiedene Maßnahmen ergriffen werden.
Die Lebensmittelbranche ist ein Kraftzentrum der Weltwirtschaft und umfasst einige der bekanntesten Markennamen – denn wir haben jeden Tag mit diesen Marken zu tun. Die vielen einander überschneidenden Lebensmittelkrisen zu lösen ist unmöglich, sofern die Branche ihr Verhalten nicht ändert.
Zum Glück gibt es einen wichtigen Hoffnungsschimmer. Eine wachsende Zahl von Lebensmittelunternehmen ist sich der Herausforderung bewusst und möchte eine neue Richtung einschlagen, die mit der menschlichen Gesundheit und dem Überleben des Planeten im Einklang steht. Wir haben einige dieser (von der Barilla Foundation zusammengebrachten) Branchenführer gebeten, uns zu helfen, die zur Ausrichtung des Lebensmittelsektors auf eine nachhaltige Entwicklung erforderlichen Schritte zu ermitteln.
Unser Ausgangspunkt ist ein weiterer Quell der Hoffnung. Im Jahr 2015 einigten sich die 193 Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen einstimmig auf zwei wichtige Vereinbarungen. Die erste, die sogenannte Agenda 2030, umfasst 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) und stellt eine Roadmap auf dem Weg zu menschlichem Wohlbefinden und zur Sicherheit des Planeten dar. Die zweite, das Pariser Klimaabkommen, verpflichtet die weltweiten Regierungen zu entschlossenen Maßnahmen, um die globale Erwärmung auf unter 1,5 ºC zu begrenzen. Sowohl die SDGs als auch das Pariser Abkommen erfordern entschiedene Veränderungen bei den in der Lebensmittelindustrie eingesetzten Verfahren.
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Erstens: Tragen die Produkte und Strategien der Unternehmen zu einer gesunden und nachhaltigen Ernährung bei? Wir wissen, dass die Fast-Food-Kultur uns umbringt, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Die Branche muss sich dringend ändern, um eine gesunde Ernährung zu unterstützen.
Zweitens: Sind die Produktionsverfahren des Unternehmens nachhaltig? Zu viele Unternehmen verschmutzen die Umwelt durch Chemikalien, produzieren Unmengen an Verpackungsmüll und beteiligen sich an der Entwaldung, einem überzogenen und wenig zielorientierten Einsatz von Kunstdünger und anderen Umweltsünden.
Drittens: Arbeiten die vorgelagerten Zulieferer des Unternehmens nachhaltig? Kein Unternehmen, das Lebensmittel für die Verbraucher herstellt, sollte Produkte aus Farmen verwenden, die zur Entwaldung beitragen. Die Zerstörung der Wälder im Amazonasbecken und in Indonesien – die im Wortsinn verbrannte Erde hinterlässt – unterstreicht die Notwendigkeit, alle Lebensmittel mit Barcodes zu versehen, um sicherzustellen, dass sie von nachhaltig wirtschaftenden Farmen stammen.
Und schließlich: Ist das Unternehmen ein guter „Corporate Citizen“? Zum Beispiel sind aggressive Steuerpraktiken, die rechtliche Schlupflöcher auszunutzen suchen, oder schwache Durchsetzungsprozesse zu vermeiden, da sie den Regierungen die zur Förderung öffentlicher Dienstleistungen und damit zum Erreichen der SDGs erforderlichen Steuereinnahmen entziehen.
Wir haben bei unserer Arbeit die aktuellen Berichtsverfahren der Lebensmittelbranche untersucht. Während viele Unternehmen vorgeben, eine nachhaltige Entwicklung zu verfolgen, berichten zu wenige über den Einfluss ihrer Produktlinien auf die Gesundheit oder über den Beitrag ihrer Produkte zu gesunden und nachhaltigen Ernährungsmustern. Zu wenige machen sich bewusst, dass sie – entweder direkt im Rahmen ihrer eigenen Produktion oder als Käufer von in ökologischen Problemregionen wie dem Amazonasbecken oder Indonesien produzierten Produkten – selbst Teil der Umweltkrise sind. Und über ihre Steuerpraxis berichten die Unternehmen nicht im Einzelnen. Kurz gesagt: Das Bekenntnis der Lebensmittelbranche zur Nachhaltigkeit äußert sich nach wie vor zu häufig in noblen Gefühlen statt in echter, eine Abstimmung mit den SDGs und dem Pariser Abkommen gewährleistender Berichterstattung und Überwachung.
Trotzdem wir sind nicht pessimistisch. Überall auf der Welt rufen junge Menschen nach einer nachhaltigen und sicheren Lebens- und Wirtschaftsweise. Wir sind überzeugt, dass sich auch die Unternehmen ändern werden. Schließlich brauchen Unternehmen zufriedene Kunden, motivierte Arbeiter und – als stillschweigende „Lizenz“ für ihre wirtschaftliche Tätigkeit – den Respekt der Gesellschaft. Einige der von uns analysierten Fälle geben uns Hoffnung, dass Veränderungen möglich sind. Wir werden unser Projekt im kommenden Jahr fortsetzen, dabei das Ziel verfolgen, in Zusammenarbeit mit der Branche Leistung, Berichterstattung und Überwachung mit einer nachhaltigen Entwicklung in Einklang zu bringen, und die Öffentlichkeit darüber informiert halten, was wir sehen und in Erfahrung bringen.
Der Lebensmittelsektor ist ein zentraler Bestandteil des größeren Ganzen. In dieser Woche sind die weltweiten Staats- und Regierungschefs im Rahmen der Vereinten Nationen zusammengekommen, um die Fortschritte – oder den Mangel an Fortschritten – auf dem Weg zum Erreichen der SDGs und zur Umsetzung des Pariser Abkommens zu überprüfen. Sie müssen dabei eine entscheidende Tatsache im Hinterkopf behalten: Die Menschen auf der Welt fordern den Wandel. Wir verfügen über die Fachkenntnisse und das Geld, um eine wohlhabende, inklusive und nachhaltige Welt zu erreichen. Die Wirtschaft muss sich ihre globale Verantwortung dringend bewusst machen, sie anerkennen und entsprechend handeln.
Aus dem Englischen von Jan Doolan