ZÜRICH – Dank einer noch nie dagewesenen internationalen Zusammenarbeit macht die Welt im Kampf gegen die Malaria beeindruckende Fortschritte. Laut dem gerade veröffentlichten Weltmalariabericht der Weltgesundheitsorganisation von 2016 ist die Malariasterblichkeitsrate bei Kindern unter fünf Jahren seit dem Jahr 2000 um 69% gesunken.
Und dieser Fortschritt beschränkt sich nicht nur auf die Malaria. In vielen Ländern wurde die HIV-Neuinfektionsrate in einem ähnlichen Zeitraum um 50% oder noch mehr verringert, und auch die Fälle anderer Tropenkrankheiten wie Lepra oder Guineawurm sind in den letzten Jahren erheblich zurückgegangen.
Aber während die Sterblichkeitsraten bei Infektionskrankheiten auf dem Rückzug sind, greifen der sitzende Lebensstil, der Tabakverbrauch und die schlechte Ernährung der Industriestaaten auch auf die Entwicklungsländer über. Nicht ansteckende Krankheiten (NAK) wie Diabetes, Herzkrankheiten und Krebs nehmen auf alarmierende Weise zu.
Diesen NAK fallen heute jährlich 38 Millionen Menschen zum Opfer, und fast 75% dieser Todesfälle fallen auf Länder mit geringem oder mittlerem Einkommen. Und die Aussichten für die Entwicklungsländer sind düster. Bis 2030 wird beispielsweise erwartet, dass durch NAK in Afrika mehr Todesfälle verursacht werden als durch ansteckende, mutterschafts- und ernährungsbezogene Krankheiten zusammen.
NAK bedrohen nicht nur das Leben der Menschen, sondern haben auch eine destabilisierende Wirkung auf die Gesellschaft, insbesondere in Ländern mit eingeschränkter Gesundheitsinfrastruktur. Die Herausforderung für Regierungen und globale Gesundheitseinrichtungen besteht also darin, die Fortschritte gegen Infektionskrankheiten aufrecht zu erhalten und sich gleichzeitig mit der wachsenden Bedrohung durch NAK zu beschäftigen.
Glücklicherweise können wir die Lektionen, die wir beim erfolgreichen Kampf gegen Infektionskrankheiten gelernt haben, auch auf das Gebiet der NAK übertragen. Arbeiten die Politiker der Welt mit Nonprofit-Organisationen, regierungsübergreifenden Einrichtungen und privaten Unternehmen zusammen, können sie einen enormen Einfluss auf die öffentliche Gesundheit haben – und dies sogar bei knappen Entwicklungshilfebudgets.
Zunächst einmal brauchen wir Innovationen. Ohne den großen Sprung nach vorn bei der antiretroviralen Therapie Mitte der 1990er hätten wir bei der HIV-Kontrolle nicht die Möglichkeiten, die wir heute haben. Und ohne die artemisinin-basierten Kombinationsbehandlungen, die im selben Jahrzehnt entwickelt wurden, wäre die Malariasterblichkeit immer noch extrem hoch. Maßnahmen, die den Zugang zur Gesundheitsfürsorge verbessern, sollten gleichzeitig auch die Innovationen unterstützen – und diese auf keinen Fall untergraben.
Über die Innovationen hinaus brauchen wir auch starke Partnerschaften zur Bekämpfung von NAK, und wir müssen gewährleisten, dass Patienten Zugang zu den von ihnen benötigten Behandlungen haben. HIV ist an den meisten Orten aufgrund einer effektiven Kontrolle keine Todesstrafe mehr, sondern eine chronische Krankheit, aber natürlich brauchen wir jetzt nachhaltige Lösungen zur Bereitstellung dauerhafter Langfristbetreuung.
Der private Sektor engagiert sich bei diesem Ansatz immer stärker. Novo Nordisks Pflege zur Veränderung von Diabetes und Eli Lillys NAK-Partnerschaft sind nur zwei Beispiele dafür, wie Unternehmen mit Regierungen und Gesundheitsorganisationen zusammenarbeiten, um skalierbare, nachhaltige und regional verwaltete Programme zum Kampf gegen die Diabetes zu entwickeln. Und Novartis Access ist ein sozial orientiertes Unternehmen, das unser Konzern im Jahr 2015 gegründet hat und in armen Ländern mit Regierungen, NROs und anderen Kunden des öffentlichen Sektors zusammenarbeitet. Dieses Programm hat zwei Ziele: die Verbesserung des Zugangs zu erschwinglichen Medikamenten zur Behandlung von NAK wie Herzkrankheiten, Typ-2-Diabetes, Atemwegserkrankungen und Brustkrebs; und die Kooperation mit lokalen und internationalen Organisationen zur Stärkung der Gesundheitssysteme. Ein vorläufiges Ergebnis des Programms ist die Erkenntnis, dass die Entwicklungsländer ihr Paradigma für Medikamentenbeschaffung ändern und ihre nationalen Listen grundlegender Medikamente aktualisieren müssen.
Eine dritte Lektion aus dem Kampf gegen Infektionskrankheiten ist, dass das politische Engagement von entscheidender Bedeutung ist. Wie Chatham House und andere unabhängige Beobachter gewarnt haben, geben – insbesondere in den Entwicklungsländern – zu wenige Regierungen die empfohlenen 5% ihres jährlichen BIP für die Gesundheitsförderung aus. Investitionen in die Gesundheit rentieren sich sogar bei engen Staatsbudgets; immerhin ist Vorsorge besser als Nachsorge. Länder mit geringeren Einkommen, die schwer unter NAK leiden, können von Investitionen, die ihre Bürger gesünder und produktiver machen, nur profitieren. Wie wir beim Kampf gegen HIV gelernt haben, lösen Investitionen in öffentliche Gesundheit einen positiven Kreislauf aus: Wenn Menschen und Gemeinschaften gesünder werden, ist dies für sie ein Anreiz für weitere Investitionen, um Gesundheit an erste Stelle zu setzen.
Um die fortschreitenden NAK in den Griff zu bekommen, ist langfristiges Denken erforderlich, und die Staats- und Regierungschefs müssen Investitionen tätigen, die erst dann Früchte tragen, wenn ihre Initiatoren schon nicht mehr im Amt sind. Insbesondere in gewählten Demokratien ist dies eine ernste Herausforderung, aber die Politiker können sich weltweit zusammentun, damit sich ihre Investitionen und diejenigen des privaten Sektors gegenseitig verstärken. Und sogar wenn die meisten Länder, wie empfohlen, 5% des BIP für Gesundheit ausgeben, braucht die Welt immer noch innovative Finanzierungsmechanismen und -maßnahmen zur Förderung der öffentlich-privaten Zusammenarbeit.
Die Politiker der Welt müssen den globalen Kampf gegen NAK zur Priorität machen. Um dies zu erreichen, können Regierungen und globale Gesundheitsorganisationen die Lektionen anwenden, die sie beim erfolgreichen Kampf gegen Infektionskrankheiten gelernt haben. Durch Innovationen, politischen Willen und dynamische Partnerschaften zur Stärkung der Gesundheitssysteme kann die Welt die Fortschritte gegen Infektionskrankheiten verstärken und gleichzeitig effektiv gegen NAK kämpfen.
Aus dem Englischen von Harald Eckhoff
ZÜRICH – Dank einer noch nie dagewesenen internationalen Zusammenarbeit macht die Welt im Kampf gegen die Malaria beeindruckende Fortschritte. Laut dem gerade veröffentlichten Weltmalariabericht der Weltgesundheitsorganisation von 2016 ist die Malariasterblichkeitsrate bei Kindern unter fünf Jahren seit dem Jahr 2000 um 69% gesunken.
Und dieser Fortschritt beschränkt sich nicht nur auf die Malaria. In vielen Ländern wurde die HIV-Neuinfektionsrate in einem ähnlichen Zeitraum um 50% oder noch mehr verringert, und auch die Fälle anderer Tropenkrankheiten wie Lepra oder Guineawurm sind in den letzten Jahren erheblich zurückgegangen.
Aber während die Sterblichkeitsraten bei Infektionskrankheiten auf dem Rückzug sind, greifen der sitzende Lebensstil, der Tabakverbrauch und die schlechte Ernährung der Industriestaaten auch auf die Entwicklungsländer über. Nicht ansteckende Krankheiten (NAK) wie Diabetes, Herzkrankheiten und Krebs nehmen auf alarmierende Weise zu.
Diesen NAK fallen heute jährlich 38 Millionen Menschen zum Opfer, und fast 75% dieser Todesfälle fallen auf Länder mit geringem oder mittlerem Einkommen. Und die Aussichten für die Entwicklungsländer sind düster. Bis 2030 wird beispielsweise erwartet, dass durch NAK in Afrika mehr Todesfälle verursacht werden als durch ansteckende, mutterschafts- und ernährungsbezogene Krankheiten zusammen.
NAK bedrohen nicht nur das Leben der Menschen, sondern haben auch eine destabilisierende Wirkung auf die Gesellschaft, insbesondere in Ländern mit eingeschränkter Gesundheitsinfrastruktur. Die Herausforderung für Regierungen und globale Gesundheitseinrichtungen besteht also darin, die Fortschritte gegen Infektionskrankheiten aufrecht zu erhalten und sich gleichzeitig mit der wachsenden Bedrohung durch NAK zu beschäftigen.
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Zunächst einmal brauchen wir Innovationen. Ohne den großen Sprung nach vorn bei der antiretroviralen Therapie Mitte der 1990er hätten wir bei der HIV-Kontrolle nicht die Möglichkeiten, die wir heute haben. Und ohne die artemisinin-basierten Kombinationsbehandlungen, die im selben Jahrzehnt entwickelt wurden, wäre die Malariasterblichkeit immer noch extrem hoch. Maßnahmen, die den Zugang zur Gesundheitsfürsorge verbessern, sollten gleichzeitig auch die Innovationen unterstützen – und diese auf keinen Fall untergraben.
Über die Innovationen hinaus brauchen wir auch starke Partnerschaften zur Bekämpfung von NAK, und wir müssen gewährleisten, dass Patienten Zugang zu den von ihnen benötigten Behandlungen haben. HIV ist an den meisten Orten aufgrund einer effektiven Kontrolle keine Todesstrafe mehr, sondern eine chronische Krankheit, aber natürlich brauchen wir jetzt nachhaltige Lösungen zur Bereitstellung dauerhafter Langfristbetreuung.
Der private Sektor engagiert sich bei diesem Ansatz immer stärker. Novo Nordisks Pflege zur Veränderung von Diabetes und Eli Lillys NAK-Partnerschaft sind nur zwei Beispiele dafür, wie Unternehmen mit Regierungen und Gesundheitsorganisationen zusammenarbeiten, um skalierbare, nachhaltige und regional verwaltete Programme zum Kampf gegen die Diabetes zu entwickeln. Und Novartis Access ist ein sozial orientiertes Unternehmen, das unser Konzern im Jahr 2015 gegründet hat und in armen Ländern mit Regierungen, NROs und anderen Kunden des öffentlichen Sektors zusammenarbeitet. Dieses Programm hat zwei Ziele: die Verbesserung des Zugangs zu erschwinglichen Medikamenten zur Behandlung von NAK wie Herzkrankheiten, Typ-2-Diabetes, Atemwegserkrankungen und Brustkrebs; und die Kooperation mit lokalen und internationalen Organisationen zur Stärkung der Gesundheitssysteme. Ein vorläufiges Ergebnis des Programms ist die Erkenntnis, dass die Entwicklungsländer ihr Paradigma für Medikamentenbeschaffung ändern und ihre nationalen Listen grundlegender Medikamente aktualisieren müssen.
Eine dritte Lektion aus dem Kampf gegen Infektionskrankheiten ist, dass das politische Engagement von entscheidender Bedeutung ist. Wie Chatham House und andere unabhängige Beobachter gewarnt haben, geben – insbesondere in den Entwicklungsländern – zu wenige Regierungen die empfohlenen 5% ihres jährlichen BIP für die Gesundheitsförderung aus. Investitionen in die Gesundheit rentieren sich sogar bei engen Staatsbudgets; immerhin ist Vorsorge besser als Nachsorge. Länder mit geringeren Einkommen, die schwer unter NAK leiden, können von Investitionen, die ihre Bürger gesünder und produktiver machen, nur profitieren. Wie wir beim Kampf gegen HIV gelernt haben, lösen Investitionen in öffentliche Gesundheit einen positiven Kreislauf aus: Wenn Menschen und Gemeinschaften gesünder werden, ist dies für sie ein Anreiz für weitere Investitionen, um Gesundheit an erste Stelle zu setzen.
Um die fortschreitenden NAK in den Griff zu bekommen, ist langfristiges Denken erforderlich, und die Staats- und Regierungschefs müssen Investitionen tätigen, die erst dann Früchte tragen, wenn ihre Initiatoren schon nicht mehr im Amt sind. Insbesondere in gewählten Demokratien ist dies eine ernste Herausforderung, aber die Politiker können sich weltweit zusammentun, damit sich ihre Investitionen und diejenigen des privaten Sektors gegenseitig verstärken. Und sogar wenn die meisten Länder, wie empfohlen, 5% des BIP für Gesundheit ausgeben, braucht die Welt immer noch innovative Finanzierungsmechanismen und -maßnahmen zur Förderung der öffentlich-privaten Zusammenarbeit.
Die Politiker der Welt müssen den globalen Kampf gegen NAK zur Priorität machen. Um dies zu erreichen, können Regierungen und globale Gesundheitsorganisationen die Lektionen anwenden, die sie beim erfolgreichen Kampf gegen Infektionskrankheiten gelernt haben. Durch Innovationen, politischen Willen und dynamische Partnerschaften zur Stärkung der Gesundheitssysteme kann die Welt die Fortschritte gegen Infektionskrankheiten verstärken und gleichzeitig effektiv gegen NAK kämpfen.
Aus dem Englischen von Harald Eckhoff