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Wie sich KI-gestütztes Lernen fördern lässt

NEW YORK – Die künstliche Intelligenz hat die Fantasie von Unternehmensführern beflügelt, die neue technische Lösungen in ihren Branchen umsetzen wollen. Doch ließe sich die KI auch für umfassendere und komplexere Probleme einsetzen, insbesondere im Bildungswesen. Diese Vision ist bereits dabei, Wirklichkeit zu werden, da die Technologie schon jetzt dazu beiträgt, das Lernen von Schülern zu verbessern, neue Wege zu einer lohnenden Berufstätigkeit zu schaffen und die Ausbildung von heute mit den Arbeitsplätzen von morgen in Einklang zu bringen.

Ein kürzlich veröffentlichter Bericht ergab, dass etwa die Hälfte der befragten Lehrkräfte und schulischen Verwaltungsmitarbeiter in den USA, die derzeit KI bei ihrer Arbeit nutzen, das Potenzial der Technologie optimistisch einschätzen. Doch behindert ein Mangel an Schulungen die breite Einführung.

Zum Glück lässt sich dieses Hindernis relativ leicht überwinden. Zunächst einmal sollten Wirtschaftsführer und politische Entscheidungsträger zusammenarbeiten, um Lehrkräften kostenlose Schulungen zu den Grundlagen der KI und ihren praktischen Anwendungen anzubieten. Ein „Train-the-Trainer“-Modell kann im Rahmen kostengünstiger oder kostenloser Online-Lernangebote umgesetzt und auf bestimmte Bildungsstufen oder lokale Lehrpläne zugeschnitten werden. Dieser Ansatz ermöglicht es den Lehrkräften, Selbstvertrauen im Umgang mit der neuen Technologie zu gewinnen und in ihren Klassenzimmern mit praktischen Anwendungen zu experimentieren.

Zudem sind Lehrkräfte, die sich mit KI auskennen, besser in der Lage, Schülern und Studierenden, die mehr über diesen Sektor erfahren möchten, zu helfen. Eine IBM-Umfrage zeigt, dass viele Lernende gut bezahlte technische Berufe anstreben, aber glauben, sie seien nicht ausreichend qualifiziert, weil ihnen die akademischen Qualifikationen fehlen. Andere sagen, sie wüssten einfach nicht, wo sie anfangen sollen. Hier kommt die generative KI ins Spiel: Sie kann Kurse empfehlen, die dem Niveau und den Interessen der Lernenden entsprechen, und Echtzeit-Feedback anbieten, während sie sich durch den Stoff arbeiten. KI-gestützte Lösungen können die Lernenden sogar mit Mentoren zusammenbringen, die sie in Fragen der Hochschulbildung und des beruflichen Fortkommens beraten können. Dies führt zu einer persönlicheren und direkteren Bildungserfahrung als das Online-Lernen von gestern.

Ein wichtiges Hindernis bei der Verringerung des KI-Qualifikationsdefizits ist das rasante Innovationstempo, das zu einem erheblichen ungedeckten Bedarf an Fachwissen geführt hat. Nach Angaben des Weltwirtschaftsforums muss sich die Hälfte der weltweiten Arbeitskräfte weiterbilden oder umschulen. Jedoch ist der Bildungsmarkt derzeit nicht in der Lage, diesen Bedarf zu decken. Es ist ermutigend, dass im gesamten KI-Ökosystem neue Angebote eingeführt werden – von Kursen zu Ethik und Prompt Engineering bis hin zu Ressourcen, die Schülern und Studierenden kreative Erfahrungen ermöglichen. Da die Lebensdauer technischer Fähigkeiten immer kürzer wird, müssen sowohl Schüler und Studierende als auch lebenslang Lernende ermutigt werden, in KI-Schulungen zu investieren.

Zugleich treibt die KI tiefgreifende Veränderungen in Branchen und Märkten voran, und das breite Spektrum dieses Wandels erfordert eine ebenso umfassende Reaktion – individuelle Anstrengungen werden dabei nicht ausreichen. Der erste Schritt, um Lernenden zu helfen, ihren Weg zu den Arbeitsplätzen von morgen zu finden, besteht darin, sicherzustellen, dass diese Stellen existieren. Führungskräfte von Unternehmen und politische Entscheidungsträger müssen zusammenarbeiten, um Arbeitsplätze zu schaffen, die qualifizierten Bewerbern eine höherwertige Arbeit bieten, und diese so in die Lage zu versetzen, ihre Familien besser zu versorgen.

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Ebenso wichtig sind sektorübergreifende Kooperationen wie die AI Alliance, die die Offenheit über diese Systeme fördern und den Wissensaustausch beschleunigen soll, und das AI-Enabled Information and Communication Technology (ICT) Workforce Consortium, das Arbeitnehmer an entsprechende Schulungsprogramme verweist. Derartige kollektive Maßnahmen schaffen Möglichkeiten, die Begeisterung für KI zu nutzen, um gemeinsame Rahmenbedingungen zu schaffen und einen Ansatz zu entwickeln, bei dem die Fähigkeiten im Vordergrund stehen, um die Tech-Führungskräfte von morgen zu ermitteln und zu fördern.

Aber die Arbeit hat gerade erst begonnen. Branchenführer und politische Entscheidungsträger müssen weiterhin einen gemeinsamen Ansatz für die Bildung und die Schaffung von Arbeitsplätzen im Zeitalter der KI entwickeln und eine allgemeinere Vertrautheit mit den Grundlagen der Technologie fördern. Ich selbst als Chief Impact Officer von IBM stehe vor der Frage, wie mein Unternehmen sicherstellen kann, dass Schüler, Lehrkräfte, Beschäftigte und Arbeitssuchende von diesen Fortschritten profitieren. Obwohl wir mit IBM SkillsBuild einen Schritt in diese Richtung gemacht haben, erfordert die Gestaltung der Branchen und Arbeitsplätze der Zukunft eine Vielzahl KI-gestützter Funktionen und Programme, die Lernenden im Laufe ihres Lebens personalisierte Bildungserfahrungen bieten können.

Aus dem Englischen von Jan Doolan

https://prosyn.org/DGbCNNZde