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Appell zur Wiederherstellung des Olympischen Friedens

PARIS: Es sind weltweit derzeit mindestens 55 Kriege im Gange. Die Politiker haben es konsequent versäumt, die bewaffneten Konflikte, die ihre Gesellschaften verheeren, zu beenden, und die Gefahren haben sich dadurch vervielfacht, dass lokale Kriege nicht mehr lokal begrenzt bleiben.

Der blutige Konflikt zwischen Russland und der Ukraine – der größte Krieg auf dem europäischen Kontinent seit 1945 – befindet sich im dritten Jahr, und noch immer ist sein Echo weltweit zu spüren. Die Auswirkungen umfassen vermehrte Hungersnöte in Afrika, eine Migrationskrise in Europa und die Freisetzung schädlicher Substanzen, die letztendlich die Menschen auf sechs Kontinenten erreichen, in das Wasser, die Nahrung und die Milch. Bis Ende dieses Jahres wird die Zahl der infolge des Krieges in der Ukraine Getöteten und Verletzten voraussichtlich eine Million überschreiten – eine Opferzahl, die Europa seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr erlebt hat.

Im Gazastreifen, wo seit Oktober letzten Jahres Krieg herrscht, beziffert die UNO die Zahl der Todesopfer bis Januar auf 25.000 – die tatsächliche Zahl könnte jedoch viel höher sein. Und im Jemen sind laut Aussage der UNO in den letzten zehn Jahren des Bürgerkriegs 377.000 Menschen durch Kämpfe oder Krankheiten gestorben.

Während diese und andere Konflikte wüten, steigen die Verteidigungsbudgets weltweit erheblich, und über all dem schwebt die – in der Ukraine ständig wiederholte – Drohung eines Atomkriegs. Die mobilisierten Ressourcen sind denen vergleichbar, die zur Bekämpfung des Klimawandels oder zur Beseitigung des weltweiten Hungers für die nächsten 80 Jahre benötigt würden.

Denken Sie darüber nach: Niemand müsste hungern oder vor Erschöpfung sterben, und kein Kind wäre unterernährt, wenn das Geld, das derzeit für Waffen und Soldaten ausgegeben wird, stattdessen zur Verbesserung des Lebens der Armen in der Welt verwendet würde. Statt Leben zu erhalten werden Ressourcen darauf verschwendet, den Tod zu verbreiten.

Die Opfer der heutigen Kriege sind größtenteils Menschen im Alter zwischen 30 und 40 Jahren; jeder Tod bedeutet also in etwa ein halbes Leben, das hätte gelebt werden können. Hunderttausend getötete Menschen bedeuten jeweils vier Millionen nicht gelebte Jahre. Denken Sie an all die bahnbrechenden Entdeckungen, die nun nicht gemacht werden, die Kinder, die nicht geboren werden, und die Waisen, die alleine leiden werden.

PS Events: Climate Week NYC 2024
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PS Events: Climate Week NYC 2024

Project Syndicate is returning to Climate Week NYC with an even more expansive program. Join us live on September 22 as we welcome speakers from around the world at our studio in Manhattan to address critical dimensions of the climate debate.

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Wir und unsere Mitunterzeichner (unten) sind keine Vertreter von Staaten. Aber wenn die Bemühungen der Staaten zur Friedenssicherung nicht ausreichen, müssen Einzelpersonen – unabhängig von ihrer Arbeit oder ihrer Stellung im Leben – einspringen. Die Welt muss den heutigen Kriegen mit einer Stimme entgegentreten. Deshalb bitten wir Seine Heiligkeit Papst Franziskus, Seine Heiligkeit den Ökumenischen Patriarchen Bartholomäus, Seine Heiligkeit den 14. Dalai Lama und muslimische und jüdische Führer, ihre moralische Autorität zu nutzen, um an alle Bürger der Welt und ihre Regierungen zu appellieren.

Die Olympischen Sommerspiele 2024 in Paris sind eine ideale Gelegenheit hierfür. Während der antiken Olympischen Spiele wurden die häufigen Kriege zwischen den griechischen Stadtstaaten ausgesetzt; der Wettkampf fand zwischen Athleten auf der Suche nach Vortrefflichkeit statt. Wir hoffen, dass die Milliarden Menschen, die die Pariser Spiele verfolgen werden, diesem Beispiel folgen und sich den religiösen und moralischen Führern der Welt anschließen, um Frieden zu fordern.

Die Konflikte in der Ukraine, in Gaza und anderswo verlangen nach einem sofortigen Waffenstillstand, gefolgt von einem Austausch aller Gefangenen, der Freilassung von Geiseln, der Rückgabe menschlicher Überreste und dem Beginn von Verhandlungen.

Unsere wichtigste Pflicht als Erwachsene ist es, sicherzustellen, dass unsere Kinder uns überleben. Statt uns gegenseitig und unsere Gesellschaften gewaltsam zu zerstören, lassen Sie uns unsere Energien und Ressourcen darauf verwenden, unseren Planeten zu retten. Lassen Sie uns damit beginnen, dass wir den Olympischen Frieden wiederbeleben.

Dieser Kommentar wurde unterzeichnet von: Emmanuelle Charpentier, Nobelpreis für Chemie 2020, Professorin an der Humboldt-Universität in Berlin, Direktorin der Max-Planck-Forschungsstelle für die Wissenschaft der Pathogene; Elias James Corey,Nobelpreis für Chemie 1990, Professor für organische Chemie an der Harvard University; Alan Heeger, Nobelpreis für Chemie 2000, Professor für Physik an der University of California, Santa Barbara; Roald Hoffmann, Nobelpreis für Chemie 1981, Professor Litterarum humanarum, Cornell University; Martin Karplus, Nobelpreis für Chemie 2013, Direktor des biophysikalischen Chemielabors, Professor emeritus für Chemie, Harvard University; Brian K. Kobilka, Nobelpreis für Chemie 2012, Professor für Molekular- und Zellphysiologie, Stanford University School of Medicine; Yuan T. Lee, Nobelpreis für Chemie 1986, Professor emeritus für Chemie, University of California, Berkeley; Morten Meldal, Nobelpreis für Chemie 2022, Professor emeritus für Chemie, University of California, Berkeley; Jean-Pierre Sauvage, Nobelpreis für Chemie 2016, Professor emeritus für Chemie, Universität Strasbourg; Richard R. Schrock, Nobelpreis für Chemie 2005, Professor für Chemie, University of California, Riverside; Hideki Shirakawa, Nobelpreis für Chemie 2000, Professor emeritus für Chemie, Universität Tsukuba; James Fraser Stoddart, Nobelpreis für Chemie 2016, Professor und Inhaber des Lehrstuhls für Chemie, Universität Hongkong und Northwestern University; Finn E. Kydland, Nobelpreis für Ökonomie 2004, Professor für Volkswirtschaft, University of California, Santa Barbara; Paul R. Milgrom, Nobelpreis für Ökonomie 2020, Professor für Geistes- und Naturwissenschaften, Stanford University; Christopher A. Pissarides, Nobelpreis für Ökonomie 2010, Professor für Volkswirtschaft, London School of Economics; Swetlana Alexjiewitsch, Nobelpreis für Literatur 2015, Schriftstellerin und Journalistin; Elfriede Jelinek, Nobelpreis für Literatur 2004, Schriftstellerin; Werner Arber, Nobelpreis für Medizin 1978, Professor für Medizin, Universität Basel (im Ruhestand); Francoise Barre-Sinoussi, Nobelpreis für Medizin 2008, Institut Pasteur (im Ruhestand); Louis J. Ignarro,Nobelpreis für Medizin 1998, Professor emeritus für Pharmakologie, UCLA School of Medicine; Barry J. Marshall, Nobelpreis für Medizin 2005, Professor für klinische Mikrobiologie, University of Western Australia; Edvard Moser, Nobelpreis für Medizin 2014, Professor für Medizin, Norwegische Universität für Wissenschaft und Technologie; May-Britt Moser, Nobelpreis für Medizin 2014, Professorin für Psychologie und Neurowissenschaften, Norwegische Universität für Wissenschaft und Technologie; Erwin Neher, Nobelpreis für Medizin 1991, Professor emeritus für Medizin, Universität Göttingen; Sir Peter J. Ratcliffe, Nobelpreis für Medizin 2019, Klinischer Forschungsdirektor, Francis Crick Institute; Charles M. Rice, Nobelpreis für Medizin 2020, Professor für Virologie, Rockefeller University; Sir Richard J. Roberts, Nobelpreis für Medizin 1993, Chief Scientific Officer, New England Biolabs; Gregg L. Semenza, Nobelpreis für Medizin 2019, Professor für genetische Medizin, Johns Hopkins School of Medicine; Hamilton O. Smith, Nobelpreis für Medizin 1978, wissenschaftlicher Direktor, Synthetic Genomics; Jack W. Szostak, Nobelpreis für Medizin 2009, Professor für Genetik, University of Chicago; Torsten N. Wiesel, Nobelpreis für Medizin 1981, Co-Direktor des Shelby White and Leon Levy Center for Mind, Brain and Behavior, Rockefeller University; Carlos Filipe Ximenes Belo, Friedensnobelpreis 1996, römisch-katholischer Bischof, Diözese Maputo, Mozambik; Mairead Corrigan-Maguire, Friedensnobelpreis 1976, Aktivistin, Mitgründerin von Community of Peace People, Nordirland; Beatrice Fihn, Friedensnobelpreis 2017, ehemalige geschäftsführende Direktorin der Internationalen Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen; Tawakkol Karman, Friedensnobelpreis 2011, Mitgründerin der Menschenrechtsgruppe Women Journalists Without Chains; Denis Mukwege, Friedensnobelpreis 2018, Gründer und Direktor, Panzi Hospital, Bukavu, Demokratische Republik Kongo; Oscar Arias Sanchez,Friedensnobelpreis 1987, ehemaliger Präsident von Costa Rica; Pierre Agostini, Nobelpreis für Physik 2023, Professor emeritus für Physik, Ohio State University; Barry Clark Barish, Nobelpreis für Physik 2017, Professor emeritus für Physik, California Institute of Technology; Steven Chu, Nobelpreis für Physik 1997, ehemaliger US-Energieminister; Andre Geim, Nobelpreis für Physik 2010, Professor für Physik, University of Manchester; Brian D. Josephson, Nobelpreis für Physik 1973, Professor emeritus für Physik, University of Cambridge; Takaaki Kajita, Nobelpreis für Physik 2015, Präsident des Science Council of Japan; Klaus von Klitzing, Nobelpreis für Physik 1985, Direktor des Max-Planck-Instituts für Festkörperforschung; Ferenc Krausz, Nobelpreis für Physik 2023, Direktor des Max-Planck-Instituts für Quantenoptik und Professor für Experimentalphysik an der Ludwig-Maximilians-Universität München; Michel Mayor, Nobelpreis für Physik 2019, Professor emeritus für Physik, Universität Genf; Roger Penrose, Nobelpreis für Physik 2020, Professor emeritus für Mathematik, University of Oxford; William D. Phillips, Nobelpreis für Physik 1997, Professor für Physik, University of Maryland.

Aus dem Englischen von Jan Doolan

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