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Das Argument für eine missionsorientierte Klimafinanzierung

GABORONE: Tuvalu, ein kleiner Archipel im Pazifischen Ozean, versinkt angesichts des steigenden Meeresspiegels langsam im Meer. Australien hat vor kurzem ein bahnbrechendes Abkommen mit dem Inselstaat unterzeichnet, das durch den Klimawandel vertriebenen Einwohnern Tuvalus ein Wohnrecht in Australien einräumt – ein Signal für die sich abzeichnenden wirtschaftlichen, geopolitischen und humanitären Auswirkungen der globalen Erwärmung. Tuvalus Erwartung seiner potenziellen Auslöschung bietet einen Ausblick auf das, was die Zukunft auf einem sich rasch erwärmenden Planeten bereithält.

Trotzdem scheinen viele Politiker die grenzübergreifende Beschaffenheit der Klimakrise und ihre drohenden Auswirkungen auf alle Länder nicht wahrzunehmen. Untersuchungen zeigen, dass 3,6 Milliarden Menschen – fast die Hälfte der Weltbevölkerung – derzeit in Gebieten leben, die stark vom Klimawandel bedroht sind. Die Menschen in den weltärmsten Ländern – insbesondere Frauen, Mädchen und indigene Gemeinschaften – sind durch ihre Auswirkungen besonders gefährdet, obwohl sie am wenigsten zu dem Problem beitragen.

Diese Bevölkerungsgruppen sind zum Überleben häufig auf ihr natürliches Umfeld angewiesen; daher zerstören Extremwetterereignisse ihr Leben und ihre Lebensgrundlagen mit höherer Wahrscheinlichkeit. Allein im letzten Jahrzehnt haben Naturkatastrophen in den ärmsten Ländern im Vergleich zur Zeit von vor drei Jahrzehnten zu einer Verdreifachung der wirtschaftlichen Schäden geführt und schwer erkämpfte Fortschritte bei der Entwicklung zunichte gemacht.

Man darf die Entwicklungsländer angesichts der beängstigenden Folgen der globalen Erwärmung nicht allein lassen. Der Schweregrad der gegenwärtigen und künftigen Auswirkungen des Klimawandels wird von der Fähigkeit der Welt zur geschlechtssensiblen und inklusiven Förderung kollektiver Anpassungs-, Abmilderungs- und Resilienzziele abhängen. Diese Bemühungen müssen das menschliche Wohlergehen und die Gesundheit unseres Planeten in den Mittelpunkt stellen, und das bedeutet, das vielfältige Wissen zu nutzen, dass die indigenen Gemeinschaften angesammelt haben. Und genauso wichtig: Sie erfordern die Umsetzung innovativer, effizienter, transparenter und fairer Finanzierungslösungen.

Das auf der letztjährigen Weltklimakonferenz (COP28) geschlossene Übereinkommen zur Operationalisierung des Fonds für klimabedingte Verluste und Schäden, der den durch den Klimawandel gefährdeten Ländern finanzielle Unterstützung bieten wird, ist ein Schritt in die richtige Richtung. Jedoch reichen erste Finanzierungszusagen in Höhe von 700 Millionen Dollar nicht annähernd an die 215-387 Milliarden Dollar heran, die die Entwicklungsländer bis 2030 jährlich brauchen werden, um ihren Anpassungsbedarf zu erfüllen. Wie der Exekutivsekretär des UN-Rahmenabkommen über Klimaänderungen (UNFCCC), Simon Stiell, erklärte, ist der Fonds „in keiner Weise ein Ersatz für die dringend nötige Ausweitung der Anpassungsfinanzierung oder ein Grund für deren Verringerung“.

Darüber hinaus müssen bis 2030 jährlich rund 4,3 Billionen Dollar in saubere Energieträger investiert werden, um bis 2050 Emissionsneutralität zu erreichen. Dies ist ein weiterer Beleg für die dringende Notwendigkeit, einen umfassenden Anpassungsrahmen mit monetären, qualitativen und quantitativen Zielen zu schaffen, mit dem sich eine Finanzierung aus den einkommensstarken Ländern sicherstellen lässt.

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Die auf der COP28 erzielten schrittweisen Fortschritte sind nicht ehrgeizig genug. Klimamaßnahmen, die die Bedürfnisse der gefährdeten und indigenen Gemeinschaften erfüllen, erfordern einen missionsorientierten Finanzierungsansatz, der sich darauf konzentriert, die ökologische Wende auf möglichst effiziente und gerechte Weise zu erreichen. Zudem bedarf es einer drastischen Ausweitung der Investitionen in den Klimaschutz und in Anpassungsmaßnahmen. Die Regierungen haben auf der COP28 beispielsweise eine Verdreifachung ihrer Produktionskapazitäten für erneuerbare Energien und eine Abkehr von fossilen Energieträgern vereinbart. Um dies erfolgreich umzusetzen, müssen sie mutige, konkrete Zusagen zur besseren Finanzierung der Umstellungsmaßnahmen machen.

Afrika bietet jede Menge Belege dafür, dass die Klimafinanzierung weiterhin ungerecht und unzureichend ist. Der Kontinent ist überproportional vom Klimawandel betroffen (obwohl er am wenigsten zu den Treibhausgasemissionen beiträgt). Jedoch gingen trotz verschiedener Initiativen zur Unterstützung der Anpassung an den Klimawandel und zum Klimaschutz auf dem Kontinent in den Jahren 2016 bis 2019 nur 3 % der diesbezüglichen globalen Finanzströme nach Afrika.

Afrika kann eine Führungsrolle dabei spielen, den weiteren Fortschritt mitzubestimmen und voranzutreiben, und könnte sich sogar zum Modell für eine innovative, effiziente und faire Klimafinanzierung entwickeln. Institutionen wie die Afrikanische Export-Import-Bank, die Afrikanische Entwicklungsbank und die African Risk Capacity Group sind renommierte Partner mit Erfahrung bei der Finanzierung und der Navigation des politischen und wirtschaftlichen Umfeldes auf dem Kontinent. Doch wir müssen die Lücke dringend schließen; Klimaschocks verschärfen schon jetzt die Spannungen in fragilen Gebieten wie dem Sahel, befeuern Massenmigration und Sicherheitsbedenken weltweit und stören die globalen Lieferketten und den Welthandel.

Afrika hat die Ideen, den Ehrgeiz und die Fähigkeit zur Umsetzung von Klimalösungen. Zum Beispiel haben wir dutzende unmittelbar startbereiter Umweltschutzprojekte ermittelt, die nur eines finanziellen Schubs bedürfen. Der Kontinent ist zudem Heimat einiger bemerkenswerter Frauen, die den Kampf gegen die globale Erwärmung mit anführen. Ich habe mit einigen dieser Klimaschützerinnen zusammengearbeitet, und ihr persönlicher Einsatz und ihre Fachkenntnisse sind unübertroffen.

Der globale Süden hat immenses Potenzial, eine gerechte Wende zu erreichen und Klimaresilienz herzustellen. Das Einzige, was fehlt, ist das Geld. Die Regierungen der einkommensstarken Länder, die multilateralen Institutionen, der private Sektor und die internationalen Organisationen sollten die nötigen Investitionen bereitstellen und zugleich sicherstellen, dass Frauen ein Mitspracherecht bei der Entwicklung von Strategien zur Klimafinanzierung erhalten. Zuerst jedoch müssen sie aufhören, Investitionen in unseren Ländern als Risiko zu betrachten – und sich bewusst machen, dass die wahre Gefahr darin besteht, nicht ausreichend schnell zu handeln. Es ist Zeit, wieder Vertrauen aufzubauen und die Entwicklungszusammenarbeit durch gerechte, faire und ausfinanzierte Ansätze neu zu gestalten.

Aus dem Englischen von Jan Doolan

https://prosyn.org/G1GIgs6de