BERKELEY: Wie Stephen Cohen, mit dem zusammen ich The End of Influence: What Happens When Other Countries Have the Money schrieb, gerne sagt, entwickeln sich Volkswirtschaften nicht; vielmehr beruhen sie auf intelligentem Design. Er schiebt dann häufig nach, dass, nur weil hinter dem Design eine Intelligenz steckt, das keineswegs heiße, dass das Design selbst in irgendeiner Hinsicht sinnvoll wäre.
Die erste Behauptung ist, glaube ich, unbestreitbar. Schon seit Ewigkeiten, lange selbst bevor der lydische König Krösus auf die bahnbrechende Idee eines standardisierten Münzsystems kam, ist all das, was Regierungen tun und lassen, um zu strukturieren, anzustoßen und das Gleichgewicht der Dinge zu beeinflussen, von entscheidender Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung.
Man braucht sich nur umzuschauen. Sehen Sie die hundertfachen Divergenzen zwischen den verschiedenen Ländern, was das relative Maß an wirtschaftlicher Produktivität und Wohlstand angeht? Wer würde wagen, zu behaupten, dass die überwiegende Masse dieser Ungleichheiten auf anderen Ursachen beruht als der Geschichte und dem aktuellen Stand staatlicher Steuerung?
Auch Cohens zweites Behauptung stimmt meiner Ansicht nach. Zu sagen, dass Volkswirtschaften das Produkt intelligenten Designs sind, bedeutet lediglich, dass diesem Design eine gewisse menschliche Intelligenz zugrunde liegt. Es heißt nicht, dass das Design ausgereift oder optimal ist.
Dies liegt u.a. daran, dass der Prozess, in dem die Designentscheidungen getroffen werden, der Arbeit in einem Ausschuss ähnelt: Die meisten Leute wollen ein Pferd, doch das Gezerre und Geschiebe in den Verhandlungen bringt dann ein Kamel hervor. Zudem haben die Regierungsvertreter, Lobbyisten und Interessengruppen, die mit dem Design befasst sind, nicht zwangsläufig das öffentliche Interesse im Hinterkopf – oder wissen auch nur, was das öffentliche Interesse im jeweiligen Fall ist.
In Amerika hat es mit dem Prozess des intelligenten Designs der Volkswirtschaft bisher überwiegend gut geklappt; dies ist der Grund, warum die Amerikaner heute so reich sind – sowohl relativ als auch absolut betrachtet. Schließlich waren schon unsere Gründerväter darum bedacht, die noch in den Kinderschuhen steckende amerikanische Wirtschaft umzugestalten. Bereits für Alexander Hamilton galt klar das Primat von Handel und Industrie.
At a time when democracy is under threat, there is an urgent need for incisive, informed analysis of the issues and questions driving the news – just what PS has always provided. Subscribe now and save $50 on a new subscription.
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Insbesondere war Hamilton von der Wichtigkeit eines hochentwickelten Bankensystems überzeugt, welches die wachsende Volkswirtschaft unterstützen sollte. Und er selbst und seine Mit-Föderalisten, darunter auch John Adams, glaubten fest daran, jungen Branchen Raum zum Wachsen zu bieten – sie verwendeten sogar Gelder des Kriegsministeriums, um Experimente des damaligen „Hightech“-Sektors zu finanzieren.
Und nachdem die Demokratischen Republikaner, angeführt von Thomas Jefferson und James Madison, die Föderalisten verdrängt hatten, beschlossen sie bald, dass ihre Grundsätze eines kleinen Staatsapparates ein Luxus seien, den man sich nur fern der Macht leisten könne. Eroberungskriege, territoriale Akquisitionen, die Vermessung des Kontinents und Subventionen für Kanäle und dann die Eisenbahn waren gut für die Wähler, Einwanderer und so ziemlich alle anderen, mal abgesehen von der zahlen- und bewaffnungsmäßig unterlegenen Indianern, die dabei in die Quere kamen.
Tatsächlich ist jede Regierung, die in dem Umfang, wie dies die US-Regierung im 19. Jahrhundert tat, eine Infrastruktur aufbaut und Landtitel zuweist, das personifizierte „Big Government“. Man ergänze dies noch um gepfefferte Zolltarife auf eingeführte Fertigwaren – die gegen die wütenden Proteste der Bauern und Plantagenbesitzer im Süden durchgedrückt wurden –, und schon hat man jene Politik, die auf intelligente Weise das Amerika des 19. und frühen 20. Jahrhunderts zu großen Teilen konzipierte.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war es wieder die Regierung, die die Umgestaltung der US-Wirtschaft anführte. Die Entscheidungen zum Bau des die Einzelstaaten übergreifenden Schnellstraßennetzes (und zur Verwendung eines Großteils dieses Geldes für den Bau von Straßen für Pendler aus den Vorstädten) sowie zum Anstoß des langfristigen Hypothekenmarktes – die den weit verbreiteten Glauben widerspiegelten, die Interessen von General Motors seien mit denen Amerikas identisch – führten im wahrsten Sinne des Wortes zu einer Umgestaltung der Landschaft. Man verbinde dies mit dem umfassenden Ausbau der weltführenden Forschungsuniversitäten, die anschließend Millionen und Abermillionen von Menschen ausbildeten, und mit der Tradition, Verteidigungsgelder zur Finanzierung von Hightechforschung und -entwicklung einzusetzen, und voilà, schon hat man die US-Wirtschaft der Nachkriegszeit.
Selbst den Dollar hat die US-Regierung, wann immer es wirtschaftlich brenzlig wurde, im Interesse des wirtschaftlichen Wohlstands abgewertet. Franklin D. Roosevelt tat dies während der Großen Depression, und Richard Nixon und Ronald Reagan taten es auch.
Es lohnt, sich diese geschichtlichen Abläufe zu vergegenwärtigen, denn Amerika steht vor einer weiteren Debatte darüber, ob die US-Volkswirtschaft sich entwickelt oder entwickelt wird. Dabei behaupten Präsident Barack Obamas Gegner, dass was immer an Amerikas Wirtschaft gut ist, sich ohne eine Lenkung entwickelt hat, und dass was immer schlecht ist von der Regierung konzipiert wurde.
Das ist natürlich albern. Amerikas Regierungen werden die wirtschaftliche Entwicklung weiter planen und konzipieren, so wie sie es schon immer getan haben. Die Frage ist, wie, und ob das Design in irgendeiner Hinsicht sinnvoll sein wird.
Doch gibt es in der anstehenden Debatte in Amerika zwei Gefahren. Die erste betrifft den Begriff, der verwendet werden dürfte, um der Debatte einen Rahmen zu geben: Wettbewerbsfähigkeit. „Produktivität“ wäre viel besser. „Wettbewerbsfähigkeit“ trägt die Implikation eines Nullsummenspiels in sich, bei dem Amerika nur gewinnen kann, wenn seine Handelspartner verlieren.
Dies ist eine irreführende und gefährliche Folgerung. Vielmehr profitiert Amerika bei ansonsten gleichen Rahmenbedingungen von reicheren Handelspartnern: Sie stellen mehr gute Sachen her, die die Amerikaner kaufen können, und verkaufen sie billiger, und ihre stärkere Nachfrage hat zur Folge, dass sie mehr für das zu zahlen bereit sind, was Amerika zu verkaufen hat. Ergo: Alle profitieren.
Die zweite Gefahr ist: „Wettbewerbsfähigkeit“ impliziert, dass was für die in Amerika ansässigen Unternehmen – d.h. ihre Investoren, Führungskräfte und Finanziers – gut ist, auch für Amerika insgesamt gut ist. Als damals, als Präsident Dwight D. Eisenhower ihn für sein Kabinett nominierte, Charlie Wilson behauptete: „Was gut ist für Amerika, ist gut für General Motors – und umgekehrt.“, umfasste GM nicht bloß Aktionäre, Führungskräfte und Finanziers, sondern auch Zulieferer und Mitglieder der Gewerkschaft United Auto Workers. Der jüngst von Obama zum Leiter des Rates für Arbeitsplätze und Wettbewerbsfähigkeit des Präsidenten ernannte Jeffrey Immelt, der Vorstandsvorsitzende von General Electric, führt dagegen ein Unternehmen, das längst schon auf Führungskräfte, Investoren und Finanziers verengt ist.
Wir wollen hoffen, dass die bevorstehende Debatte gut ausgeht. Ob wir ein wohlhabenderes Amerika mit hohem Wirtschaftswachstum bekommen – ein Szenario, an dem die übrige Welt ein vitales Interesse hat – steht auf Messers Schneide.
When tariffs are moderate and used to complement a domestic investment agenda, they need not do much harm; they can even be useful. When they are indiscriminate and are not supported by purposeful domestic policies, they do considerable damage – most of it at home.
argues that import duties are neither an all-purpose tool, as Donald Trump believes, nor a purposeless one.
Donald Trump's return to the White House will almost certainly trigger an unmanaged decoupling of the world’s most important geopolitical relationship, increasing the risk of global economic disruption and crisis. After all, Chinese leaders will be far less conciliatory than they were during his first term.
thinks Xi Jinping's government will be less accommodative of the “Tariff Man's” demands this time around.
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BERKELEY: Wie Stephen Cohen, mit dem zusammen ich The End of Influence: What Happens When Other Countries Have the Money schrieb, gerne sagt, entwickeln sich Volkswirtschaften nicht; vielmehr beruhen sie auf intelligentem Design. Er schiebt dann häufig nach, dass, nur weil hinter dem Design eine Intelligenz steckt, das keineswegs heiße, dass das Design selbst in irgendeiner Hinsicht sinnvoll wäre.
Die erste Behauptung ist, glaube ich, unbestreitbar. Schon seit Ewigkeiten, lange selbst bevor der lydische König Krösus auf die bahnbrechende Idee eines standardisierten Münzsystems kam, ist all das, was Regierungen tun und lassen, um zu strukturieren, anzustoßen und das Gleichgewicht der Dinge zu beeinflussen, von entscheidender Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung.
Man braucht sich nur umzuschauen. Sehen Sie die hundertfachen Divergenzen zwischen den verschiedenen Ländern, was das relative Maß an wirtschaftlicher Produktivität und Wohlstand angeht? Wer würde wagen, zu behaupten, dass die überwiegende Masse dieser Ungleichheiten auf anderen Ursachen beruht als der Geschichte und dem aktuellen Stand staatlicher Steuerung?
Auch Cohens zweites Behauptung stimmt meiner Ansicht nach. Zu sagen, dass Volkswirtschaften das Produkt intelligenten Designs sind, bedeutet lediglich, dass diesem Design eine gewisse menschliche Intelligenz zugrunde liegt. Es heißt nicht, dass das Design ausgereift oder optimal ist.
Dies liegt u.a. daran, dass der Prozess, in dem die Designentscheidungen getroffen werden, der Arbeit in einem Ausschuss ähnelt: Die meisten Leute wollen ein Pferd, doch das Gezerre und Geschiebe in den Verhandlungen bringt dann ein Kamel hervor. Zudem haben die Regierungsvertreter, Lobbyisten und Interessengruppen, die mit dem Design befasst sind, nicht zwangsläufig das öffentliche Interesse im Hinterkopf – oder wissen auch nur, was das öffentliche Interesse im jeweiligen Fall ist.
In Amerika hat es mit dem Prozess des intelligenten Designs der Volkswirtschaft bisher überwiegend gut geklappt; dies ist der Grund, warum die Amerikaner heute so reich sind – sowohl relativ als auch absolut betrachtet. Schließlich waren schon unsere Gründerväter darum bedacht, die noch in den Kinderschuhen steckende amerikanische Wirtschaft umzugestalten. Bereits für Alexander Hamilton galt klar das Primat von Handel und Industrie.
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Und nachdem die Demokratischen Republikaner, angeführt von Thomas Jefferson und James Madison, die Föderalisten verdrängt hatten, beschlossen sie bald, dass ihre Grundsätze eines kleinen Staatsapparates ein Luxus seien, den man sich nur fern der Macht leisten könne. Eroberungskriege, territoriale Akquisitionen, die Vermessung des Kontinents und Subventionen für Kanäle und dann die Eisenbahn waren gut für die Wähler, Einwanderer und so ziemlich alle anderen, mal abgesehen von der zahlen- und bewaffnungsmäßig unterlegenen Indianern, die dabei in die Quere kamen.
Tatsächlich ist jede Regierung, die in dem Umfang, wie dies die US-Regierung im 19. Jahrhundert tat, eine Infrastruktur aufbaut und Landtitel zuweist, das personifizierte „Big Government“. Man ergänze dies noch um gepfefferte Zolltarife auf eingeführte Fertigwaren – die gegen die wütenden Proteste der Bauern und Plantagenbesitzer im Süden durchgedrückt wurden –, und schon hat man jene Politik, die auf intelligente Weise das Amerika des 19. und frühen 20. Jahrhunderts zu großen Teilen konzipierte.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war es wieder die Regierung, die die Umgestaltung der US-Wirtschaft anführte. Die Entscheidungen zum Bau des die Einzelstaaten übergreifenden Schnellstraßennetzes (und zur Verwendung eines Großteils dieses Geldes für den Bau von Straßen für Pendler aus den Vorstädten) sowie zum Anstoß des langfristigen Hypothekenmarktes – die den weit verbreiteten Glauben widerspiegelten, die Interessen von General Motors seien mit denen Amerikas identisch – führten im wahrsten Sinne des Wortes zu einer Umgestaltung der Landschaft. Man verbinde dies mit dem umfassenden Ausbau der weltführenden Forschungsuniversitäten, die anschließend Millionen und Abermillionen von Menschen ausbildeten, und mit der Tradition, Verteidigungsgelder zur Finanzierung von Hightechforschung und -entwicklung einzusetzen, und voilà, schon hat man die US-Wirtschaft der Nachkriegszeit.
Selbst den Dollar hat die US-Regierung, wann immer es wirtschaftlich brenzlig wurde, im Interesse des wirtschaftlichen Wohlstands abgewertet. Franklin D. Roosevelt tat dies während der Großen Depression, und Richard Nixon und Ronald Reagan taten es auch.
Es lohnt, sich diese geschichtlichen Abläufe zu vergegenwärtigen, denn Amerika steht vor einer weiteren Debatte darüber, ob die US-Volkswirtschaft sich entwickelt oder entwickelt wird. Dabei behaupten Präsident Barack Obamas Gegner, dass was immer an Amerikas Wirtschaft gut ist, sich ohne eine Lenkung entwickelt hat, und dass was immer schlecht ist von der Regierung konzipiert wurde.
Das ist natürlich albern. Amerikas Regierungen werden die wirtschaftliche Entwicklung weiter planen und konzipieren, so wie sie es schon immer getan haben. Die Frage ist, wie, und ob das Design in irgendeiner Hinsicht sinnvoll sein wird.
Doch gibt es in der anstehenden Debatte in Amerika zwei Gefahren. Die erste betrifft den Begriff, der verwendet werden dürfte, um der Debatte einen Rahmen zu geben: Wettbewerbsfähigkeit. „Produktivität“ wäre viel besser. „Wettbewerbsfähigkeit“ trägt die Implikation eines Nullsummenspiels in sich, bei dem Amerika nur gewinnen kann, wenn seine Handelspartner verlieren.
Dies ist eine irreführende und gefährliche Folgerung. Vielmehr profitiert Amerika bei ansonsten gleichen Rahmenbedingungen von reicheren Handelspartnern: Sie stellen mehr gute Sachen her, die die Amerikaner kaufen können, und verkaufen sie billiger, und ihre stärkere Nachfrage hat zur Folge, dass sie mehr für das zu zahlen bereit sind, was Amerika zu verkaufen hat. Ergo: Alle profitieren.
Die zweite Gefahr ist: „Wettbewerbsfähigkeit“ impliziert, dass was für die in Amerika ansässigen Unternehmen – d.h. ihre Investoren, Führungskräfte und Finanziers – gut ist, auch für Amerika insgesamt gut ist. Als damals, als Präsident Dwight D. Eisenhower ihn für sein Kabinett nominierte, Charlie Wilson behauptete: „Was gut ist für Amerika, ist gut für General Motors – und umgekehrt.“, umfasste GM nicht bloß Aktionäre, Führungskräfte und Finanziers, sondern auch Zulieferer und Mitglieder der Gewerkschaft United Auto Workers. Der jüngst von Obama zum Leiter des Rates für Arbeitsplätze und Wettbewerbsfähigkeit des Präsidenten ernannte Jeffrey Immelt, der Vorstandsvorsitzende von General Electric, führt dagegen ein Unternehmen, das längst schon auf Führungskräfte, Investoren und Finanziers verengt ist.
Wir wollen hoffen, dass die bevorstehende Debatte gut ausgeht. Ob wir ein wohlhabenderes Amerika mit hohem Wirtschaftswachstum bekommen – ein Szenario, an dem die übrige Welt ein vitales Interesse hat – steht auf Messers Schneide.