WASHINGTON DC – Der Ölpreis hat sich in den letzten achtzehn Monaten verdoppelt und der Weltwirtschaft dadurch enorme Kosten verursacht. Die starke weltweite Nachfrage aufgrund des Bedarfs in aufsteigenden Ökonomien wie China hat den Preisanstieg zweifellos verstärkt. Aber das Ausmaß dieses Anstiegs geht doch über normale Faktoren wie Angebot und Nachfrage hinaus und deutet daher auf Spekulationen hin. Dies unterstreicht die Notwendigkeit politischer Maßnahmen zur Bereinigung des Ölmarktes.
Aufgrund ihres Glaubens an die Märkte halten die meisten Ökonomen nichts von der Theorie, dass Spekulationen schuld am Preisanstieg sind. Wäre dies tatsächlich der Fall, so die Ökonomen, müsste es einen Anstieg der Vorräte geben, denn höhere Preise würden zu vermindertem Verbrauch führen, wodurch Spekulanten gezwungen wären, größere Lager anzulegen. Die Tatsache, dass Vorräte nicht angestiegen sind, entlaste angeblich die Ölspekulanten.
Die Zusammenhänge sind jedoch weit komplexer, denn die Ölnachfrage ist extrem preisunempfindlich. Kurzfristig ist es technisch schwierig, den Verbrauch anzupassen. So ist beispielsweise die Treibstoffeffizienz jedes Autos und jedes LKW eine fixe Größe und der größte Teil der Transporte obliegt nicht dem freien Ermessen. Obwohl höhere Flugpreise die Zahl der verkauften Tickets senken können, reduzieren Fluggesellschaften ihren Treibstoffverbrauch nur, wenn sie Flüge streichen.
Dies veranschaulicht einen grundsätzlichen Punkt: kurzfristig ist verminderte ökonomische Aktivität die wichtigste Möglichkeit, die Nachfrage zu verringern. Aus diesem Grund und weil es keine Rezession gibt, ist die Nachfrage im letzten Jahr größtenteils unverändert geblieben.
Außerdem ist es relativ einfach, eine Verringerung des Ölverbrauchs hinauszuzögern. Die Verbraucher können die Ausgaben für andere Dinge in ihrem Ermessensspielraum senken und mit dem dadurch gesparten Geld höhere Treibstoffpreise bezahlen. Auch Kredite können knappe Verbraucherbudgets vorübergehend auffüllen. Obwohl der Immobilienboom in den Vereinigten Staaten – der in dieser Hinsicht hilfreich war – im Jahr 2006 zu Ende ging, steigen die Verbraucherschulden weiterhin an und die amerikanische Zentralbank hat alles in ihrer Macht stehende getan, um diese Entwicklung zu fördern. Daher ist die US-Wirtschaft vorläufig auch in der Lage, die von den Spekulanten erhobene Ölsteuer zu bezahlen.
Unglücklicherweise ist der Beweis, dass Spekulationen für die steigenden Preise verantwortlich sind, schwer zu erbringen. Spekulationen finden nämlich eher in Zeiten des Booms statt, so dass sich Preisanstiege leicht als Abbild ökonomischer Fundamentaldaten tarnen können. Aber im Gegensatz zu den Behauptungen der Ökonomen verraten die Ölvorräte sehr wohl, dass die Entwicklung etwas mit Spekulationen zu tun hat. Diese Vorräte liegen nämlich im historischen Vergleich bei normalen Werten und 10 % höher als vor fünf Jahren. Bei so stark gestiegenen Ölpreisen, hätten die Vorräte, aufgrund starker Anreize, Bestände zu verringern, eigentlich fallen müssen. Unterdessen berichtet das Wall Street Journal , dass Finanzfirmen zunehmend in die Vermietung von Öllagerkapazitäten einsteigen.
Das Grundproblem ist, dass auf den Finanzmärkten momentan zig Milliarden Dollar für Spekulationszwecke mobilisiert werden können. Dies ermöglicht den Händlern, Öl zu kaufen und es rasch zu verkaufen, wenn sich die Endverbraucher an höhere Preise gewöhnt haben – eine Situation, die durch die Regierung Bush noch verschärft wird, da sie den strategischen Reserven der USA beharrlich weitere Ölbestände hinzufügte, damit die Nachfrage in die Höhe trieb und zusätzliche Lagerkapazität zur Verfügung stellte.
Ohne Umdenken auf Seiten der Händler wird die derzeitige Ölpreisspitze nur durch eine Rezession zu senken sein, die es auch den Verbrauchern nicht mehr gestattet, hohe Preise abzufedern oder wenn der langsame Prozess, Öl durch andere Technologien zu ersetzen, zu greifen beginnt. Letzten Endes werden ökonomische Fundamentaldaten also die Oberhand über die Spekulationen behalten, aber in der Zwischenzeit wird die Gesellschaft einen hohen Preis dafür bezahlt haben.
Während die Ölspekulanten Gewinne machen, leiden sowohl die Wirtschaft in den USA als auch die Weltwirtschaft und rücken damit näher an eine Rezession heran. Im Falle der USA hat die massive Abhängigkeit von importiertem Öl das Handelsbilanzdefizit noch verschlechtert und zu einer weiteren Schwächung des Dollars geführt.
In dieser ernüchternden Situation bedarf es neuer Regulierungen zur Begrenzung der Teilnahme am Ölmarkt, Obergrenzen bei der Zahl der zulässigen Handelspositionen und, wenn machbar, hoher Mindesteinschuss-Sätze. Leider wird die Umsetzung derartiger Maßnahmen in Anbetracht der gängigen ökonomischen Ansichten zu einem harten Kampf werden.
Dennoch sind Aktionen der Verbraucher durchaus möglich. Ein großer Teil des Treibstoffs wird ja in den Tanks der Autos gelagert. Würden die Autofahrer nicht mehr voll tanken, sondern die Tanks nur mehr zur Hälfte füllen, würde die Benzinnachfrage unmittelbar sinken. Angesichts mangelnder Lagerkapazitäten könnte dies die Preise sehr rasch senken und die Spekulanten könnten sich die Finger verbrennen.
WASHINGTON DC – Der Ölpreis hat sich in den letzten achtzehn Monaten verdoppelt und der Weltwirtschaft dadurch enorme Kosten verursacht. Die starke weltweite Nachfrage aufgrund des Bedarfs in aufsteigenden Ökonomien wie China hat den Preisanstieg zweifellos verstärkt. Aber das Ausmaß dieses Anstiegs geht doch über normale Faktoren wie Angebot und Nachfrage hinaus und deutet daher auf Spekulationen hin. Dies unterstreicht die Notwendigkeit politischer Maßnahmen zur Bereinigung des Ölmarktes.
Aufgrund ihres Glaubens an die Märkte halten die meisten Ökonomen nichts von der Theorie, dass Spekulationen schuld am Preisanstieg sind. Wäre dies tatsächlich der Fall, so die Ökonomen, müsste es einen Anstieg der Vorräte geben, denn höhere Preise würden zu vermindertem Verbrauch führen, wodurch Spekulanten gezwungen wären, größere Lager anzulegen. Die Tatsache, dass Vorräte nicht angestiegen sind, entlaste angeblich die Ölspekulanten.
Die Zusammenhänge sind jedoch weit komplexer, denn die Ölnachfrage ist extrem preisunempfindlich. Kurzfristig ist es technisch schwierig, den Verbrauch anzupassen. So ist beispielsweise die Treibstoffeffizienz jedes Autos und jedes LKW eine fixe Größe und der größte Teil der Transporte obliegt nicht dem freien Ermessen. Obwohl höhere Flugpreise die Zahl der verkauften Tickets senken können, reduzieren Fluggesellschaften ihren Treibstoffverbrauch nur, wenn sie Flüge streichen.
Dies veranschaulicht einen grundsätzlichen Punkt: kurzfristig ist verminderte ökonomische Aktivität die wichtigste Möglichkeit, die Nachfrage zu verringern. Aus diesem Grund und weil es keine Rezession gibt, ist die Nachfrage im letzten Jahr größtenteils unverändert geblieben.
Außerdem ist es relativ einfach, eine Verringerung des Ölverbrauchs hinauszuzögern. Die Verbraucher können die Ausgaben für andere Dinge in ihrem Ermessensspielraum senken und mit dem dadurch gesparten Geld höhere Treibstoffpreise bezahlen. Auch Kredite können knappe Verbraucherbudgets vorübergehend auffüllen. Obwohl der Immobilienboom in den Vereinigten Staaten – der in dieser Hinsicht hilfreich war – im Jahr 2006 zu Ende ging, steigen die Verbraucherschulden weiterhin an und die amerikanische Zentralbank hat alles in ihrer Macht stehende getan, um diese Entwicklung zu fördern. Daher ist die US-Wirtschaft vorläufig auch in der Lage, die von den Spekulanten erhobene Ölsteuer zu bezahlen.
Unglücklicherweise ist der Beweis, dass Spekulationen für die steigenden Preise verantwortlich sind, schwer zu erbringen. Spekulationen finden nämlich eher in Zeiten des Booms statt, so dass sich Preisanstiege leicht als Abbild ökonomischer Fundamentaldaten tarnen können. Aber im Gegensatz zu den Behauptungen der Ökonomen verraten die Ölvorräte sehr wohl, dass die Entwicklung etwas mit Spekulationen zu tun hat. Diese Vorräte liegen nämlich im historischen Vergleich bei normalen Werten und 10 % höher als vor fünf Jahren. Bei so stark gestiegenen Ölpreisen, hätten die Vorräte, aufgrund starker Anreize, Bestände zu verringern, eigentlich fallen müssen. Unterdessen berichtet das Wall Street Journal , dass Finanzfirmen zunehmend in die Vermietung von Öllagerkapazitäten einsteigen.
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Ohne Umdenken auf Seiten der Händler wird die derzeitige Ölpreisspitze nur durch eine Rezession zu senken sein, die es auch den Verbrauchern nicht mehr gestattet, hohe Preise abzufedern oder wenn der langsame Prozess, Öl durch andere Technologien zu ersetzen, zu greifen beginnt. Letzten Endes werden ökonomische Fundamentaldaten also die Oberhand über die Spekulationen behalten, aber in der Zwischenzeit wird die Gesellschaft einen hohen Preis dafür bezahlt haben.
Während die Ölspekulanten Gewinne machen, leiden sowohl die Wirtschaft in den USA als auch die Weltwirtschaft und rücken damit näher an eine Rezession heran. Im Falle der USA hat die massive Abhängigkeit von importiertem Öl das Handelsbilanzdefizit noch verschlechtert und zu einer weiteren Schwächung des Dollars geführt.
In dieser ernüchternden Situation bedarf es neuer Regulierungen zur Begrenzung der Teilnahme am Ölmarkt, Obergrenzen bei der Zahl der zulässigen Handelspositionen und, wenn machbar, hoher Mindesteinschuss-Sätze. Leider wird die Umsetzung derartiger Maßnahmen in Anbetracht der gängigen ökonomischen Ansichten zu einem harten Kampf werden.
Dennoch sind Aktionen der Verbraucher durchaus möglich. Ein großer Teil des Treibstoffs wird ja in den Tanks der Autos gelagert. Würden die Autofahrer nicht mehr voll tanken, sondern die Tanks nur mehr zur Hälfte füllen, würde die Benzinnachfrage unmittelbar sinken. Angesichts mangelnder Lagerkapazitäten könnte dies die Preise sehr rasch senken und die Spekulanten könnten sich die Finger verbrennen.