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Künstliche Intelligenz gegen menschliche Dummheit

NEW YORK – Seit meiner Rückkehr von der diesjährigen Tagung des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos wurde ich wiederholt nach meinen wichtigsten dort gewonnen Erkenntnissen gefragt. Zu den meistdiskutierten Themen gehörte in diesem Jahr die künstliche Intelligenz – insbesondere die generative KI. Angesichts der jüngsten Einführung großer Sprachmodelle (wie dem, das ChatGPT antreibt) gibt es große Hoffnungen und viel Hype in Bezug darauf, welchen Beitrag die KI künftig zu Produktivität und Wirtschaftswachstum leisten könnte.

Zur der Beantwortung dieser Frage müssen wir im Hinterkopf behalten, dass unsere Welt viel stärker durch menschliche Dummheit beherrscht wird als durch künstliche Intelligenz. Die wachsende Zahl an Megathreats – die jeweils ein Element innerhalb der umfassenderen „Polycrisis“ darstellen – bestätigt, dass unsere Politik zu zerrüttet ist und unsere politischen Strategien zu fehlgeleitet sind, um selbst den schwerwiegendsten und offensichtlichsten Zukunftsrisiken zu begegnen. Dazu gehören der Klimawandel, der enorme wirtschaftliche Kosten nach sich ziehen wird, gescheiterte Staaten, die die Flut der Klimaflüchtlinge zusätzlich anschwellen lassen werden, und wiederholte bösartige Pandemien, die wirtschaftlich noch schwerere Schäden anrichten könnten als COVID-19.

Verschlimmert wird die Sache dadurch, dass gefährliche geopolitische Rivalitäten sich zu neuen Kalten Kriegen – wie zwischen den USA und China – und potenziell explosiven heißen Kriegen wie in der Ukraine und im Nahen Osten auswachsen. Die wachsende, teilweise durch die Hyperglobalisierung und arbeitssparende Technologien angetriebene Einkommens- und Vermögensungleichheit hat eine Gegenreaktion auf die liberale Demokratie ausgelöst, die populistischen, autokratischen und gewalttätigen politischen Bewegungen Spielräume eröffnet.

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