Mosquitoes Apu Gomes/Getty Images

Tötet die Killermoskitos

SINGAPUR – Moskitos sind zwar klein, aber ihr Stich hat schwere Folgen. Sie verbreiten eine Vielzahl von Krankheiten – wie Chikungunya, Dengue, Malaria, Gelbfieber, West-Nil-Fieber und das Zika-Virus – denen insgesamt jedes Jahr Millionen von Menschen zum Opfer fallen. Die Malaria ist (hinter Tuberkulose und AIDS) eine der weltweit tödlichsten Krankheiten. 2015 fielen ihr 429.000 Menschen zum Opfer. Angesichts eines derart riesigen Problems muss die Ausrottung von Moskitos – und der von ihnen übertragenen Krankheiten – in der Entwicklungshilfe oberste Priorität haben.

Insbesondere in den Entwicklungsländern gehören die Moskitos nach Aussage der Weltgesundheitsorganisation zu den stärksten Gefahren für die öffentliche Gesundheit. Wie aus einer Abbildung im Blog von Bill Gates aus dem letzten Jahr hervorgeht, sind Moskitos jedes Jahr für 830.000 menschliche Todesfälle verantwortlich – 250.000 mehr, als von unseren Mitmenschen verursacht werden.

Neben den massiven menschlichen Verlusten verursachen die von Moskitos übertragenen Krankheiten auch erhebliche wirtschaftliche Kosten. Was die infizierten Menschen betrifft, sind darin Kosten für Behandlungen, Krankenhauskosten, Kosten für den Transport von Krankenhaus und wieder zurück, Kosten für die Abwesenheit vom Arbeitsplatz sowie solche für Insektenspray und Moskitonetze enthalten.

Und die jeweiligen Staaten erleiden durch solche Krankheiten jedes Jahr Verluste in Millionen- oder gar Milliardenhöhe. Regierungen müssen Programme zur Moskitobekämpfung und -vorbeugung bezahlen. Dies reicht von Insektiziden und der Bereitstellung von Moskitonetzen bis hin zu öffentlichen Aufklärungsprogrammen und Impfinitiativen. (Obwohl es keinen allgemein verfügbaren Impfstoff gegen Malaria gibt, nehmen ab 2018 drei Länder an einem Pilotprojekt zur Immunisierung teil, und einige durch Moskitos übertragene Krankheiten – wie Gelbfieber, japanische Enzephalitis und Denguefieber – können durch Impfungen verhindert werden.)

Teilweise müssen die Regierungen auch für die Kosten von Epidemien aufkommen, Forschungen zur Krankheitsbekämpfung finanzieren, zukünftige Erkrankungen verhindern, höhere Gesundheitskosten übernehmen und Programme zur Patientenhilfe unterstützen. Und die Wirtschaft leidet unter verringerter Produktivität.

Daher muss die Ausrottung von Krankheiten, die durch Moskitos übertragen werden, allerhöchste Priorität haben. Dazu ist nicht nur eine effektive Verwaltung erforderlich, sondern auch die Beteiligung der Zivilgesellschaft, des privaten Sektors und der betroffenen Gesellschaftsschichten. Über eine effektive Zusammenarbeit hinaus hängt der Erfolg auch von verbesserter Überwachung und stärkerer Innovationstätigkeit ab, insbesondere in den Bereichen der Diagnostik, der Entwicklung von Medikamenten, Impfstoffen und Insektiziden sowie der Bekämpfung von Krankheitserregern.

PS_Sales_BacktoSchool_1333x1000_Promo

Don’t go back to school without Project Syndicate! For a limited time, we’re offering PS Digital subscriptions for just $50.

Access every new PS commentary, our suite of subscriber-exclusive content, and the full PS archive.

Subscribe Now

Die gute Nachricht ist, dass es bei der Ausrottung von Moskitos bereits heute vielversprechende Innovationen gibt. Eine davon verwendet ein Bakterium namens Wolbachia dafür, das Wachstum tödlicher Viren zu stoppen und die Größe der Moskitopopulationen zu verringern.

Wolbachia ist in etwa 60% der Insektenarten vorhanden, darunter auch in einigen Moskitos. Eine Art, die von Natur aus keine Wolbachia-Bakterien in sich trägt, ist der Aedes-Aegypti-Moskito, der für die Übertragung menschlicher Viren wie Dengue, Chikungunya, Gelbfieber und Zika verantwortlich ist. Studien zeigen, dass durch die Infektion der Aedes-Aegypti-Moskitos mit dem Wolbachia-Bakterium das Wachstum menschlicher Viren im Insekt verhindert werden kann. Ein weiterer Ansatz besteht darin, eine große Anzahl männlicher Moskitos auszusetzen, die das Wolbachia-Bakterium in sich tragen. Weibchen, mit denen sie sich paaren, werden dadurch unfruchtbar.

Eine weitere Innovation ist ein Impfstoff namens AGS-v des Londoner Pharmaunternehmens SEEK, der einen umfassenden Schutz gegen eine ganze Reihe von Krankheiten bietet, die durch Moskitos übertragen werden. Der Impfstoff löst eine Immunreaktion gegen den Speichel von Moskitos aus und verhindert so die Infektion mit Viren, die in diesem Speichel enthalten sind.

Und ebenso wie bei Wolbachia glauben die Forscher, dass auch AGS-v die Moskitobestände verringern kann. Nachdem ein Moskito Blut einer geimpften Person gesaugt hat, können die Antikörper seine Speichelproteine angreifen und ihn so daran hindern, Nahrung aufzunehmen und Eier zu legen – was zu seinem Tode führt. Die klinischen Tests der Phase I für den Impfstoff, die vom Nationalen Institut für Allergien und Infektionskrankheiten finanziert wurden, haben im Februar begonnen.

Eine dritte Innovation ist eine intelligente Moskitofalle, in der nur solche Moskitos gefangen werden, die das Zika-Virus und andere Krankheiten übertragen können. Der Prototyp dieser Falle – der im Rahmen des Vorbeugeprojekts von Microsoft entwickelt wurde – verwendet einen Infrarotlichtstrahl, um mit über 80% Zuverlässigkeit bestimmte Moskitoarten zu bestimmen. Wenn nun der gewünschte Moskito in die Falle geht, speichert diese wichtige Daten wie Uhrzeit, Temperatur, Feuchtigkeit und Lichtverhältnisse, die von den Forschern verwendet werden können, um das Verhalten der Tiere besser zu verstehen und mögliche Ausbrüche von Krankheiten zu verhindern.

Solche Innovationen versprechen, die Bemühungen zur Eindämmung solcher von Moskitos übertragenen Krankheiten erheblich zu beschleunigen. Fraglich ist nur noch, wie intensiv sie angewendet werden. Immerhin werden sogar einfachere Methoden, mit denen die Menschen sich und ihre Familien schützen können, zu wenig umgesetzt.

Beispielsweise sollten, da Moskitos zur Fortpflanzung Wasser benötigen, Pfützen und sonstiges stehendes Wasser rund um Wohngebiete trockengelegt werden. Außerdem könnten die Menschen unbenutzte Reifen aufschlitzen, ihre Vogeltränken regelmäßig reinigen und ihre Schwimmbecken entleeren. Insbesondere rund um menschliche Behausungen können die Moskitolarven durch Insektizide oder das Einbringen von Fischen in Teiche bekämpft werden.

Was erwachsene Moskitos betrifft, können wir deren Populationen bekämpfen, indem wir Gras und Sträucher kurz halten. Wir müssen Fenster- und Türnetze einbauen und instand halten, und morgens und abends, wenn die Moskitos am aktivsten sind, sollten wir nicht nach draußen gehen. Müssen wir das Haus trotzdem verlassen, können langärmlige T-Shirts, lange Hosen und Mückenschutzmittel helfen, Stiche zu verhindern.

Solche Techniken sind nicht narrensicher, aber sie können erheblich zum Schutz der Menschen beitragen. Dazu müssen sie aber angewendet werden. Und dies setzt wiederum voraus, dass die Öffentlichkeit informiert und mit wichtigen Hilfsmitteln ausgestattet wird.

Im letzten Monat vor 120 Jahren wurde erstmals erkannt, dass weibliche Moskitos Malaria übertragen. Seit dieser Zeit konnte diese und andere durch Moskitos übertragene Krankheiten in den Industriestaaten eingedämmt und sogar ausgerottet werden. In den Entwicklungsländern hingegen ist der Kampf noch lange nicht gewonnen.

Aus dem Englischen von Harald Eckhoff

https://prosyn.org/yDvXZNNde