WASHINGTON, DC – Planung. Sie ist der Schlüssel für erfolgreiche militärische Operationen – sowie in vielerlei Hinsicht auch für den Erfolg im Allgemeinen – und Angehörige des Marinekorps der Vereinigten Staaten wie ich halten uns diese Vorgehensweise zugute. Aber wer, so wie ich, 30 Jahre in militärischen Diensten stand, weiß auch, dass ein wirksamer Plan nicht statisch sein kann. Das Einsatzumfeld ändert sich oftmals überraschend oder unerwartet. Donald Trumps Sieg bei der US-Präsidentenwahl Anfang November stellt eine derartige Veränderung dar.
Es kann noch eine Weile dauern, bis wir das neue Einsatzumfeld vollständig verstehen. Dennoch müssen wir mit den Maßnahmen zur Anpassung beginnen – und diese fortsetzen, wenn neue Fakten ans Licht kommen. Andernfalls laufen wir Gefahr, ernsten strategischen Bedrohungen ausgeliefert zu sein – wobei der Klimawandel wohl die gravierendste derartige Bedrohung darstellt.
Der Anstieg der Oberflächentemperatur auf der Erde stellt sowohl aus wirtschaftlicher als auch aus militärischer Sicht eine grundlegende Veränderung des globalen Einsatzumfeldes dar. Es ist ja nicht so, dass nur manche so genannten „Eliten“ glauben, das Wetter würde ein bisschen wärmer werden. So banal ist der Klimawandel nicht; ebenso wenig sind es seine Auswirkungen auf die Sicherheit.
Wir Militärs bezeichnen den Klimawandel als „Bedrohungsmultiplikator“. Seine Verbindung mit Konflikten ist nicht linear. Vielmehr intensiviert und kompliziert er bestehende Sicherheitsrisiken, wodurch sich Frequenz, Ausmaß und Komplexität künftiger Missionen erhöhen.
Der Dringlichkeit der Klimabedrohung wächst rasch. Aufgrund des Klimawandels nimmt das Ausmaß militärischer Operationen bereits zu und die US-Navy sowie auch die Küstenwache beurteilen bereits neue Missionen in der Arktis. Heftigere Hurrikane, Taifune und Dürren lassen die Notwendigkeit militärisch unterstützter humanitärer Einsätze vor allem in der Pazifik-Region ansteigen.
Da sich aufgrund zunehmend extremer Witterungsverhältnisse auch Migrationsmuster verändern, wird die Zahl der aus ihrer Heimat vertriebenen Menschen (die sich ohnehin weltweit auf Rekordniveau befindet) weiter ansteigen und der Wettbewerb um lebensnotwendige Ressourcen (wie Wasser, Nahrung und Energie) wird sich ebenfalls intensivieren. Besonders destabilisierend werden sich diese Phänomene in ohnehin schon labilen Situationen auswirken sowie Herausforderungen wie schwache Regierungsführung, wirtschaftliche Ungleichheit und soziale Spannungen weiter verschärfen – und zu wirklich schweren Konflikten führen. Aus diesem Grund bezeichnen wir den Klimawandel als einen „Beschleuniger der Instabilität.“
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Ob man es nun glaubt oder nicht: Amerikas gesamtes nationales Sicherheits-Establishment ist sich darüber im Klaren. Tatsächlich erkennt das US-Militär den Klimawandel seit über einem Jahrzehnt als erhebliches Sicherheitsrisiko an und spielt damit auf dieser Front eine Vorreiterrolle. In der letztjährigen Nationalen Sicherheitsstrategie wird diese Ansicht bekräftigt und der Klimawandel neben Faktoren wie Terrorismus, Wirtschaftskrisen und die Weiterverbreitung von Massenvernichtungswaffen als eines der erheblichsten Sicherheitsrisiken angeführt.
Dabei handelt sich nicht um leere Worte. Das US-Militär hat den Klimawandel seit langem in seine Planung einbezogen. Schließlich lagen die Ursachen der fürchterlichsten Fehlschläge im Bereich Sicherheit – wie beispielsweise Japans Angriff auf Pearl Harbor, der die USA in den Zweiten Weltkrieg hineinzog und die Terroranschläge des 11. September 2001 –tendenziell in unzureichender Vorbereitung.
Aufgrund dieser Erkenntnisse wurden während der Amtszeit von Präsident George W. Bushs Administration Gesetze verabschiedet, die von allen US-Verteidigungsbehörden forderten, die Auswirkungen des Klimawandels in künftige strategische Politikentwicklung einfließen zu lassen. In den letzten vier Jahren hat das US-Verteidigungsministerium eine Reihe von Richtlinien veröffentlicht, in denen die Vorbereitung auf den Klimawandel in den Mittelpunkt der Aktivitäten gestellt wird.
Es ist zu früh für eine Einschätzung dessen, was die Trump-Administration im Hinblick auf den Klimawandel vorhat. Während seines Wahlkampfs kündigte Trump an, einige der Schlüsselstrategien im Kampf gegen den Klimawandel rückgängig zu machen und er drohte sogar, sich aus dem Klima-Abkommen von Paris zurückzuziehen. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass er und sein Kabinett einsehen, dass die Umsetzung dieser Ankündigung überaus kurzsichtig wäre.
Die Wahrheit ist, dass es sowohl in sicherheits- als auch wirtschaftspolitischer Hinsicht in Amerikas bestem Interesse liegt, auf dem Kurs in Richtung einer saubereren Zukunft zu bleiben. Die Revolution im Bereich saubere Energie hat bereits für Arbeitsplätze, Geld und Industrieanlagen in ländlichen Gegenden Amerikas gesorgt. Es handelt sich also um eine Quelle ungeahnter Chancen. Und ist das Erkennen von Chancen nicht eine der großen Stärken Amerikas?
Die sich verändernden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen untermauern diese Chancen. China, Indien und andere Schwellenländer liefern sich einen Wettstreit um den Titel der globalen Supermacht im Bereich saubere Energie; es wäre nicht in Amerikas Interesse, hier den Anschluss zu verlieren. Wenn Amerika wieder groß werden soll, wie es Trump versprochen hat, muss man vermehrt zukunftsorientierte Branchen aufbauen, die sich auf globaler Ebene als wettbewerbsfähig erweisen – und amerikanische Arbeitnehmer mit Jobs versorgen.
Außerdem wird Trumps Administration die Arbeit des US-Militärs fortsetzen und eine robustere nationale Sicherheitsstrategie schaffen müssen. Das von mir geleitete American Security Project freut sich, der Trump-Administration mit relevanten Lösungen und Ratschlägen zur Verfügung zu stehen. Wir werden die Administration darüber hinaus auffordern, Rechenschaft abzulegen, sollten die Interessen der USA nicht angemessen vertreten werden.
Gefahren zu ignorieren, funktioniert vielleicht in der Politik, aber nicht im Bereich Sicherheit. Die Realität des Klimawandels zu leugnen, wird ihn nicht ungeschehen machen; vielmehr untergräbt dies die Wirtschaft und setzt die Vereinigten Staaten ernsthaften Risiken aus. Im Endeffekt hieße das, Trump würde einer seiner wichtigsten Verantwortungen als Präsident nicht gerecht werden: nämlich die Sicherheit der Menschen in Amerika zu gewährleisten.
Gravierende strategische Gefahren eignen sich nicht als politischer Spielball. Die Bedrohung durch den Klimawandel lässt sich nicht einfach einer Seite im politischen Links-Rechts-Schema zuordnen; sie ist Teil der strategischen Planung der USA – und muss es auch bleiben. Wer jemals an derartigen Planungen beteiligt war, weiß, dass wir uns nicht nur auf jene Kriege vorbereiten dürfen, die wir führen wollen, sondern auch auf Kriege, die kommen werden – ob es uns gefällt oder nicht.
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At the end of a year of domestic and international upheaval, Project Syndicate commentators share their favorite books from the past 12 months. Covering a wide array of genres and disciplines, this year’s picks provide fresh perspectives on the defining challenges of our time and how to confront them.
ask Project Syndicate contributors to select the books that resonated with them the most over the past year.
WASHINGTON, DC – Planung. Sie ist der Schlüssel für erfolgreiche militärische Operationen – sowie in vielerlei Hinsicht auch für den Erfolg im Allgemeinen – und Angehörige des Marinekorps der Vereinigten Staaten wie ich halten uns diese Vorgehensweise zugute. Aber wer, so wie ich, 30 Jahre in militärischen Diensten stand, weiß auch, dass ein wirksamer Plan nicht statisch sein kann. Das Einsatzumfeld ändert sich oftmals überraschend oder unerwartet. Donald Trumps Sieg bei der US-Präsidentenwahl Anfang November stellt eine derartige Veränderung dar.
Es kann noch eine Weile dauern, bis wir das neue Einsatzumfeld vollständig verstehen. Dennoch müssen wir mit den Maßnahmen zur Anpassung beginnen – und diese fortsetzen, wenn neue Fakten ans Licht kommen. Andernfalls laufen wir Gefahr, ernsten strategischen Bedrohungen ausgeliefert zu sein – wobei der Klimawandel wohl die gravierendste derartige Bedrohung darstellt.
Der Anstieg der Oberflächentemperatur auf der Erde stellt sowohl aus wirtschaftlicher als auch aus militärischer Sicht eine grundlegende Veränderung des globalen Einsatzumfeldes dar. Es ist ja nicht so, dass nur manche so genannten „Eliten“ glauben, das Wetter würde ein bisschen wärmer werden. So banal ist der Klimawandel nicht; ebenso wenig sind es seine Auswirkungen auf die Sicherheit.
Wir Militärs bezeichnen den Klimawandel als „Bedrohungsmultiplikator“. Seine Verbindung mit Konflikten ist nicht linear. Vielmehr intensiviert und kompliziert er bestehende Sicherheitsrisiken, wodurch sich Frequenz, Ausmaß und Komplexität künftiger Missionen erhöhen.
Der Dringlichkeit der Klimabedrohung wächst rasch. Aufgrund des Klimawandels nimmt das Ausmaß militärischer Operationen bereits zu und die US-Navy sowie auch die Küstenwache beurteilen bereits neue Missionen in der Arktis. Heftigere Hurrikane, Taifune und Dürren lassen die Notwendigkeit militärisch unterstützter humanitärer Einsätze vor allem in der Pazifik-Region ansteigen.
Da sich aufgrund zunehmend extremer Witterungsverhältnisse auch Migrationsmuster verändern, wird die Zahl der aus ihrer Heimat vertriebenen Menschen (die sich ohnehin weltweit auf Rekordniveau befindet) weiter ansteigen und der Wettbewerb um lebensnotwendige Ressourcen (wie Wasser, Nahrung und Energie) wird sich ebenfalls intensivieren. Besonders destabilisierend werden sich diese Phänomene in ohnehin schon labilen Situationen auswirken sowie Herausforderungen wie schwache Regierungsführung, wirtschaftliche Ungleichheit und soziale Spannungen weiter verschärfen – und zu wirklich schweren Konflikten führen. Aus diesem Grund bezeichnen wir den Klimawandel als einen „Beschleuniger der Instabilität.“
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Ob man es nun glaubt oder nicht: Amerikas gesamtes nationales Sicherheits-Establishment ist sich darüber im Klaren. Tatsächlich erkennt das US-Militär den Klimawandel seit über einem Jahrzehnt als erhebliches Sicherheitsrisiko an und spielt damit auf dieser Front eine Vorreiterrolle. In der letztjährigen Nationalen Sicherheitsstrategie wird diese Ansicht bekräftigt und der Klimawandel neben Faktoren wie Terrorismus, Wirtschaftskrisen und die Weiterverbreitung von Massenvernichtungswaffen als eines der erheblichsten Sicherheitsrisiken angeführt.
Dabei handelt sich nicht um leere Worte. Das US-Militär hat den Klimawandel seit langem in seine Planung einbezogen. Schließlich lagen die Ursachen der fürchterlichsten Fehlschläge im Bereich Sicherheit – wie beispielsweise Japans Angriff auf Pearl Harbor, der die USA in den Zweiten Weltkrieg hineinzog und die Terroranschläge des 11. September 2001 –tendenziell in unzureichender Vorbereitung.
Aufgrund dieser Erkenntnisse wurden während der Amtszeit von Präsident George W. Bushs Administration Gesetze verabschiedet, die von allen US-Verteidigungsbehörden forderten, die Auswirkungen des Klimawandels in künftige strategische Politikentwicklung einfließen zu lassen. In den letzten vier Jahren hat das US-Verteidigungsministerium eine Reihe von Richtlinien veröffentlicht, in denen die Vorbereitung auf den Klimawandel in den Mittelpunkt der Aktivitäten gestellt wird.
Es ist zu früh für eine Einschätzung dessen, was die Trump-Administration im Hinblick auf den Klimawandel vorhat. Während seines Wahlkampfs kündigte Trump an, einige der Schlüsselstrategien im Kampf gegen den Klimawandel rückgängig zu machen und er drohte sogar, sich aus dem Klima-Abkommen von Paris zurückzuziehen. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass er und sein Kabinett einsehen, dass die Umsetzung dieser Ankündigung überaus kurzsichtig wäre.
Die Wahrheit ist, dass es sowohl in sicherheits- als auch wirtschaftspolitischer Hinsicht in Amerikas bestem Interesse liegt, auf dem Kurs in Richtung einer saubereren Zukunft zu bleiben. Die Revolution im Bereich saubere Energie hat bereits für Arbeitsplätze, Geld und Industrieanlagen in ländlichen Gegenden Amerikas gesorgt. Es handelt sich also um eine Quelle ungeahnter Chancen. Und ist das Erkennen von Chancen nicht eine der großen Stärken Amerikas?
Die sich verändernden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen untermauern diese Chancen. China, Indien und andere Schwellenländer liefern sich einen Wettstreit um den Titel der globalen Supermacht im Bereich saubere Energie; es wäre nicht in Amerikas Interesse, hier den Anschluss zu verlieren. Wenn Amerika wieder groß werden soll, wie es Trump versprochen hat, muss man vermehrt zukunftsorientierte Branchen aufbauen, die sich auf globaler Ebene als wettbewerbsfähig erweisen – und amerikanische Arbeitnehmer mit Jobs versorgen.
Außerdem wird Trumps Administration die Arbeit des US-Militärs fortsetzen und eine robustere nationale Sicherheitsstrategie schaffen müssen. Das von mir geleitete American Security Project freut sich, der Trump-Administration mit relevanten Lösungen und Ratschlägen zur Verfügung zu stehen. Wir werden die Administration darüber hinaus auffordern, Rechenschaft abzulegen, sollten die Interessen der USA nicht angemessen vertreten werden.
Gefahren zu ignorieren, funktioniert vielleicht in der Politik, aber nicht im Bereich Sicherheit. Die Realität des Klimawandels zu leugnen, wird ihn nicht ungeschehen machen; vielmehr untergräbt dies die Wirtschaft und setzt die Vereinigten Staaten ernsthaften Risiken aus. Im Endeffekt hieße das, Trump würde einer seiner wichtigsten Verantwortungen als Präsident nicht gerecht werden: nämlich die Sicherheit der Menschen in Amerika zu gewährleisten.
Gravierende strategische Gefahren eignen sich nicht als politischer Spielball. Die Bedrohung durch den Klimawandel lässt sich nicht einfach einer Seite im politischen Links-Rechts-Schema zuordnen; sie ist Teil der strategischen Planung der USA – und muss es auch bleiben. Wer jemals an derartigen Planungen beteiligt war, weiß, dass wir uns nicht nur auf jene Kriege vorbereiten dürfen, die wir führen wollen, sondern auch auf Kriege, die kommen werden – ob es uns gefällt oder nicht.
Aus dem Englischen von Helga Klinger-Groier